Berlin. Vor 40 Jahren wurde Generalbundesanwalt Buback bei einem Anschlag der RAF in Karlsruhe erschossen. Viele Fragen sind bis heute offen.

Gründonnerstag, 7. April 1977. Seit sieben Jahren bombt der linke Terror in der alten Bundesrepublik. Was mit Brandsätzen gegen Kaufhäuser angefangen hat, ist eskaliert: In eine tödliche Auseinandersetzung mit der Polizei bis zur blutigen Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm, begleitet von Banküberfällen, von Hungerstreiks und Selbstmorden. Aber die Terror-Führer der ersten Stunde sind, wie Ulrike Meinhof, tot. Oder ihnen wird, wie Andreas Baader und Gudrun Ensslin, in Stammheim der Prozess gemacht. Die letzten Monate waren ruhiger. Bleibt es so?

Kurz nach neun Uhr früh fallen auf der Linkenheimer Straße in Karlsruhe fünfzehn Schüsse aus einer HK 47. Ziel ist der schwarze Mercedes, der an der Ampel Moltkestraße aufs Grünlicht wartet. Die vermummten Täter hocken auf einer Suzuki 750, dem schnellsten Serienmotorrad der Welt. In dem Mercedes stirbt Baaders Feindbild Nr.1, der Generalbundesanwalt Siegfried Buback. Auch Fahrer Wolfgang Göbel und der Chef der Fahrbereitschaft, Georg Wurster, überleben nicht.

Siegfried Buback: Das RAF-Attentat von 1977

Am 7. April 1977 wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Die Linksextremisten starteten damit ihre „Offensive 77“. Es folgte das blutigste Jahr des deutschen Terrors.
Am 7. April 1977 wurde Generalbundesanwalt Siegfried Buback von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion (RAF) erschossen. Die Linksextremisten starteten damit ihre „Offensive 77“. Es folgte das blutigste Jahr des deutschen Terrors. © imago | imago
Als Generalbundesanwalt war Buback mit der Aufklärung und Ahndung der RAF-Taten betraut gewesen.
Als Generalbundesanwalt war Buback mit der Aufklärung und Ahndung der RAF-Taten betraut gewesen. © imago | imago
Bundesweite Bekanntheit erlangte er aber bereits, als er in der Spiegel-Affäre die Ermittlungen gegen das Magazin und seinen Herausgeber Rudolf Augstein wegen Landesverrats leitete. Zudem war Buback führender Ermittler in der Guillaume-Affäre, die 1974 zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt führte.
Bundesweite Bekanntheit erlangte er aber bereits, als er in der Spiegel-Affäre die Ermittlungen gegen das Magazin und seinen Herausgeber Rudolf Augstein wegen Landesverrats leitete. Zudem war Buback führender Ermittler in der Guillaume-Affäre, die 1974 zum Rücktritt von Bundeskanzler Willy Brandt führte. © imago | imago
Die tödlichen Schüsse fielen, während Buback mit seinem Dienstwagen auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe war. An einer roten Ampel hielt ein Motorrad mit zwei Personen neben dem Mercedes. Eine von ihnen feuerte 15 Schüsse auf den Wagen.
Die tödlichen Schüsse fielen, während Buback mit seinem Dienstwagen auf dem Weg zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe war. An einer roten Ampel hielt ein Motorrad mit zwei Personen neben dem Mercedes. Eine von ihnen feuerte 15 Schüsse auf den Wagen. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben noch am Tatort. Georg Wurster, der Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, der sich auf dem Rücksitz befand, erlag sechs Tage später, am 13. April 1977, seinen Verletzungen.
Buback und sein Fahrer Wolfgang Göbel starben noch am Tatort. Georg Wurster, der Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft, der sich auf dem Rücksitz befand, erlag sechs Tage später, am 13. April 1977, seinen Verletzungen. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Auf der Trauerfeier für den Generalbundesanwalt und seine Eskorte nannte Bundeskanzler Helmut Schmidt das Attentat einen Angriff auf den Rechtsstaat als Ganzes.
Auf der Trauerfeier für den Generalbundesanwalt und seine Eskorte nannte Bundeskanzler Helmut Schmidt das Attentat einen Angriff auf den Rechtsstaat als Ganzes. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Terrorgegner bei einem Schweigemarsch für Buback in Karlsruhe.
Terrorgegner bei einem Schweigemarsch für Buback in Karlsruhe. © imago/Horst Rudel | imago stock&people
Unter dem Pseudonym Göttinger Mescalero schrieb 1977 ein Autor in der Studentenzeitung „Göttinger Nachrichten“ einen Buback-Nachruf, in dem er zunächst seine „klammheimliche Freude“ über die Ermordung äußerte, dann aber eine Argumentation gegen politische Morde entwickelte.
Unter dem Pseudonym Göttinger Mescalero schrieb 1977 ein Autor in der Studentenzeitung „Göttinger Nachrichten“ einen Buback-Nachruf, in dem er zunächst seine „klammheimliche Freude“ über die Ermordung äußerte, dann aber eine Argumentation gegen politische Morde entwickelte. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Der Text führte nicht nur zu heftigen öffentlichen Diskussionen, Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten auch das AStA-Gebäude der Uni Göttingen. Die Strafermittler suchten nach Hinweisen auf den anonymen Verfasser.
Der Text führte nicht nur zu heftigen öffentlichen Diskussionen, Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten auch das AStA-Gebäude der Uni Göttingen. Die Strafermittler suchten nach Hinweisen auf den anonymen Verfasser. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Studenten demonstrierten auf dem Campus der Uni gegen die Durchsuchungsaktionen im AStA-Gebäude, in Studentenwohnungen und in Druckereien.
Studenten demonstrierten auf dem Campus der Uni gegen die Durchsuchungsaktionen im AStA-Gebäude, in Studentenwohnungen und in Druckereien. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Der Göttinger Buback-Nachruf führte zu einem Strafprozess. Vor dem Göttinger Landgericht protestierten im März 1978 Menschen mit einem Fackelzug. Letztendlich wurden zwei Redakteure der Studentenzeitung wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und wegen Verunglimpfung des Staates zu Geldstrafen verurteilt.
Der Göttinger Buback-Nachruf führte zu einem Strafprozess. Vor dem Göttinger Landgericht protestierten im März 1978 Menschen mit einem Fackelzug. Letztendlich wurden zwei Redakteure der Studentenzeitung wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener und wegen Verunglimpfung des Staates zu Geldstrafen verurteilt. © imago/Eckhard Stengel | imago stock&people
Eine Gedenktafel in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erinnert an die Ermordung, die bis heute nicht aufgeklärt ist. Als Täter verurteilt wurden bis 2016 die früheren RAF-Terroristen Christian Klar, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt. Ihre Täterschaft wurde aber durch neue Veröffentlichungen in Frage gestellt. 2012 wurde die ehemalige Terroristin Verena Becker zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. 2014 setzte ein Gericht die Strafe zur Bewährung aus.
Eine Gedenktafel in der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe erinnert an die Ermordung, die bis heute nicht aufgeklärt ist. Als Täter verurteilt wurden bis 2016 die früheren RAF-Terroristen Christian Klar, Knut Folkerts und Brigitte Mohnhaupt. Ihre Täterschaft wurde aber durch neue Veröffentlichungen in Frage gestellt. 2012 wurde die ehemalige Terroristin Verena Becker zu vier Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. 2014 setzte ein Gericht die Strafe zur Bewährung aus. © imago stock&people | imago stock&people
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Die RAF und ihre neue Chefin

