Aleppo. Durch eine Bombe sind in einer Moschee nahe Aleppo viele Menschen getötet worden. Möglicherweise hat ein US-Angriff sein Ziel verfehlt.
Bei einem Luftangriff auf eine Moschee bei Aleppo in Syrien sind am Donnerstag mindestens 42 Menschen getötet worden. Das berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Abend. Die Moschee sei voller Gläubiger gewesen.
In der Nähe Al-Kaida-Treffen?
Bei den meisten Opfern handele es sich um Zivilisten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Donnerstagabend mit. Dutzende Menschen seien verletzt worden. Viele von ihnen lägen noch unter den Trümmern des Gebäudes. Aktivisten sprachen noch einer noch höheren Zahl an Todesopfern.
Die Moschee in Al-Dschina westlich von Aleppo im Nordwesten des Landes sei beschossen worden, als sich Gläubige dort zum Abendgebet versammelt hätten. Möglicherweise hatten US-Streitkräfte es eigentlich auf ein anderes Ziel abgesehen. Der intensiv zum Luftkrieg in Syrien recherchierende Journalist Samual Oakfoard erhielt nach seinen Angaben die Bestätigung aus dem US-Militär, dass ein Angriff auf einen Treffpunkt von Al-Kaida-Kämpfern gegenüber der Moschee durchgeführt worden sei.
Foto zeigt angeblich Trümmerteile von US-Rakete
Zunächst war die Rede davon gewesen, die Attacke sei von russischen Flugzeug geflogen worden. Dann nährte ein mutmaßlich vom Schauplatz stammendes Foto bereits Spekulationen, es könnte sich um einen amerikanischen Angriff gehandelt haben. Der britisch-amerikanische Experte Charles Lister schrieb, das Foto zeige mit einiger Wahrscheinlichkeit Trümmer einer AGM-114 Hellfire-Rakete.
Das Dorf liegt in einer Rebellenhochburg, in der nach UN-Angaben zuletzt viele Flüchtlinge Zuflucht gesucht haben. Die Streitkräfte von Präsident Baschar al-Assad und dessen Verbündeter Russland haben in der Region zahlreiche Luftangriffe gegen Aufständische geflogen. Zudem haben auch die USA dort in den vergangenen Monaten Islamisten-Gruppen aus der Luft ins Visier genommen.
Im Krieg starben schon mindestens 250.000 Menschen
Im dem seit März 2011 währenden Krieg wurden bislang mindestens 250.000 Menschen getötet und 1,2 Millionen Menschen verletzt. Laut Caritas sind 13,5 Millionen Menschen in Syrien mittlerweile hilfsbedürftig, mehr als die Hälfte der Einwohner.
Das Hilfswerk Handicap international in München beklagt, dass die Syrer immer häufiger Opfer ungezielter Bombenangriffe würden. Während 2012 etwa die Hälfte der zivilen Opfer durch den Einsatz von Bomben, Granaten oder Minen in besiedelten Gebieten getötet worden seien, seien solche Explosivwaffen 2016 für mehr als 80 Prozent der Kriegstoten in der Zivilbevölkerung verantwortlich gewesen. Allein zwischen September und Dezember 2016 habe es pro Tag durchschnittlich 94 Angriffe mit Explosivwaffen gegeben. (law/dpa/rtr/epd)