Athen. In Athen sind acht weitere explosive Postsendungen aufgetaucht. Nun werden Zweifel an den Sicherheitsvorkehrungen in Griechenland laut.

In Griechenlands Hauptstadt Athen sind weitere Briefbomben aufgetaucht. Diesmal konnte die Polizei die Umschläge abfangen, bevor sie ihre Empfänger erreichten. Fragen zur Sicherheitslage in Griechenland bleiben dennoch.

An Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble war der dicke Briefumschlag adressiert, per Einschreiben. Er kam aus Griechenland. Doch die Sendung gelangte nur bis in die Poststelle des Ministeriums. Dort entdeckten Sicherheitsbeamte beim Durchleuchten den brisanten Inhalt: Sprengstoff und eine Zündvorrichtung. Die Bombe konnte unschädlich gemacht werden. Das war am vergangenen Mittwoch.

Weniger Glück hatte tags darauf eine Angestellte des Internationalen Währungsfonds in Paris. Sie öffnete einen ebenfalls mit Sprengstoff gefüllten Umschlag und zog sich Verletzungen zu. Auch diese Briefbombe kam aus Athen.

Acht weitere Briefbomben gefunden

Es gebe keinerlei Anhaltspunkte für weitere Briefbomben, versicherte der griechische Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, am vergangenen Freitag – eine leichtfertige Entwarnung. Denn jetzt sind weitere Bombenpakete aufgetaucht, und zwar gleich acht. Die Polizei entdeckte sie am vergangenen Wochenende in einem Postverteilungszentrum bei Athen, bekannt wurde der Fund erst am Montagabend.

Einer der Adressaten war der niederländische Finanzminister und Chef der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem. Er ist für viele Griechen, die unter dem Sparprogramm leiden, eine ebensolche Hassfigur wie Wolfgang Schäuble. Auch die griechische Regierung hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Schäuble persönlich wegen seiner Haltung in den laufenden Verhandlungen mit den Gläubigervertretern scharf angegriffen.

„Verschwörung der Feuerzellen“ galt als zerschlagen

Im Internet bekannte sich unterdessen die griechische Terrorgruppe „Verschwörung der Feuerzellen“ zu dem Anschlagsversuch auf Schäuble. Die Gruppe hatte bereits 2010 eine Reihe von Briefbomben verschickt, darunter an Bundeskanzlerin Angela Merkel, den damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy und den seinerzeitigen italienischen Premier Silvio Berlusconi. Die Sendungen konnten rechtzeitig entschärft werden, im Jahr darauf wurden die Täter festgenommen. Die Organisation galt seither als zerschlagen. Ein Irrtum, wie sich jetzt zeigt.

Die Briefbomben werfen viele Fragen auf. Wie steht es um die Sicherheitsvorkehrungen bei der griechischen Post und am Athener Flughafen? Die Vorstellung, dass die ersten beiden Sprengstoffsendungen unentdeckt blieben und im Frachtraum eines Flugzeugs nach Deutschland transportiert wurden, ist unbehaglich. Die voreiligen Beschwichtigungen des Bürgerschutzministers nach den ersten beiden Sprengstofffunden wecken ebenfalls kein Vertrauen.

Griechenland will nicht allein verantwortlich gemacht werden

Der griechische Vize-Verteidigungsminister Dimitris Vitsas spielt die Affäre herunter: Griechenland könne für die Briefbomben nicht allein verantwortlich gemacht werden, sagte Vitsas im Fernsehsender „Skai“. Schließlich seien die Sendungen auch im Ausland nicht entdeckt worden, behauptete Vitsas. Zumindest für den Schäuble zugedachten Brief stimmt das allerdings nicht. Es gebe eine Tendenz, Griechenland die Schuld für alles zuzuschieben, klagte der Minister, „sogar für die Atomwaffentests in Nordkorea“.