Was die Ermittler zu diesem Zeitpunkt nur ahnen: Eine zweite, im Untergrund lebende Generation der alten Baader-Meinhof-Bande ist am Werk. Sie wirkt als Baaders Vollstrecker. Die „Rote Armee Fraktion“(RAF) hat eine neue Chefin: Brigitte Mohnhaupt aus Rheinberg, Deckname „Hilde“. Monhaupt hat „draußen“ das Sagen. Offenbar auf Befehl der einsitzenden Kumpane plant sie, durch Morde und Entführungen die „Gefangenen“ in Stammheim freizupressen und den Staat des Kanzlers Helmut Schmidt mit der „Big Raushole“ vorzuführen.

An diesem April-Tag beginnt im Südwesten, was als „deutscher Herbst“ in die Nachkriegsgeschichte geschrieben wird. Jürgen Ponto, der Chef der Dresdner Bank, und Hans-Martin Schleyer, der Arbeitgeberchef, werden seine Opfer sein. Flugkapitän Jürgen Schumann und auch Polizisten werden sterben und die Passagiere der Lufthansa-Maschine „Landshut“ bis zu ihrer spektakulären Befreiung durch eine bis dahin recht unbekannte Truppe namens GSG 9 die schlimmste Woche ihres Daseins erleben. Die Stammheim-Häftlinge Baader, Ensslin und Jan Carl Raspe, die im gleichen Sommer zu lebenslanger Haft verurteilt werden, bringen sich noch in der Nacht der „Landshut“-Befreiung in ihren Zellen um.

Die Mörder leben wahrscheinlich unter uns

Haben die Sicherheitskräfte des Staates den Terror damals wirklich überwunden? Ist diese Ära der Nachkriegsgeschichte in ihren Details aufgeklärt? Es ist anders.

40 Jahre nach den aufwühlenden Ereignissen von 1977 mit Verfolgungsjagden und Straßensperren, mit Kontaktsperregesetz, Bekennerschreiben und abstrusen Plänen zur Wiedereinführung der Todesstrafe, nach 62 Toten und 250 Millionen Euro Schaden ist klar: Nicht nur, dass eine bis heute geheimnisumwitterte „dritte“ RAF-Generation über 15 Jahre weiter morden konnte. Die Behörden haben auch die Täter der spektakulären Attentate nie identifiziert. Sie wissen nicht, wer wann geschossen hat, welche Strukturen genutzt wurden, kurz: Was die RAF wirklich war. Elf Millionen Seiten Ermittlerakten stecken voll weißer Flecken. Top-Fahnder wie Rainer Griesbaum und Klaus Pflieger, beide längst im Ruhestand, sind sich einig: Unbekannte Terror-Mörder leben wahrscheinlich mitten unter uns. Als nette Reihenhaus-Nachbarn, Kollegen, Familienväter und -mütter, als brave Steuerzahler. Sie sind Omas und Opas und nutzen die Bahncard. Sie sind in den Alltag abgetaucht.

