Berlin. Kanzlerin Merkel will die Einwanderung aus Afrika eindämmen. Dazu braucht sie den Maghreb-Staat Algerien. Am Montag fliegt sie dorthin.

Kanzlerin Angela Merkel reist an diesem Montag nach Algerien, um sich für eine Eindämmung der Fluchtbewegung über das Mittelmeer und den Kampf gegen Terrorismus in Nordafrika einzusetzen. Der zweitägige Besuch beginnt abends in der Hauptstadt Algier. Die frühere französische Kolonie gilt als wichtiger Akteur für Stabilität und Sicherheit in der Region, hieß es von der Bundesregierung.

Geplant sind unter anderem Gespräche mit Ministerpräsident Abdelmalek Sellal und dem seit 1999 amtierenden Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. Der Wüstenstaat Algerien, das größte Flächenland Afrikas, grenzt an die wichtigen Transitländer für Flüchtlinge, Mali und Niger.

90 Prozent aller Migranten kommen über Libyen

Der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika regiert das Land seit 1999.
Der algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika regiert das Land seit 1999. © dpa | Mohamed Messara

Außerdem engagiert sich die Regierung in Algier für eine Stabilisierung des benachbarten Bürgerkriegslandes Libyen, von wo aus etwa 90 Prozent der Migranten und Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa übersetzen.

In den vergangenen Monaten ist Algerien verstärkt gegen Islamisten vorgegangen. Stark im Blick stünden auch effektive Grenzkontrollen im Kampf gegen Schmuggel und Menschenschleusungen, hieß es in Berlin.

Wird es auch im Auffanglager für Flüchtlinge gehen?

Merkel wirbt dafür, Algerien, Tunesien und Marokko im deutschen Asylrecht als sichere Herkunftsländer einzustufen, um Abschiebungen abgelehnter Bewerber zu beschleunigen. Zudem will die Bundesregierung Auffanglager für Flüchtlinge in Nordafrika einrichten. Wo genau, ist bislang unklar. Merkel selbst hatte dafür Tunesien ins Spiel gebracht, war davon nach einem Besuch von Tunesiens Ministerpräsident Chahed vergangene Woche in Berlin aber wieder abgerückt.

Ob die Einrichtung von Auffanglagern auch bei Merkels Algerien-Besuch ein Thema sein wird, ist bislang nicht bekannt. Einschränkungen etwa der Versammlungs- und Pressefreiheit in dem Land werden auch in Deutschland mit Sorge beobachtet. Die Kanzlerin will sich mit Vertretern gesellschaftlicher Organisationen treffen. Sicherheit und Bürgerrechte könnten noch in eine bessere Balance gebracht werden, hieß es in deutschen Regierungskreisen.

Algerien kauft Waffen aus Deutschland

Thema bei Merkels Besuchs soll auch ein weiterer Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit Algerien sein. Wirtschaftlich profitiert das Land vor allem von seinen enormen Öl- und Gasvorkommen, die Exporterlöse machen rund 98 Prozent der Deviseneinnahmen aus. Algerien zählt zu den wichtigsten Abnehmern deutscher Rüstungsgüter außerhalb der Nato. (dpa/küp)