Ankara. Die Kluft zwischen den Niederlanden und der Türkei wird tiefer. Präsident Erdogan hat nun das Ende einer Städtepartnerschaft befohlen.

Der Streit zwischen der Türkei und den Niederlanden nimmt bizarre Formen an. 40 Holstein-Rinder werden in die Niederlande „abgeschoben“. Präsident Erdogan befiehlt, dass Istanbul eine Städtepartnerschaft mit Rotterdam beenden muss. Und der türkische Außenminister warnt Europa vor einem „Heiligen Krieg“.

Seit 2005 waren Istanbul und Rotterdam Partnerstädte. Jetzt ist die Freundschaft zu Ende. Anlass des Bruchs: Das Landeverbot für den türkischen Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der am vergangenen Wochenende in Rotterdam vor Landsleuten für das geplante türkische Präsidialsystem werben wollte, und die Abschiebung der Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya, die versucht hatte, auf dem Landweg von Deutschland zu einer Kundgebung nach Rotterdam zu gelangen.

Türkischer Außenminister prophezeit „Heiligen Krieg“

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu heizt den Streit noch weiter an. Er kommentierte am Donnerstag den Ausgang der Wahlen in den Niederlanden: „Wenn man sich die Parteien ansieht, gibt es keinen Unterschied zwischen den Sozialdemokraten und dem Faschisten Wilders. Alle haben dieselbe Mentalität“, sagte Cavusoglu in Ankara und warnte: „Ihr bringt Europa zum Zusammenbruch, ihr zieht Europa in den Abgrund“. Bald werde in Europa ein „Heiliger Krieg“ beginnen, prophezeite Cavusoglu.

Nach der Ausweisung der Ministerin kam es in Rotterdam zu Auseinandersetzungen zwischen türkischen Demonstranten und der Polizei. Die Beamten setzten Schlagstöcke und Hunde gegen die Demonstranten ein.

Erdogan selbst sorgte für Bruch bei Städtepartnerschaft

Staatschef Recep Tayyip Erdogan persönlich ordnete das Ende der Städtepartnerschaft an: „Ich habe gestern Abend meinen Ministerpräsidenten angewiesen, den Istanbuler Oberbürgermeister darüber zu informieren, dass er die Partnerschaft mit Rotterdam einseitig beenden muss. Wir können mit Menschen wie diesen keine Partnerschaft unterhalten“, berichtete Erdogan am Mittwoch. Gehorsam beschloss der Istanbuler Stadtrat daraufhin einstimmig, die Städtepartnerschaft mit Rotterdam aufzukündigen.

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    „Faschisten“, „Mörder“, „Banditenstaat“

    Der Präsident hatte nach den Vorfällen in Rotterdam die Niederländer als „Nazi-Überbleibsel“ und „Faschisten“ beschimpft und ihnen einen „verdorbenen Charakter“ bescheinigt. Wie zerrüttet das Verhältnis zwischen beiden Völkern mittlerweile ist, zeigen auch die Schlagzeilen regierungsnaher türkischer Zeitungen.

    Das Blatt „Günes“ bildete auf der Titelseite eine niederländische Flagge mit Hakenkreuz ab. Daneben stand die Schlagzeile: „Ihr seid Mörder“. Die Zeitung „Yeni Safak“ bezeichnete in ihrer Titelschlagzeile die Niederlande als „Banditenstaat“.

    Keine Tierprodukte mehr aus den Niederlanden

    Mit einem solchen Land wollen auch die türkischen Viehzüchter nichts mehr zu tun haben. Der Verband der türkischen Fleischproduzenten möchte deshalb 40 Holstein-Rinder, die gerade erst aus Holland eingetroffen waren, in ihre Heimat zurückschicken. „Die Holsteiner sind in unserem Land weit verbreitet, aber diese Rasse wird nun zu einem ernsten Problem“, erklärte Verbandschef Bülent Tunc der Zeitung „Hürriyet“.

    Holstein-Rinder gelten als besonders leistungsstarke Milchkühe und hatten sich deshalb auch in der Türkei durchgesetzt. Doch künftig wird man die schwarz- und rotweißen Tiere auf anatolischen Weiden wohl weniger häufig antreffen. „Wir wollen von nun an keine Tierprodukte mehr aus Holland“, sagt Tunc. „Die ersten Tiere sind bereits verladen und werden zurückgeschickt.“ Sollte der holländische Lieferant die Kühe nicht zurücknehmen, werde man sie schlachten und das Fleisch an Bedürftige verteilen, kündigte der Verbandschef an.