Wer tötete Siegfried Buback?

Die Mörder des 7.April 1977 umkurven mit ihrer Suzuki erst noch das Fahrzeug der Opfer, als wollten sie sich vom Tod der Insassen überzeugen. Dann geben sie Gas. Obwohl Helme und Motorraddress keine Wiederkennung möglich machen, reicht die Zeit für vier Zeugen, die schießende Person auf dem Rücksitz als klein und zierlich zu beschreiben, als Silhouette einer Frau. Ermittler und Richter überzeugt das nicht. Sie haben sich auf Christian Klar oder Knut Folkerts als Täter festgelegt und auf Günter Sonnenberg als den, der das Motorrad fuhr. Beweise? Gibt es nicht, zumal das Bundeskriminalamt davon ausgeht, dass viel mehr Personen, etwa „15 bis 20“, zur Vorbereitung und Durchführung der RAF-Operation „Margarine“ nötig waren.

Man stochert im Nebel - bis heute. Bei Verena Becker wird später die Tatwaffe gefunden und ihre Speichelspuren auf dem Bekennerbrief. War sie die Frau auf dem Soziussitz? Das wird ausgeschlossen. Becker wird nur wegen „psychischer Beihilfe“ verurteilt. Der Staat schütze hier eine heimliche Zuarbeiterin seiner Behörden, glaubt Buback-Sohn Michael. Die Morde bleiben ungeahndet.

Wie starb Hans-Martin Schleyer?

Am 19. Oktober 1977 wird eine Leiche im Kofferraum eines grünen Audi in der Rue Charles Peguy im elsässischen Mühlhausen gefunden. Es ist Hans-Martin Schleyer. Er ist sechs Wochen nach seiner dramatischen Entführung in Köln und keine zwölf Stunden nach der „Landshut“-Befreiung in Mogadischu durch drei Schüsse in den Hinterkopf getötet worden. Den Befehl hat Brigitte Mohnhaupt aus Paris gegeben. Ihr Codesatz:„Die Ware ist verdorben“.

Am Tatort anwesende Terroristen können später zwar identifiziert werden. Doch: War Stefan Wisniewski der Mörder? Oder war es Rolf Heißler? Hat Rolf Clemens Wagner geschossen? Wieder so eine ungeklärte Sache. Wisniewski und Heißler sind heute, nach langjähriger Haft, frei. Sie folgen seither dem Omerta-Gelübde der RAF - und schweigen. Wagner ist verstorben. Doch so wichtig wie die Frage nach dem Mörder ist, im Fall Schleyer gibt auch die offene nach dem Versagen der Verfolger. Der Entführte musste nicht sterben. Pleiten und Pannen haben die sechswöchige, größte Fahndung der deutschen Geschichte begleitet. Die schwerste: Den Fahnder liegt, zwei Tage nach der Entführung, die Adresse des ersten Verstecks auf dem Tisch: Zum Renngraben 8, Wohnung 104, Erfststadt-Liblar. Aber die Info des Polizeiobermeisters Schmitt versandet.

Wie arbeitete die dritte Generation?

Das weiß niemand. Es ist vielleicht das dunkelste Kapitel der RAF-Geschichte, im wahrsten Wortsinn - und das schlimmste für die Angehörigen der Opfer. Der Tatzeitraum reicht von 1984 bis 1993. Am Anfang steht ein Strategiewechsel bislang Unbekannter, das Mai-Papier: Keine Geiselnahmen mehr. Es wird gezielt getötet!

1985 ist Ernst Zimmermann das erste Opfer, der Chef des Rüstungskonzerns MTU. Sie richten ihn in seiner Wohnung hin, angebunden an einen Stuhl. Drei Tote gibt es beim Anschlag auf die amerikanische Rhein-Main-AirBase in Frankfurt. Durch eine Autobombe sterben Siemens-Vorstand Beckurts und sein Fahrer Groppler. Gerold von Braunmühl, der politische Direktor des Auswärtigen Amtes, wird vor seinem Bonner Privathaus erschossen. Der Präsident der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, verblutet in Düsseldorf in seinem Schlafzimmer, getroffen von einem Scharfschützen durchs Fenster. Alfred Herrhausen, der Chef der Deutschen Bank, fliegt mit seinem gepanzerten Auto in die Luft. Eine Sprengfalle, die vermeintliche Bauarbeiter in Bad Homburg gelegt haben. Dazu ist ein „hohes technisches Know-How erforderlich“, erkennen die Ermittler an. Aber: Woher das kam? Wo es erprobt wurden? Wer die Helfer waren? Überall Fehlanzeige.

