Berlin. Dass Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue einzieht, gilt nur noch als Formsache. Spannend wird, wie gut er dabei abschneidet.

Es kommt nicht oft vor, dass Hape Kerkeling, Iris Berben und Joachim Löw gemeinsame Sache machen. An diesem Sonntag aber kommen der Komiker, die Schauspielerin und der Bundestrainer als Wahlleute in Berlin zusammen, um über den neuen Bundespräsidenten abzustimmen. Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Hedwigs-Kathedrale beginnen die 1260 Mitglieder der Bundesversammlung um 12 Uhr mit der Wahl – das Ergebnis dürfte diesmal bereits am frühen Nachmittag feststehen.

Wer wählt am Sonntag den Bundespräsidenten?

Neben den 630 Bundestagsabgeordneten schicken die Bundesländer weitere 630 Wahlfrauen und Wahlmänner nach Berlin. Unter ihnen etliche Prominente aus Sport und Kultur. Besonders viele bekannte Namen bietet die SPD auf – zum Beispiel die Sänger Roland Kaiser, Katja Ebstein und Peter Maffay, dazu die Schauspielerinnen Iris Berben, Mariele Millowitsch und Natalia Wörner.

Auf dem Ticket der CDU kommen unter anderem Komiker Hape Kerkeling, Schauspielerin Veronica Ferres, Verlegerin Friede Springer und Stephan Holthoff-Pförtner, Anwalt und Gesellschafter der FUNKE-Mediengruppe (zu der diese Redaktion gehört).

Für die Grünen sind Komikerin Carolin Kebekus, Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und Travestiekünstlerin Olivia Jones an Bord. Die Linke schickt unter anderem Semiya Simsek Demirtas, die Tochter des ersten NSU-Opfers, in die Bundesversammlung. Für die FDP will Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann kommen. Die AfD sendet unter anderem den Journalisten Dieter Stein als Wahlmann.

Diese Stars wählen den Bundespräsidenten

Mariele Millowitsch ist dabei. Die Schauspielerin gehört zu einer Reihe von Promis, die am 12. Februar neben den Abgeordneten den neuen Bundespräsidenten wählen darf.  Millowitsch wurde von der SPD in Nordrhein-Westfalen ernannt.
Mariele Millowitsch ist dabei. Die Schauspielerin gehört zu einer Reihe von Promis, die am 12. Februar neben den Abgeordneten den neuen Bundespräsidenten wählen darf. Millowitsch wurde von der SPD in Nordrhein-Westfalen ernannt. © Getty Images | Miguel Villagran
Carolin Kebekus wurde von den Grünen in NRW ausgewählt.
Carolin Kebekus wurde von den Grünen in NRW ausgewählt. © imago | DeFodi
Hape Kerkeling wurde von der CDU in NRW aufgestellt.
Hape Kerkeling wurde von der CDU in NRW aufgestellt. © imago/Hoffmann | imago stock&people
Die Schauspielerin Iris Berben (SPD/Hessen) darf ihre Stimme abgeben.
Die Schauspielerin Iris Berben (SPD/Hessen) darf ihre Stimme abgeben. © dpa | Gregor Fischer
Roland Kaiser (SPD/Mecklenburg-Vorpommern) darf ebenfalls seine Stimme abgeben.
Roland Kaiser (SPD/Mecklenburg-Vorpommern) darf ebenfalls seine Stimme abgeben. © imago | imago
Peter Maffay wurde von der SPD im Saarland nominiert.
Peter Maffay wurde von der SPD im Saarland nominiert. © imago/VIADATA | imago stock&people
Nur einer von mehreren Sportlern, die am 12. Februar abstimmen dürfen: Jogi Löw.
Nur einer von mehreren Sportlern, die am 12. Februar abstimmen dürfen: Jogi Löw. © dpa | Arne Dedert
Auch von der SPD nominiert, aber in Brandenburg: Katja Ebstein.
Auch von der SPD nominiert, aber in Brandenburg: Katja Ebstein. © imago/Rainer Unkel | imago stock&people
Die Sängerin Stefanie Kloß (SPD/Sachsen) darf ihre Stimme am 12. Februar abgeben.
Die Sängerin Stefanie Kloß (SPD/Sachsen) darf ihre Stimme am 12. Februar abgeben. © dpa | Henning Kaiser
Feridun Zaimoglu, deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft, wurde von der SPD Schleswig-Holstein auserkoren.
Feridun Zaimoglu, deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft, wurde von der SPD Schleswig-Holstein auserkoren. © ZDF | ZDF/Jana Kay
Die Grünen Niedersachsen haben Travestiekünstlerin Olivia Jones ausgewählt.
Die Grünen Niedersachsen haben Travestiekünstlerin Olivia Jones ausgewählt. © imago/Christian Schroedter | imago stock&people
Der Journalist und Medien-Manager Helmut Markwort wurde von der FDP Baden-Württemberg aufgestellt.
Der Journalist und Medien-Manager Helmut Markwort wurde von der FDP Baden-Württemberg aufgestellt. © dpa | Sven Hoppe
Für die Berliner CDU zieht Friede Springer, Mehrheitsaktionärin des Springer-Konzerns, in den Abstimm-Ring.
Für die Berliner CDU zieht Friede Springer, Mehrheitsaktionärin des Springer-Konzerns, in den Abstimm-Ring. © dpa | Boris Roessler
Auch Veronica Ferres darf mitwählen. Sie wurde von der CDU Nordrhein-Westfalen bestimmt.
Auch Veronica Ferres darf mitwählen. Sie wurde von der CDU Nordrhein-Westfalen bestimmt. © Getty Images for FIJI Water | Charley Gallay
Schauspielerin Natalia Wörner wurde von der SPD Baden-Württemberg nominiert.
Schauspielerin Natalia Wörner wurde von der SPD Baden-Württemberg nominiert. © dpa | Britta Pedersen
Sebastian Brendel – Kanu-Olympiasieger 2016 – wurde in Brandenburg von der SPD  auserwählt.
Sebastian Brendel – Kanu-Olympiasieger 2016 – wurde in Brandenburg von der SPD auserwählt. © REUTERS | MURAD SEZER
Verena Bentele (SPD/Bayern), Paralympics-Siegerin im Biathlon sowie Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, darf ihre Stimme ebenfalls am 12. Februar abgeben.
Verena Bentele (SPD/Bayern), Paralympics-Siegerin im Biathlon sowie Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, darf ihre Stimme ebenfalls am 12. Februar abgeben. © Berufsgenossenschaft der Bauwirt | Marc Darchinger/ BG BAU-Foto
Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, ist Wahlfrau für die Grünen aus Berlin.
Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, ist Wahlfrau für die Grünen aus Berlin. © dpa Picture-Alliance | Soeren Stache
Semiya Simsek ist die Tochter des ersten NSU Opfers Enver Simsek. Sie darf für die Linke Thüringen bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten in der Bundesversammlung ihre Stimme abgeben.
Semiya Simsek ist die Tochter des ersten NSU Opfers Enver Simsek. Sie darf für die Linke Thüringen bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten in der Bundesversammlung ihre Stimme abgeben. © imago | Eibner
Kabarettist Volker Pispers ist von den Piraten aus Nordrhein-Westfalen als Wahlmann  nominiert worden.
Kabarettist Volker Pispers ist von den Piraten aus Nordrhein-Westfalen als Wahlmann nominiert worden. © imago | Eßling
Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball-Liga, ist von der SPD Nordrhein-Westfalens ausgewählt worden.
Reinhard Rauball, Präsident der Deutschen Fußball-Liga, ist von der SPD Nordrhein-Westfalens ausgewählt worden. © REUTERS | REUTERS / KAI PFAFFENBACH
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Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) dagegen wird nicht in Berlin dabei sein – wegen der Erkrankung seines Dackels. „Der hat eine sogenannte Dackellähmung, das ist ein Bandscheibenvorfall“, erklärte Carstensen am Freitag. Er müsse sich um das Tier kümmern.

