Seoul. In Südkorea muss ein neues Staatsoberhaupt gewählt werden. Das Verfassungsgericht des Landes hat Präsidentin Park des Amtes enthoben.

Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye muss ihr Amt wegen eines Korruptionsskandals um eine langjährige Vertraute endgültig räumen. Das Verfassungsgericht entschied am Freitag, die konservative Staatschefin von ihren Amtspflichten vorzeitig zu entbinden. Die Entscheidung der acht Richter sei einstimmig gewesen, sagte die geschäftsführende Vorsitzende Richterin Lee Jung Mi.

Innerhalb von 60 Tagen muss nun ein neuer Präsident gewählt werden. Die Entscheidung des Gerichts könnte die Machtverhältnisse in dem ostasiatischen Land radikal verändern.

Park war im Dezember suspendiert worden

Die Verfassungsrichter sahen es als erwiesen an, dass Park es zugelassen habe, dass ihre Freundin Choi Soon Sil sich in die Regierungsgeschäfte eingemischt habe. Choi hatte nie ein öffentliches Amt inne. Die Richter hofften, dass das „politische Chaos“ durch ihr Urteil ein Ende nehme, sagte Lee.

Die Entscheidung des Verfassungsgerichts beendet ein etwa dreimonatiges Amtsenthebungsverfahren gegen Park, das das Parlament am 9. Dezember auf Antrag der Opposition beschlossen hatte. Auch zahlreiche Abgeordnete der Regierungspartei hatten sich dem Votum angeschlossen. Park wurde dadurch zunächst nur suspendiert. Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn hatte kommissarisch die Amtsgeschäfte des Staatsoberhaupts übernommen.

Nicht alle sind mit der Entscheidung der Verfassungsrichter einverstanden. Diese Unterstützer von Präsidentin Park reagieren bestürzt auf die Nachricht.
Nicht alle sind mit der Entscheidung der Verfassungsrichter einverstanden. Diese Unterstützer von Präsidentin Park reagieren bestürzt auf die Nachricht. © REUTERS | STRINGER

Park droht nun ein Strafverfahren. Solange sie noch Präsidentin war, genoss sie Immunität. Sie ist das erste Staatsoberhaupt des Landes, das per Gerichtsbeschluss abgesetzt wurde. Die ursprünglich für Dezember geplante Wahl muss nun spätestens bis zum 9. Mai vorgezogen werden. Parks fünfjährige Amtszeit wäre regulär im Februar 2018 zu Ende gegangen.

In den Umfragen zu den Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl liegt derzeit der linksliberale Oppositionspolitiker Moon Jae In vorn, der 2012 die Wahl gegen Park verloren hatte. Nach mehr als neun Jahren konservativer Regierung deutet sich damit ein Machtwechsel in der viertgrößten Volkswirtschaft Asiens an.

Hunderttausende Südkoreaner demonstrierten für Rücktritt

Der Absetzung Parks waren monatelange Straßenproteste vorausgegangen. Hunderttausende Südkoreaner hatten den Rücktritt von Park gefordert, die wegen der Affäre um ihre Freundin Choi immer stärker unter Druck geraten war.

Nicht alle Südkoreaner unterstützten diese Forderung. Auch am Tag der Entscheidung des Verfassungsgerichts gab es Demonstrationen von Park-Unterstützern. Bei Demonstrationen gegen die Amtsenthebung kamen zwei Menschen ums Leben. Ein 72-jähriger Mann sei schwer verletzt in ein Krankenhaus gekommen und dort später gestorben, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag. Die Polizei gab später bekannt, dass es zwei Tote gegeben habe.

Diese Südkoreaner feiern die Amtsenthebung Parks.
Diese Südkoreaner feiern die Amtsenthebung Parks. © Getty Images | Chung Sung-Jun

Park war erste Frau an der Staatsspitze

Parks Freundin Choi wird vorgeworfen, dank ihrer Beziehung zur Präsidentin zahlreiche Unternehmen genötigt zu haben, ihre Stiftungen und Organisationen zu sponsern. Sie soll sich dabei persönlich bereichert haben. Park hatte sich mehrmals für die Affäre entschuldigt, aber bestritten, in kriminelle Aktivitäten verstrickt zu sein.

Bei der Wahl Ende 2012 hatten sich die Südkoreaner mit der jetzt 65 Jahre alten Park zum ersten Mal für eine Frau als Präsidentin entschieden. Ihr Vater war der frühere Diktator Park Chung Hee, der das Land in den 60er und 70er Jahren mit eiserner Faust regiert hatte. (dpa)