Die Geschichte der Roten Armee Fraktion

Der Kampf gegen die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) war die bisher größte Belastungsprobe für die Bundesrepublik Deutschland. 34 Morde gehen auf das Konto der RAF, dazu zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate. Einer der führenden Köpfe war Andreas Baader (Foto).
Der Kampf gegen die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) war die bisher größte Belastungsprobe für die Bundesrepublik Deutschland. 34 Morde gehen auf das Konto der RAF, dazu zahlreiche Banküberfälle und Sprengstoffattentate. Einer der führenden Köpfe war Andreas Baader (Foto). © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Nach Baaders Befreiung aus der Haft gründete er im Mai 1970 die linksextremistische Terrorgruppe zusammen mit Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof (Foto) und anderen. Die Gruppe wurde zunächst als „Baader-Meinhof-Bande“ bezeichnet, Mitte der 70er-Jahre setzte sich der selbstgewählte, auf die sowjetische Rote Armee bezogene Name „Rote Armee Fraktion“ durch.
Nach Baaders Befreiung aus der Haft gründete er im Mai 1970 die linksextremistische Terrorgruppe zusammen mit Gudrun Ensslin, Horst Mahler, Ulrike Meinhof (Foto) und anderen. Die Gruppe wurde zunächst als „Baader-Meinhof-Bande“ bezeichnet, Mitte der 70er-Jahre setzte sich der selbstgewählte, auf die sowjetische Rote Armee bezogene Name „Rote Armee Fraktion“ durch. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Bereits 1968 hatten Baader und Ensslin zwei Kaufhäuser in Brand gesetzt. Sie wurden gefasst und vor Gericht gestellt. Dort wurden sie von Mahler als Anwalt vertreten, Meinhof nahm als Reporterin am Prozess teil. Die Führungsriege der sogenannten ersten RAF-Generation kam so zum ersten Mal zusammen.
Bereits 1968 hatten Baader und Ensslin zwei Kaufhäuser in Brand gesetzt. Sie wurden gefasst und vor Gericht gestellt. Dort wurden sie von Mahler als Anwalt vertreten, Meinhof nahm als Reporterin am Prozess teil. Die Führungsriege der sogenannten ersten RAF-Generation kam so zum ersten Mal zusammen. © imago stock&people | imago stock&people
Die RAF verstand sich als Stadtguerilla, die sich gegen Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und bürgerliche Lebensformen wandte. Beeinflusst wurde sie von der Westdeutschen Studentenbewegung der 60er-Jahre, aus der die außerparlamentarische Opposition (APO) hervorging. Dass am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde (das Foto zeigt Ohensorgs Beerdigung), ließ die Situation weiter eskalieren.
Die RAF verstand sich als Stadtguerilla, die sich gegen Kapitalismus, die parlamentarische Demokratie und bürgerliche Lebensformen wandte. Beeinflusst wurde sie von der Westdeutschen Studentenbewegung der 60er-Jahre, aus der die außerparlamentarische Opposition (APO) hervorging. Dass am 2. Juni 1967 der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde (das Foto zeigt Ohensorgs Beerdigung), ließ die Situation weiter eskalieren. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Auch das Attentat auf Rudi Dutschke, den Wortführer der Studentenbewegung, am 11. April 1968 hat wohl dazu beigetragen, dass sich innerhalb der APO ein militanter Teil entwickelte. Nach dem Zerfall der Bewegung 1969 fand diese Radikalität ihren Ausdruck in der RAF.
Auch das Attentat auf Rudi Dutschke, den Wortführer der Studentenbewegung, am 11. April 1968 hat wohl dazu beigetragen, dass sich innerhalb der APO ein militanter Teil entwickelte. Nach dem Zerfall der Bewegung 1969 fand diese Radikalität ihren Ausdruck in der RAF. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Im Mai 1972 starteten die Terroristen um Ulrike Meinhof eine Offensive mit mehreren Anschlägen in deutschen Städten, unter anderem auf die Polizei in Augsburg und München. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Schon kurze Zeit später fassten die Ermittler Andreas Baader – Ulrike Meinhof wurde zwei Wochen nach ihm verhaftet.
Im Mai 1972 starteten die Terroristen um Ulrike Meinhof eine Offensive mit mehreren Anschlägen in deutschen Städten, unter anderem auf die Polizei in Augsburg und München. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Schon kurze Zeit später fassten die Ermittler Andreas Baader – Ulrike Meinhof wurde zwei Wochen nach ihm verhaftet. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Bis Ende Juni 1972 befand sich die komplette Führungsriege der ersten RAF-Generation in Haft.
Bis Ende Juni 1972 befand sich die komplette Führungsriege der ersten RAF-Generation in Haft. © imago | imago
Wichtigstes Ziel der zweiten RAF-Generation um Siegfried Haag und Roland Mayer war es, die inhaftierte erste Generation zu befreien. Dafür brauchten sie Druckmittel.
Wichtigstes Ziel der zweiten RAF-Generation um Siegfried Haag und Roland Mayer war es, die inhaftierte erste Generation zu befreien. Dafür brauchten sie Druckmittel. © imago stock&people | imago stock&people
Also gingen die Terroristen dazu über, Geiseln zu nehmen. Erstes Opfer war der Berliner CDU-Spitzenkandidat Peter Lorenz.
Also gingen die Terroristen dazu über, Geiseln zu nehmen. Erstes Opfer war der Berliner CDU-Spitzenkandidat Peter Lorenz. © imago stock&people | imago stock&people
Die Entführung ereignete sich am 27. Februar 1975, als der Politiker mit dem Auto auf dem Weg ins Büro war. Zwei Männer und eine Frau stoppten den Wagen, schlugen seinen Fahrer nieder und entführten Lorenz. Anschließend forderten sie die Freilassung inhaftierter Terroristen. Unter anderem kam Verena Becker frei. Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die Regierung auf einen Erpressungsversuch der RAF einging.
