Moskau/Washington. Die Beziehungen zwischen Russland und den USA sind angespannt. Das ist beim Besuch von US-Außenminister Tillerson in Moskau spürbar.

  • US-Außenminister Tillerson hat sich zu Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen in Moskau getroffen
  • Bei den Gesprächen geht es auch um den Syrien-Konflikt
  • Putin beklagt, seit Trumps Amtsantritt seien die Beziehungen schlechter geworden

Im Zeichen schwerer Spannungen wegen Syrien hat US-Außenminister Rex Tillerson erstmals Gespräche mit der russischen Regierung in Moskau geführt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow warnte gleich zu Beginn des Treffens mit Tillerson vor weiteren US-Militärschlägen in Syrien. „Wir halten es für einen wichtigen Grundsatz, solche Risiken und zukünftige Wiederholungen solcher Aktionen nicht zuzulassen“, sagte Lawrow am Mittwoch.

Die USA und ihre wichtigsten Verbündeten wollen Russland hingegen zu neuen Verhandlungen über eine politische Lösung des blutigen Syrien-Kriegs bewegen. Sie verlangen von Moskau aber den Bruch mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Russland ist der wichtigste Verbündete Assads.

Tillerson sprach nach russischen Agenturberichten von „scharfen Meinungsverschiedenheiten“ mit Moskau. Sein Besuch solle aber dazu dienen, die unterschiedlichen Ansichten besser zu verstehen und nach Wegen zu suchen, sie zu überbrücken, sagte er.

Fünf wichtige Problemfelder

Der US-Außenminister Rex Tillerson (l) und der russische Außenminister Sergej Lawrow trafen sich Mitte Februar 2017 bereits beim G20-Außenministertreffen in Bonn (Nordrhein-Westfalen).
Der US-Außenminister Rex Tillerson (l) und der russische Außenminister Sergej Lawrow trafen sich Mitte Februar 2017 bereits beim G20-Außenministertreffen in Bonn (Nordrhein-Westfalen). © dpa | Rolf Vennenbernd

Der ehemalige Ölmanager mit langjährigen Kontakten nach Moskau ist das erste Mitglied von Trumps Führung, das Russland besucht. Bei Tillersons Gesprächen soll es auch um die Ukraine, Nordkorea und andere internationale Konflikte gehen. Tillerson war am Dienstagnachmittag in Moskau eingetroffen.

Erwartet wurde, dass er auch von Präsident Wladimir Putin empfangen wird. Ein solches Treffen sei möglich, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.

Putin selbst ließ sich zum Besuch mit der Klage über eine Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und den USA seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump zitieren. „Man kann sagen, dass das Vertrauensniveau auf Arbeitsebene nicht besser geworden ist, sondern eher schlechter, vor allem auf militärischer Ebene“, sagte Putin dem Fernsehsender Mir.

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Hoffnungen auf einen Neuanfang, den US-Präsident Donald Trump angekündigt hatte, haben sich bislang nicht erfüllt. Das sind die fünf wichtige Problemfelder im Verhältnis der größten Atommächte:

• Syrien: Seit 2011 herrscht Krieg in dem nahöstlichen Land, etwa 500.000 Menschen sind getötet worden. Russland unterstützt Staatschef Baschar al-Assad militärisch, die USA blieben unter dem zögernden Barack Obama außen vor. Doch nun hat Assad mutmaßlich erneut Giftgas gegen die Bevölkerung eingesetzt. Trump hat deshalb einen syrischen Militärflughafen bombardieren lassen. Frieden ist nicht in Sicht, stattdessen droht der Konflikt der Großmächte zu eskalieren.

• Ukraine: Russland sieht das Nachbarland als sein Einflussgebiet. Es hat ihm 2014 erst die Halbinsel Krim weggenommen, dann einen prorussischen Aufstand in der Ostukraine unterstützt. In dem Krieg am Rande Europas sind schon etwa 10.000 Menschen getötet worden. Die USA und die EU haben Sanktionen gegen Russland verhängt, die Moskau abschütteln möchte. Ohne mehr US-Engagement scheint der Konflikt nicht lösbar.

• Russische Einmischung in US-Wahl: Vor der Präsidentenwahl 2016 gab es rätselhafte Hackerangriffe gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton, russische Stellungnahmen für Trump, merkwürdige Kontakte seines Teams nach Moskau. Wollte Russland Unruhe stiften, gar Trump zur Macht verhelfen? Dies wird in Washington untersucht. Der Verdacht bereitet Trump Probleme, auch wenn Moskau die Vorwürfe zurückweist.

• Nukleare Rüstung: Das System von Abrüstungsverträgen wankt. Ein Abkommen über die Vernichtung waffenfähigen Plutoniums hat Moskau aufgekündigt, weil Washington es nicht erfüllt. Auch der INF-Vertrag, der nukleare Kurz- und Mittelstreckenwaffen verbietet, könnte vor dem Aus stehen. Beide Seiten entwickeln neue Atomraketen.

• Nordkorea: Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un testet Raketen, greift nach der Atombombe. Bisher haben Verhandlungen keine Lösung gebracht. Russland und China plädieren für weitere Gespräche. Doch bei Trump scheint eine militärische Strafaktion nicht ausgeschlossen. (dpa)

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