Berlin. Unionspolitiker hatten dem SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz Doppelmoral und Trump-Methoden unterstellt. Nun bekommt Schulz Beistand.
Sieben Monate vor der Bundestagswahl ist der Wahlkampf zwischen SPD und Union eröffnet – es scheint eine scharfe Auseinandersetzung zu werden. Dossiers aus Reihen der Union mit teils persönlichen Vorwürfen gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz empörten die Sozialdemokraten. Schulz selbst sieht sich wiederum mit einem Bericht des „Spiegels“ konfrontiert, dem zufolge er frühere Mitarbeiter auf fragwürdige Art und Weise versorgt haben soll.
SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf der Union vor, eine Schmutzkampagne gegen Schulz zu führen. „CDU und CSU schlagen gerade wahllos um sich, weil sie sich selbst nicht für ihre eigene Kanzlerkandidatin begeistern können“, sagte sie dieser Redaktion. Der Union werde es aber nicht helfen, „mit Schmutz zu werfen“. Anders als CDU und CSU hätten die Sozialdemokraten „Leute, für die sich die Menschen parteiübergreifend begeistern“. Das zeigten „die überfüllten Veranstaltungen von Martin Schulz“.
In einem der Anti-Schulz-Papiere, das dieser Redaktion vorliegt, wird vor allem Schulz’ Amtsführung als Präsident des Europäischen Parlaments kritisiert. Das Papier stammt aus der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament.
Zweites Dossier mit Angriffen gegen Schulz’ Lebensstil
Deren Vorsitzender Herbert Reul verteidigte das Schreiben in der „Bild am Sonntag“. Es seien lediglich Fakten zusammengetragen worden. „Jeder, der deutscher Kanzler werden will, muss sich an seinen Taten messen lassen.“ Das sei nicht geheim. Er habe selbst erlebt, „wie Herr Schulz sein Amt ausgenutzt hat“. Ein zweites Dossier, aus dem die „Rhein-Neckar-Zeitung“ zitiert, soll noch sehr viel persönlichere Angriffe etwa gegen Schulz’ Lebensstil enthalten.
Die Vorwürfe in dem „Spiegel“-Bericht richten sich gegen die Versorgung und Reisen von Schulz’ heutigem Wahlkampfmanager Markus Engels, der zuvor Pressesprecher des EU-Parlaments war. Demnach konnte Engels offenbar Kosten für Dienstreisen abrechnen, die so gar nicht stattfanden. Schulz und Engels kommentierten die Vorwürfe nicht.
SPD in neuer Umfrage auf Zehn-Jahres-Hoch
CDU-Generalsekretär Peter Tauber attackierte Schulz wegen dieser fragwürdigen Zahlungen scharf und warf ihm Doppelmoral vor. „Kandidat Schulz inszeniert sich als angebliches Sprachrohr des kleinen Mannes und Kämpfer für mehr Gerechtigkeit, versorgt aber seine Mitarbeiter auf Kosten der hart arbeitenden Leute“, sagte Tauber dieser Redaktion. Wenn Schulz „jetzt mal in der Realität ankommt, dann können wir endlich anfangen, in der Sache zu streiten“, forderte Tauber.
„Mister Europa“ Martin Schulz in Fotos
Im neuen Emnid-Sonntagstrend steigt die SPD um drei Punkte auf 32 Prozent und erreicht damit ein Zehn-Jahres-Hoch. Die Union liegt wie in der Vorwoche bei 33 Prozent. Die SPD hat sich damit in der Emnid-Umfrage innerhalb von zwei Wochen um neun Prozentpunkte verbessert. Im direkten Vergleich kann Schulz Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sogar überrunden. Könnte der Bundeskanzler direkt gewählt werden, würden sich jetzt 46 Prozent der Befragten für Schulz entscheiden, für Merkel hingegen nur 40 Prozent. In der Vorwoche hatte Merkel noch mit 41 Prozent knapp vor Schulz mit 38 Prozent gelegen.