Die Entführung ereignete sich am 27. Februar 1975, als der Politiker mit dem Auto auf dem Weg ins Büro war. Zwei Männer und eine Frau stoppten den Wagen, schlugen seinen Fahrer nieder und entführten Lorenz. Anschließend forderten sie die Freilassung inhaftierter Terroristen. Unter anderem kam Verena Becker frei. Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die Regierung auf einen Erpressungsversuch der RAF einging. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Am 4. April 1975 nahm die RAF Geiseln in der deutschen Botschaft in Stockholm. Zwei Diplomaten wurden getötet. Als ein Sprengsatz aus Versehen detonierte, starben auch zwei Terroristen.
Am 4. April 1975 nahm die RAF Geiseln in der deutschen Botschaft in Stockholm. Zwei Diplomaten wurden getötet. Als ein Sprengsatz aus Versehen detonierte, starben auch zwei Terroristen. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Am 9. Mai 1976 starb Ulrike Meinhof. Sie erhängte sich mit einem in Streifen gerissenen Handtuch an ihrem Zellenfenster in der JVA Stuttgart-Stammheim.
Am 9. Mai 1976 starb Ulrike Meinhof. Sie erhängte sich mit einem in Streifen gerissenen Handtuch an ihrem Zellenfenster in der JVA Stuttgart-Stammheim. © imago | imago
1977 sollte als blutigstes Jahr in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback am 7. April. Er wurde zusammen mit seinem Fahrer Wolfgang Göbel und dem Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft Georg Wurster in seinem Wagen erschossen. Wer die Tat begangen hat, ist bis heute unklar.
1977 sollte als blutigstes Jahr in die Geschichte der Bundesrepublik eingehen. Es begann mit der Ermordung des Generalbundesanwalts Siegfried Buback am 7. April. Er wurde zusammen mit seinem Fahrer Wolfgang Göbel und dem Leiter der Fahrbereitschaft der Bundesanwaltschaft Georg Wurster in seinem Wagen erschossen. Wer die Tat begangen hat, ist bis heute unklar. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Am 30. Juli 1977 folgte der Mord an Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG. Weil das RAF-Mitglied Susanne Albrecht persönlich mit ihm bekannt war, lud er sie zu sich nach Hause ein. Sie erschien mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, um ihn zu entführen. Doch als sich Ponto wehrte, schossen Mohnhaupt und Klar auf ihn. Er starb im Krankenhaus.
Am 30. Juli 1977 folgte der Mord an Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG. Weil das RAF-Mitglied Susanne Albrecht persönlich mit ihm bekannt war, lud er sie zu sich nach Hause ein. Sie erschien mit Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar, um ihn zu entführen. Doch als sich Ponto wehrte, schossen Mohnhaupt und Klar auf ihn. Er starb im Krankenhaus. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Seinen Höhepunkt erreichte der Linksterrorismus in Deutschland im sogenannten Deutschen Herbst im September und Oktober 1977. Der Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September zunächst entführt.
Seinen Höhepunkt erreichte der Linksterrorismus in Deutschland im sogenannten Deutschen Herbst im September und Oktober 1977. Der Präsident des Bundesverbandes der Arbeitgeber Hanns Martin Schleyer wurde am 5. September zunächst entführt. © imago | imago
Die Terroristen überfielen Schleyer in seinem Auto und erschossen seine vier Begleiter.
Die Terroristen überfielen Schleyer in seinem Auto und erschossen seine vier Begleiter. © imago stock&people | imago stock&people
Ein Fahndungsblatt zeigt die Hauptverdächtigen Friederike Krabbe, Willy Peter Stoll und Rolf Clemens Wagner sowie die zur Tat benutzten Autos. Mit der Geiselnahme wollte man erneut alle inhaftierten RAF-Terroristen der ersten Generation freipressen.
Ein Fahndungsblatt zeigt die Hauptverdächtigen Friederike Krabbe, Willy Peter Stoll und Rolf Clemens Wagner sowie die zur Tat benutzten Autos. Mit der Geiselnahme wollte man erneut alle inhaftierten RAF-Terroristen der ersten Generation freipressen. © imago stock&people | imago stock&people
Als die Regierung nicht darauf einging, entführte die mit der RAF kooperierende Palästinensische Volksfront zur Befreiung Palästinas die Lufthansamaschine „Landshut“ am 13. Oktober 1977.
Als die Regierung nicht darauf einging, entführte die mit der RAF kooperierende Palästinensische Volksfront zur Befreiung Palästinas die Lufthansamaschine „Landshut“ am 13. Oktober 1977. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Die 86 Passagiere konnten am 18. Oktober durch einen GSG9-Einsatz befreit werden. Drei von vier Terroristen wurden erschossen. Der Pilot war bereits zuvor von den Geiselnehmern getötet worden.
Die 86 Passagiere konnten am 18. Oktober durch einen GSG9-Einsatz befreit werden. Drei von vier Terroristen wurden erschossen. Der Pilot war bereits zuvor von den Geiselnehmern getötet worden. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Heinz Wieseler
Die „Landshut“ befand sich bis 2017 auf dem Flugzeug-Friedhof des International Airport von Fortaleza in Brasilien.
Die „Landshut“ befand sich bis 2017 auf dem Flugzeug-Friedhof des International Airport von Fortaleza in Brasilien. © imago/Agencia EFE | imago stock&people
Nach der gescheiterten Geiselnahme tötete die RAF Hanns Martin Schleyer am 18. Oktober 1977. Seine Leiche legten die Terroristen in den Kofferraum eines Autos und teilten Medien den Standort im französischen Mülhausen mit. Doch es sollte noch mehr Tote geben.
