Paris/Berlin. Im Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich stellt Kandidat François Fillon eine Forderung an Deutschland: Die Bundeswehr soll mehr tun.

Der französische Präsidentschaftskandidat François Fillon dringt darauf, dass die Bundeswehr an internationalen Kampfeinsätzen teilnimmt. Als Beispiel nannte er die afrikanische Sahelzone. „Frankreich kann dort nicht ewig allein agieren. Das geht über unsere Kräfte und über unsere finanziellen Möglichkeiten“, sagte Fillon in einem Interview mit unserer Redaktion und der französischen Zeitung „Ouest-France“.

Fillon erklärte: „Deutschland könnte mit seinen Überschüssen wenigstens mehr zur Finanzierung der europäischen Sicherheit beitragen, die wir dort verteidigen.“ In Mali und vier nordafrikanischen Anrainerstaaten sind derzeit rund 3500 französische Kräfte im Einsatz gegen islamistische Terrormilizen.

„Vertrauensbeziehung“ zu Merkel

Zu Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe er eine „Vertrauensbeziehung“, sagte Fillon. Sie verfügten beide über ein „ruhiges und solides Naturell“ und hätten einen „ähnlichen Blick auf Gesellschaft und Wirtschaft“. Er stehe ihr in ideologischer und politischer Hinsicht näher als dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz.

François Fillon stellte sich einem Gespräch mit unserer Redaktion und der französischen Zeitung „Ouest-France“.
François Fillon stellte sich einem Gespräch mit unserer Redaktion und der französischen Zeitung „Ouest-France“. © Ouest-France/Daniel Fouray | Ouest-France/Daniel Fouray

„Aber in der Vergangenheit haben wir oft Präsidenten und Kanzler gehabt, die sich trotz ihrer unterschiedlichen politischen Couleurs gut verstanden haben“, sagte Fillon. „Seien wir realistisch: Frankreich und Deutschland sind zwei Kontinentalmächte, deren Schicksal eng miteinander verknüpft ist.“

Kabinett hatte Mali-Einsatz verlängert

Das Bundeskabinett hatte kürzlich eine Verlängerung des Bundeswehr-Mandats in Mali bis Mai 2018 beschlossen. An dem Ausbildungseinsatz der EU sind derzeit etwa 140 deutsche Soldaten beteiligt. Die EU-Trainingsmission läuft bereits seit vier Jahren. Gruppierungen wie Al Kaida oder Boko Haram terrorisieren den Norden des westafrikanischen Landes schon lange. Neben der Ausbildungsmission beteiligt sich die Bundeswehr im Norden von Mali zudem mit derzeit 800 Soldaten an der UN-Mission Minusma zur Überwachung des UN-Friedensabkommens.

Fillon steht im Wahlkampf wegen des Vorwurfs, seine Frau und zwei seiner Kinder scheinbeschäftigt zu haben, unter Druck. Während er noch im Januar mit großem Abstand die Umfragen anführte, liegt er nun hinter dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron und der rechtsextremen Bewerberin Marine Le Pen auf Rang drei.

Vehement sprach sich der 63-Jährige für eine „Wiederbelebung Europas“ aus. „Europa ist in Gefahr, der Brexit ist ein Donnerschlag“, sagte er. Einen neuen EU-Vertrag lehnte er ab. „Der einzig gangbare Weg ist eine deutsch-französische Initiative, die Lösungen für die drängendsten Probleme anbietet.“ (FMG)