Berlin. Die FDP will mit einer Digitaloffensive und Bildungsreform zurück in den Bundestag. Überblick über zentrale Punkte des Wahlprogramms.

Was zählt bei der Bundestagswahl am 24. September? Die Programme, die Versprechen der Parteien? Alles richtig. FDP-Chef Christian Lindner aber hofft noch auf einen anderen Effekt: „Merkel und Schulz sind beide über sechzig“, sagt Lindner. „Ich bin unter vierzig.“ Soll heißen: Die FDP mit ihrem 38-jährigen Spitzenkandidaten will Anwalt der jungen Generation sein, will Tatendurst und Zukunftslust verbreiten.

„Ich fühle mich wie ein Rennpferd in der Box“, sagt Lindner bei der Vorstellung des FDP-Wahlprogramms am Freitag in Berlin. Dass seine Partei in Umfragen nur knapp über der Fünf-Prozent-Hürde liegt, schreckt ihn nicht. Hauptsache, die Liberalen schaffen es nach vier Jahren überhaupt wieder zurück in den Bundestag.

Gestaltungsspielraum für Arbeitnehmer

Schwerpunkte im Wahlprogramm sind eine Bildungsreform, mehr Anstrengungen bei der Digitalisierung und weniger Beschränkungen im Arbeitsleben: „Die Menschen können Großes leisten, wenn man sie nur lässt“, sagt Lindner. Die FDP will dazu die Bildungsausgaben deutlich steigern, einheitliche Bildungsstandards in ganz Deutschland einführen und damit den Einfluss des Bundes auf die Länder verstärken. Um mehr Tempo bei der Digitalisierung und beim Netzausbau zu erreichen, sollen Staatsbeteiligungen verkauft werden – etwa bei der Deutschen Post.

Um Arbeitnehmern mehr Gestaltungsspielraum am Berufsende zu ermöglichen, will die FDP das formale Renteneintrittsalter und die Hinzuverdienstgrenzen abschaffen. „Ab 60 entscheidet jeder selbst, wann er in Rente geht“, heißt es dazu im Entwurf für das Wahlprogramm, das Ende April noch vom Parteitag beschlossen werden muss. Dort finden sich auch klassisch liberale Forderungen – wie die Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare oder die Freigabe von Cannabis an Erwachsene.

Keine natürlichen Verbündeten

Mit wem aber lässt sich das alles umsetzen? „Wir haben keine natürlichen Verbündeten für dieses Programm“, sagt Lindner, schon um die neue Eigenständigkeit der FDP zu betonen. Viele Liberale allerdings denken in diesen Tagen auffallend laut über eine Ampelkoalition mit SPD und Grünen nach.