Nach der gescheiterten Geiselnahme tötete die RAF Hanns Martin Schleyer am 18. Oktober 1977. Seine Leiche legten die Terroristen in den Kofferraum eines Autos und teilten Medien den Standort im französischen Mülhausen mit. Doch es sollte noch mehr Tote geben. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Die RAF-Spitze der ersten Generation beging noch am gleichen Tag kollektiven Selbstmord. Andreas Baader und Jan-Carl Raspe erschossen sich in ihren Zellen in der JVA Stammheim mit Waffen, die zuvor hineingeschmuggelt worden waren.
Die RAF-Spitze der ersten Generation beging noch am gleichen Tag kollektiven Selbstmord. Andreas Baader und Jan-Carl Raspe erschossen sich in ihren Zellen in der JVA Stammheim mit Waffen, die zuvor hineingeschmuggelt worden waren. © imago stock&people | imago stock&people
Gudrun Ensslin (r.) erhängte sich mit einem Kabel. Einen knappen Monat später, am 12. November 1977, tat es RAF-Gründungsmitglied Ingrid Schubert (l.) ihr gleich. Sie starb in ihrer Zelle in der JVA München.
Gudrun Ensslin (r.) erhängte sich mit einem Kabel. Einen knappen Monat später, am 12. November 1977, tat es RAF-Gründungsmitglied Ingrid Schubert (l.) ihr gleich. Sie starb in ihrer Zelle in der JVA München. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Auch Irmgard Möller hatte sich am 18. Oktober 1977 umbringen wollen. Sie fügte sich vier Herzstiche mit dem anstaltseigenen Besteckmesser zu. Sie waren aber nicht tödlich. Damit war Möller die einzige Überlebende der sogenannten Todesnacht von Stammheim.
Auch Irmgard Möller hatte sich am 18. Oktober 1977 umbringen wollen. Sie fügte sich vier Herzstiche mit dem anstaltseigenen Besteckmesser zu. Sie waren aber nicht tödlich. Damit war Möller die einzige Überlebende der sogenannten Todesnacht von Stammheim. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Großer Andrang bei der Beerdigung der drei RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof am 28. Oktober 1977.
Großer Andrang bei der Beerdigung der drei RAF-Terroristen Baader, Ensslin und Raspe auf dem Stuttgarter Dornhaldenfriedhof am 28. Oktober 1977. © imago/Horst Rudel | imago stock&people
Etwa 1000 Polizisten bewachten die Beerdigung und kontrollierten die Teilnehmer.
Etwa 1000 Polizisten bewachten die Beerdigung und kontrollierten die Teilnehmer. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Nachdem die zweite RAF-Generation damit gescheitert war, die erste Generation freizupressen, konzentrierte sich die dritte Generation ab Mai 1982 auf ein neues Ziel: präzise geplante Angriffe und Kooperation mit anderen westeuropäischen linksextremistischen Gruppen. Von dieser Generation sind nur wenige Mitglieder bekannt. Zwischen 1985 und 1993 beging die RAF zehn Morde. Eines ihrer Opfer war der Diplomat Gerold von Braunmühl.
Nachdem die zweite RAF-Generation damit gescheitert war, die erste Generation freizupressen, konzentrierte sich die dritte Generation ab Mai 1982 auf ein neues Ziel: präzise geplante Angriffe und Kooperation mit anderen westeuropäischen linksextremistischen Gruppen. Von dieser Generation sind nur wenige Mitglieder bekannt. Zwischen 1985 und 1993 beging die RAF zehn Morde. Eines ihrer Opfer war der Diplomat Gerold von Braunmühl. © imago/Dieter Bauer | imago stock&people
Braunmühl wurde am 10. Oktober 1986 vor seinem Haus in Bonn-Ippendorf erschossen. Das Fluchtauto (Foto) fanden die Ermittler vier Tage später im Stadtteil Endenich. Als Tatwaffe wurde ein Revolver identifiziert, mit dem wahrscheinlich auch Hanns Martin Schleyer erschossen worden war.
Braunmühl wurde am 10. Oktober 1986 vor seinem Haus in Bonn-Ippendorf erschossen. Das Fluchtauto (Foto) fanden die Ermittler vier Tage später im Stadtteil Endenich. Als Tatwaffe wurde ein Revolver identifiziert, mit dem wahrscheinlich auch Hanns Martin Schleyer erschossen worden war. © imago/Dieter Bauer | imago stock&people
Am 30. November 1989 starb der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, in Bad Homburg durch eine Bombe. Diese befand sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand. Herrhausens Fahrer wurde nur leicht verletzt. Die Täter konnte nicht ermittelt werden.
Am 30. November 1989 starb der Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, in Bad Homburg durch eine Bombe. Diese befand sich auf einem präparierten Fahrrad am Straßenrand. Herrhausens Fahrer wurde nur leicht verletzt. Die Täter konnte nicht ermittelt werden. © imago stock&people | imago stock&people
Am 27. Juli 1990 überlebte Staatssekretär Hans Neusel einen Bombenanschlag auf sein Auto an der Autobahnauffahrt Bonn-Auerberg.
Am 27. Juli 1990 überlebte Staatssekretär Hans Neusel einen Bombenanschlag auf sein Auto an der Autobahnauffahrt Bonn-Auerberg. © imago stock&people | imago stock&people
Das letzte Todesopfer der RAF war Detlev Karsten Rohwedder, Präsident der Treuhandanstalt. Er wurde am 1. April 1991 von einem Scharfschützen ermordet. Seine Ehefrau wurde verletzt. Am Tatort wurden Haare gefunden, die 2001 Wolfgang Grams zugeordnet werden konnten. Die Bundesanwaltschaft hielt dieses Indiz aber für nicht ausreichend, um den Terroristen als Tatverdächtigen zu benennen. Grams war bereits im Juni 1993 beim Versuch seiner Festnahme durch die GSG9 gestorben. Todesursache war ein aufgesetzter Kopfschuss. Die Umstände seines Todes sind nicht vollständig geklärt.
