Berlin. Ein Wahlkampfspiel der SPD geht nicht eben zimperlich mit politischen Gegnern um. Im Visier sind auch Frauke Petry und Donald Trump.

Der Schulz-Zug rollt bei der SPD. Hundertprozentig. Und der Zug der Genossen ist nicht zu stoppen – jedenfalls virtuell. Denn beim Onlinespiel „Schulzzug.eu“, mit dem die SPD seit dem Wochenende ihren Wahlkampf auf Touren bringen will, gibt es erst gar keine Bremse. Und auch sonst bietet die Fahrt den Mitspielern ein paar Überraschungen.

Plötzlich steht AfD-Chefin Frauke Petry auf dem Gleis. Oder Donald Trump. Oder Wladimir Putin, mit nacktem Oberkörper. Was tun, so ganz ohne Bremspedal? Ganz einfach: Wenn, so die Spielanleitung, „fiese Populisten versuchen, mit ihren rückwärtsgewandten, beschränkten und mauerorientierten Ideologien den Weg zu versperren“, muss der Spieler als Lokführer mit dem Zug auf ein anderes Gleis ausweichen oder es überspringen, sonst gibt es Minuspunkte.

„Stern sammeln, dann voll reinbrettern“

Mit dem Europastern, den man unterwegs auflesen kann, hat der Zug aber „volle Energie”, jetzt gibt es sogar Extrapunkte, wenn die Lok in Schranken kracht – oder in die Mauern mit den Politikern dahinter. Die getroffene Figur fliegt dann zur Seite, virtuelles Blut fließt nicht.

Entstanden ist das in der Anmutung eher bescheidene 8-Bit-Pixelgrafik-Spiel im Willy-Brandt-Haus, und als eine der ersten Testerinnen brachte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley unter Jubel gleich US-Präsident Trump zur Strecke. „Erst einen Stern sammeln und dann voll reinbrettern in Trump“, hatte ihr jemand erklärt, ein Video zeigt die Szene.

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Barley musste beim Spielen nicht lange warten. „Jetzt. Ah, yeah!“, hört man jemanden in dem Video jubeln: Sie hat Trump erwischt, bei voller Fahrt – der Schulzzug kennt keine Bremsen, ist auch hier die Botschaft. Die Generalsekretärin nutzte ihre neue Superkraft aber nicht, wich den nächsten Trumps aus und verpasste damit auch Extra-„Schulzcoins”.

„Die Aufregung ist mit eingepreist“

In anderen Levels stehen Frauke Petry oder Kremlchef Putin – nackter Oberkörper, auf einem Bär reitend – auf den Gleisen, bis der Zug dann schließlich sein Ziel erreicht: das Bundeskanzleramt. Wie das dann aussieht, zeigte der netzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Klingbeil, in einem Tweet.

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Der auf Onlinestrategien spezialisierte Blogger und Politikberater Martin Fuchs aus Hamburg hält den Gamification-Ansatz prinzipiell für richtig und lobt den Weg, Anhänger spielerisch in den Wahlkampf einzubinden und zu motivieren, sich mehr zu engagieren. Er glaubt auch: „Dass sich ein paar Leute aufregen, ist mit eingepreist.” Das bringe das Spiel ins Gespräch. Bislang gibt es das Game webbasiert und für Android-Geräte, die iOS-App soll im Laufe der Woche folgen.

Spiel entstand bei „Hackathon“

Das Spiel ist keine Auftragsarbeit einer Agentur für die SPD, sondern bei einem sogenannten Hackathon binnen 18 Stunden von einem sechsköpfigen Team entwickelt worden. Die SPD hatte 40 interessierte Programmierer, Entwickler und Webdesigner eingeladen zum #SPDHack, die entstandenen Ideen wurden dem Parteivorstand vorgelegt. Schulz selbst wurde über Videochat zugeschaltet und dankte auf Twitter.

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Die Idee zum Hackathon hatte Henning Tillmann vom SPD-nahen Verein D64, der auch eine Internet-Seite schulztools.org mit Kampagnenwerkzeugen betreut. Zum Spiel erklärt er unserer Redaktion: „Ich denke, dass das alles mit gewisser Ironie zu sehen ist.”

Neben dem „Schulzzug” wurde auch eine Foto-Plattform zum Hoch- und Herunterladen von Fotos von und für alle Parteimitglieder programmiert, es entstand ein Tool, um Beiträge der SPD-Spitzen per Push-Nachricht zu mehr Reichweite zu verhelfen. Ein Programm analysiert, zu welchen Themen sich die Parteien aktuell auf Twitter äußern, ein anderes soll die Vielzahl an SPD-Ortsverein-Apps bündeln und eine einheitliche Newsfeed- sowie Termin-Verwaltung ermöglichen.