Istanbul. Da er sich mit Kurden solidarisierte, wurde der Ex-Bundesligaspieler Naki in der Türkei verurteilt. Sein Fall wurde neu aufgerollt.

Der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler Deniz Naki ist im südosttürkischen Diyarbakir wegen „Terrorpropaganda“ zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr, sechs Monaten und 22 Tagen verurteilt worden. Die Bewährungszeit betrage fünf Jahre, sagte Soran Haldi Mizrak, der Anwalt des bei Amed SK in der Kurdenmetropole Diyarbakir spielenden Fußball-Profis, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. In dieser Zeit dürfe Naki sich nichts zuschulden kommen lassen. Der Naki-Anwalt kritisierte die Entscheidung zudem als „willkürlich“.

„Ich bin sehr enttäuscht, denn bei der ersten Verhandlung bin ich noch freigesprochen worden. Mit so einem Urteil herauszukommen, macht mich sehr traurig“, sagte Naki der ARD. Er habe nur eine Friedensbotschaft weitergegeben und gesagt, „dass ich gegen den Krieg bin“. Der „Bild“-Zeitung sagte Naki: „Ich werde weiter den Mund aufmachen, wenn ich Menschen Not leiden sehe.“ Das Urteil finde er „natürlich scheiße.“

Naki spricht von Friedensbotschaften

Hintergrund des Verfahrens waren Twitter- und Facebook-Nachrichten Nakis, in denen er unter anderem das Vorgehen des türkischen Militärs im kurdisch geprägten Südosten des Landes kritisierte. Nachdem Amed im Januar 2016 im Pokal gegen den Erstligisten Bursaspor gewonnen hatte, schrieb Naki unter anderem, der Sieg sei denen gewidmet, „die bei den Grausamkeiten, die seit über 50 Tagen auf unserem Boden stattfinden, getötet oder verletzt wurden“.

In der Türkei geht das Militär seit dem Scheitern eines Waffenstillstands im Sommer 2015 im Südosten des Landes gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Die PKK wiederum verübt immer wieder Anschläge. Naki sprach mit Blick auf seine Veröffentlichungen von Friedensbotschaften. Trotzdem folgten auf die Botschaften im Januar vor einem Jahr eine Sperre über zwölf Spiele und eine Geldstrafe von rund 6000 Euro.

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    In erster Instanz freigesprochen

    Vor Gericht war Naki am 8. November 2016 zunächst in erster Instanz vom Vorwurf der PKK-Propaganda freigesprochen worden. Im Februar ging die Staatsanwaltschaft jedoch in Revision und Naki musste sich erneut vor Gericht verantworten. „Es ist schwer nachvollziehbar, wie der gleiche Richter in einer Revision nun zu einer anderen Entscheidung kommt“, sagte Oke Göttlich, der Club-Chef des FC St. Pauli. Beim Zweitligisten hatte Naki seine Profi-Karriere begonnen und in 71 Spielen zwölf Tore erzielt. „Wir wünschen Deniz viel Kraft bei seinem Einsatz für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit“, sagte St.-Pauli-Präsident Göttlich.

    Außer für den FC St. Pauli spielte Naki auch beim SC Paderborn. Derzeit kämpft der Deutsch-Türke mit seinem Club Amed SK um den Aufstieg in die zweite türkische Liga. Naki ist nicht nur der beste Spieler des Vereins, er ist auch dessen Gesicht und Aushängeschild – und der Kapitän.

    Özcan Mutlu, Sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, sagte der dpa, der Fall Naki zeige, dass jeder Regierungskritiker in der Türkei mit dem Schlimmsten rechnen müsse. Alleine, dass das Verfahren wieder aufgerollt worden sei, sei eine „Farce und eine Schande für die türkische Justiz“. (dpa)