Das letzte Todesopfer der RAF war Detlev Karsten Rohwedder, Präsident der Treuhandanstalt. Er wurde am 1. April 1991 von einem Scharfschützen ermordet. Seine Ehefrau wurde verletzt. Am Tatort wurden Haare gefunden, die 2001 Wolfgang Grams zugeordnet werden konnten. Die Bundesanwaltschaft hielt dieses Indiz aber für nicht ausreichend, um den Terroristen als Tatverdächtigen zu benennen. Grams war bereits im Juni 1993 beim Versuch seiner Festnahme durch die GSG9 gestorben. Todesursache war ein aufgesetzter Kopfschuss. Die Umstände seines Todes sind nicht vollständig geklärt. © imago stock&people | imago stock&people
Anfang 1992 bot Bundesjustizminister Klaus Kinkel (r.) den RAF-Häftlingen Haftentlassung an, wenn im Gegenzug weitere illegale Aktionen unterblieben. Die RAF ging darauf ein. Gleichwohl verübten die Terroristen im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt, bei dem niemand verletzt wurde. Es war die letzte Aktion der Terrorgruppe. Am 20. April 1998 verkündete sie ihre Selbstauflösung in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters. Seitdem trat die RAF nicht mehr in Erscheinung.
Anfang 1992 bot Bundesjustizminister Klaus Kinkel (r.) den RAF-Häftlingen Haftentlassung an, wenn im Gegenzug weitere illegale Aktionen unterblieben. Die RAF ging darauf ein. Gleichwohl verübten die Terroristen im März 1993 einen Sprengstoffanschlag auf die JVA Weiterstadt, bei dem niemand verletzt wurde. Es war die letzte Aktion der Terrorgruppe. Am 20. April 1998 verkündete sie ihre Selbstauflösung in einem Schreiben an die Nachrichtenagentur Reuters. Seitdem trat die RAF nicht mehr in Erscheinung. © imago | imago
Einer der letzten Anschläge der RAF: Bomben zerstörten am 27. Maerz 1993 große Teile der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt westlich von Darmstadt (Hessen). Der damals noch nicht in Betrieb genommene Neubau einer Justizvollzugsanstalt war mit 200 Kilogramm Sprengstoff angegriffen worden. Die mit Haftbefehl gesuchten RAF-Mitglieder Daniela Klette und Volker Straub waren nach Erkenntnis der Ermittler am Terroranschlag beteiligt.
Einer der letzten Anschläge der RAF: Bomben zerstörten am 27. Maerz 1993 große Teile der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt westlich von Darmstadt (Hessen). Der damals noch nicht in Betrieb genommene Neubau einer Justizvollzugsanstalt war mit 200 Kilogramm Sprengstoff angegriffen worden. Die mit Haftbefehl gesuchten RAF-Mitglieder Daniela Klette und Volker Straub waren nach Erkenntnis der Ermittler am Terroranschlag beteiligt. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Die RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette auf Fahndungsfotos des LKA Niedersachsen. Die drei Mitglieder der dritten RAF-Generation leben seit 1990 im Untergrund. 1998 erklärten andere Mitglieder der Terrorgruppe die Auflösung der RAF, weil ihre Mission gescheitert sei.
Die RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette auf Fahndungsfotos des LKA Niedersachsen. Die drei Mitglieder der dritten RAF-Generation leben seit 1990 im Untergrund. 1998 erklärten andere Mitglieder der Terrorgruppe die Auflösung der RAF, weil ihre Mission gescheitert sei. © BKA | BKA
Diese Szene stammt aus dem „Tatort: Der rote Schatten
Diese Szene stammt aus dem „Tatort: Der rote Schatten" vom 15. Oktober 2017 – ist aber empfindlich nah an der Realität. Offenbar um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, überfielen die untergetauchten Ex-RAF-Mitglieder Staub, Garweg und Klette mehrere Geldtransporter und Supermärkte. Der letzte Überfall, der ihnen zugeschrieben wird, datiert vom 25. Juni 2016. Das Trio soll an diesem Tag einen Geldtransporter in Cremlingen östlich von Braunschweig (Niedersachsen). © ARD | ARD
40 Jahre nach ihrer Entführung wurde die ehemalige Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach zurück Deutschland geholt. Im Innenraum einer russischen Transportmaschine Antonow kam sie am 23. September 2017 auf dem Flughafen von Friedrichshafen (Baden-Württemberg) an. Nun soll sie im Dornier-Museum Friedrichshafen ausgestellt werden.
40 Jahre nach ihrer Entführung wurde die ehemalige Lufthansa-Maschine „Landshut“ nach zurück Deutschland geholt. Im Innenraum einer russischen Transportmaschine Antonow kam sie am 23. September 2017 auf dem Flughafen von Friedrichshafen (Baden-Württemberg) an. Nun soll sie im Dornier-Museum Friedrichshafen ausgestellt werden. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand
Das Erbe der RAF beschäftigt die Sicherheitsbehörden aber auch heute noch: nach den RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette wird nach wie vor gefahndet. Auf Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, sind hohe Belohnungen ausgesetzt. Experten vermuten, dass sie sich ins Ausland abgesetzt haben und nur für ihre Überfällle nach Deutschland zurückkehren.
Das Erbe der RAF beschäftigt die Sicherheitsbehörden aber auch heute noch: nach den RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub, Hubert Garweg und Daniela Klette wird nach wie vor gefahndet. Auf Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, sind hohe Belohnungen ausgesetzt. Experten vermuten, dass sie sich ins Ausland abgesetzt haben und nur für ihre Überfällle nach Deutschland zurückkehren. © BKA | BKA
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Die Bilanz: Neun Morde. Vage Verdachtsmomente. Wenige Namen. Kaum Urteile. Und eine Kapitulationsurkunde am 28. April 1998. „Heute beenden wir das Projekt. Die Stadtguerilla in Form der RAF ist nun Geschichte“. Angehängt sind eine Art Todesanzeige mit 26 Namen toter Terroristen und ein Geleitwort: „Die Revolution sagt: Ich war. Ich bin. Ich werde sein“.

