Kabul. Er galt als Freund von bin Laden und wurde zum Namensgeber für islamistische Terroristen: Abdul Rab Rasul Sayyaf ist schwer erkrankt.

Radio France Internationale nannte ihn den „Mann, der bin Laden nach Afghanistan holte“, die Gesellschaft für bedrohte Völker bezeichnete ihn als „Kriegsverbrecher, der als erster ethnische Säuberungen großen Stils in den innerafghanischen Konflikt einführte“. Abdul Rab Rasul Sayyaf, einer der einflussreichsten Kriegsherren und Politiker Afghanistans, hat nach Medienberichten einen Herzinfarkt erlitten.

Das Onlinemagazin „Khaama Press“ berichtete, Sayyaf werde nach Indien geflogen. Tolo TV meldete, sein Zustand sei „stabil“. Abdul Rab Rasul Sayyaf, um die 70, ist ein islamistischer Hardliner. Er gehört zu den Wahhabiten, der besonders in Saudi-Arabien verbreiteten radikalen Strömung des Islams.

Viele Araber für Krieg angeworben

Das Bild soll Abdul Sayyaf (links) 1984 als Kommandeur der Mudschaheddin in Afghanistan zeigen.
Das Bild soll Abdul Sayyaf (links) 1984 als Kommandeur der Mudschaheddin in Afghanistan zeigen. © Erwin Franzen (Public Domain) | Erwin Franzen (Public Domain)

Deshalb genoss der Paschtune die Unterstützung Saudi-Arabiens und konnte im Krieg gegen die sowjetischen Besatzer in den 80er-Jahren auch viele Araber anwerben. Darunter war Osama bin Laden, späterer Anführer der Al Kaida und Drahtzieher der Anschläge vom 11. September. Gemeinsam bauten sie Trainingscamps auf, Bin Laden half, die Taliban zu radikalisieren und professionalisieren.

Dort ausgebildete Männer kämpften dann auch in Konflikten in Tschetschenien oder Bosnien. Sajaf soll auch der erste gewesen sein, der bin Laden Zuflucht anbot, als der 1996 aus dem Sudan vertrieben wurde.

Verantwortlich für Tod Tausender Zivilisten

Unter Sayyafs Führung wurden auch die von den Philippinen stammenden späteren Gründer der „Abu Sayyaf“-Gruppe ausgebildet. „Abu Sayyaf“-Terroristen haben gerade einen deutschen Segler getötet, den sie als Geisel genommen hatten.

Nach der Vertreibung der Sowjets wurde Sayyaf im darauf folgenden Bürgerkrieg mit anderen Mudschahedin-Fraktionen um die Herrschaft in Kabul für den Tod tausender Zivilisten verantwortlich gemacht. 2003 wurde er in die verfassungsgebende Loja Dschirga gewählt und gehört seither dem Parlament an. Seine Gruppe wurde 2005 zu einer politischen Partei, er selbst erklärte sich zu einem Gegner der Taliban.

2014 als Präsidentschaftsbewerber angetreten

Ein enger Vertrauter Sayyafs wurde von Präsident Hamid Karzai zum Obersten Richter ernannt, wo er als Verfechter mittelalterlich anmutender Strafen auftrat. Die Gesellschaft für bedrohte Völker hatte gewarnt, auch Sayyaf selbst strebe das Amt an. Er holte 2014 als Kandidat seiner islamistischen Partei bei den Präsidentenwahlen in Afghanistan rund 7 Prozent der Stimmen. (dpa/law)