Seoul/Kuala Lumpur. Kim Jong Nam, der Halbbruder des Diktators Kim Jong Un, verließ Nordkorea aus Angst um sein Leben. Nun wurde er in Malaysia getötet.

Kim Jong Nam sollte eigentlich sein Vater beerben und Machthaber von Nordkorea werden. Doch noch zu Lebzeiten seines Vaters fiel er wegen seines angeblich exzentrischen Lebensstils in Ungnade. Nun hat sein jüngerer Halbbruder ihn sehr wahrscheinlich umbringen lassen.

Malaysische Regierungskreise haben am Dienstag bestätigt, dass zwei Frauen den 45-jährigen Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un ermordet haben. Bei den beiden Frauen handele es sich wahrscheinlich um „nordkoreanische Agentinnen“. Kim sei im Einkaufsbereichs des Internationalen Flughafens von Kuala Lumpur plötzlich zusammengebrochen, noch bevor er die Passkontrolle passiert hatte.

Täter rammten Jong Nam offenbar Giftpfeil in den Hals

Die malaysische Polizei geht davon aus, dass die Frauen ihm Pfeile mit einer giftigen Substanz in den Hals gerammt haben. Die zwei Agentinnen seien nun auf der Flucht. Nach den „Tätern“ werde gefahndet, heißt es. Zuvor hatten auch südkoreanische Medien über die Ermordung Kim Jong Nams berichtet. Der Mord soll sich bereits am Montagmorgen ereignet haben.

Kim Jong Nam und sein Halbbruder Kim Jong Un sind Söhne des Ende 2011 verstorbenen früheren Machthabers Kim Jong Il und damit Enkel des nordkoreanischen Staatsgründers und „Ewigen Präsidenten“ Kim Il Sung. Die Halbbrüder hatten unterschiedliche Mütter.

Als Machthaber ungeeignet

Vater Kim Jong Il hatte seinen Erstgeborenen durchaus zu seinem Nachfolger machen wollen. Doch im Mai 2001 griff die japanische Polizei Jong Nam mit gefälschtem Pass aus der Dominikanischen Republik am Flughafen von Tokio auf. Er wollte nach Japan reisen, um Disneyland zu besuchen. Damit kam er als Machthaber für das letzte noch stalinistisch geführte Land nicht mehr infrage.

Bis zum Tod seines Vaters durfte er jedoch weiter frei durch die Welt reisen. Er wurde sowohl in Thailand als auch in Österreich, Russland und mehrfach in Peking gesichtet, wo er angeblich von hochrangigen chinesischen Politikern unterstützt wurde. Er reiste regelmäßig in die nordkoreanische Hauptstadt Pjöngjang. In der südchinesischen Sonderverwaltungszone Macao soll er mit seiner zweiten Frau in einem Haus gelebt und angeblich das Auslandsvermögen der Kim-Familie verwaltet haben.

Jong Nam äußerte öffentlich Kritik an seiner Familie

Nachdem Anfang 2012 sein jüngerer Halbbruder die Macht über Nordkorea übernahm, war Jong Nam in seinem Heimatland nicht mehr erwünscht. Jong Nam wagte es mehrfach, sich öffentlich kritisch über seine Familie zu äußern und bezweifelte, dass sein Halbbruder lange an der Macht bleiben würde.

Einem japanischen Sender sagte er einst, er sei gegen die Weitergabe der Macht von Generation zu Generation. Dennoch hoffe er, dass sein Bruder sein Bestes für das Wohl des nordkoreanischen Volkes tun werde. Jong Nam soll seinem Onkel nahe gestanden haben, der Nordkoreas zweitmächtigster Mann war, bevor Kim Jong Un 2013 ihn hinrichten ließ.

Kim Jong Nam flüchtete nach Malaysia

Seinen älteren Halbbruder empfand der junge Kim ebenfalls als Bedrohung. Angeblich hat er mehrfach Attentäter auf ihn angesetzt. 2012 nahmen südkoreanische Sicherheitskräfte einen nordkoreanischen Agenten fest, der gestand, von Pjöngjang geschickt worden zu sein, um den Bruder des Staatschefs zu entführen. Daraufhin fühlte sich Jong Nam in Macao nicht mehr sicher und flüchtete nach Malaysia. Öffentlich trat er seitdem nicht mehr in Erscheinung.

Das nordkoreanische Regime wollte den Tod des Halbbruders des nordkoreanischen Machthabers am Dienstag nicht bestätigen. (mit rtr)