Wo sind die Täter abgeblieben?

Die „verschwundene Dritte“ lässt die Bundesanwaltschaft nicht ruhen. Noch laufen drei Ermittlungsverfahren, und Mord verjährt nicht. Sie könnte zwanzig Personen umfasst haben. Von Eva Haule und Birgit Hogefeld weiß man, Wolfgang Grams, dessen Haar im Schrebergarten vor Rohwedders Haus gefunden wurde, stirbt nach einem Schusswechsel mit der Bundespolizei auf dem Bahnhof von Bad Kleinen durch eigene Hand. Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg sind noch heute unterwegs – als Räuber, die Geldtransporter in Duisburg und Norddeutschland überfallen haben, was durch DNA-Tests erwiesen ist.

Damit will der Generalbundesanwalt nichts zu tun haben. Sie gelten als Kleinkriminelle, die für ihre Rente anschaffen gehen. „Der Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse über eine etwaige Organisationsstruktur der flüchtigen Ex-Mitglieder der RAF vor“, sagt das Bundesinnenministerium beruhigend. Im Klartext: Das Terror-Kapitel ist beendet.

Die Erbschaft der RAF

Ist es das wirklich? Irgendwo in Waldböden könnten seine Reste verborgen sein. Schon zu Zeiten der aktiven RAF waren 15 Erddepots aufgeflogen, in denen die Terroristen Waffen, Nahrung, gefälschte Ausweise und die Millionen verstauten, die sie bei Banküberfällen erbeutet hatten. Die Polizei ortete welche nördlich von Hamburg, dann konzentriert in NRW im Raum Hagen, in Hessen und das größte im Ausland, im niederländischen Utrecht. Dort tauchten sogar Tonbänder mit den „Verhören“ von Schleyer auf. Unerklärlich: Die Depots konnten der zweiten Generation zugeordnet werden. Wo und was die Nachfolger horteten - oder horten? Der Staat ist ahnungslos. Manches, glaubt der Verfassungsschutz, könnte „Gebrauchswert“ haben: Funktionsfähige Waffen. Das Beutegut D-Mark-Scheine eher nicht.