Muss Steinmeier noch zittern?

Seit sich Union und SPD auf Frank-Walter Steinmeier (61) als gemeinsamen Kandidaten verständigt haben, gilt es als sicher, dass der Sozialdemokrat der 12. Bundespräsident wird. Auch die FDP will Steinmeier wählen. Die Grünen dagegen haben sich nicht festgelegt. Die Linke hat mit dem Kölner Armutsforscher Christoph Butterwege (66) einen eigenen Kandidaten aufgestellt.

Auch die AfD setzt mit Parteivize Albrecht Glaser (75) auf einen eigenen Mann. Die bayrischen Freien Wähler haben zudem den Richter Alexander Hold (54) nominiert. Und schließlich ist da noch Engelbert Sonneborn (78), der Vater von Satiriker Martin Sonneborn („Die Partei“), den die Piraten als Wahlmann nominiert hatten. Doch keiner von Steinmeiers Gegenkandidaten hat angesichts der großen Mehrheit von Union und SPD eine realistische Chance – zusammen haben die Regierungsparteien rund 920 der 1260 Stimmen.

Sonneborn for President!

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    Selbst wenn der eine oder andere Unionspolitiker dem SPD-Mann seine Stimme verweigern sollte, dürfte wohl bereits nach dem ersten Wahlgang feststehen, dass Steinmeier mit seiner First Lady Elke Büdenbender (55) ins Schloss Bellevue einziehen wird. Spannend wird jedoch, wie gut er dabei abschneidet – die Latte liegt jedenfalls hoch.

    Theodor Heuss bekam 1954 bei seiner Wiederwahl 88,2 Prozent der Stimmen, es ist das bisher beste Ergebnis in einer Bundesversammlung. Dahinter folgte Richard von Weizsäcker mit 86,2 (1989) und 80,9 Prozent (1984). Joachim Gauck holte 2012 auf Anhieb 80,4 Prozent der Stimmen. Die geringste Mehrheit hatte 1969 Gustav Heinemann im dritten Wahlgang: 50,05 Prozent.

    Bleibt die First Lady Richterin?

    Wenn Steinmeier Bundespräsident wird, will sich seine Frau Elke Büdenbender laut „Spiegel“ von ihrem Job als Richterin beurlauben lassen. Ursprünglich habe sie vorgehabt, ihre Arbeit am Berliner Verwaltungsgericht auch als First Lady weiterzuführen – und wäre damit nicht die erste Präsidentenfrau gewesen, die ihren Job weiter gemacht hätte: Veronica Carstens behielt ihre Praxis als Ärztin.

    An Büdenbenders Gericht seien jedoch Zweifel laut geworden, ob die Richtertätigkeit mit der Rolle als Frau des Staatsoberhaupts vereinbar sei. Schon während Steinmeiers Zeit als Außenminister war Büdenbender von bestimmten Verfahren am Gericht freigestellt worden. Eine Bestätigung für den Bericht gab es zunächst nicht.

    Steinmeier hatte mehrfach betont, über die künftige Rolle seiner Frau nicht vor der Wahl zum Bundespräsidenten sprechen zu wollen. Büdenbender selbst ist bisher in der Öffentlichkeit wenig präsent. Steinmeier hatte der gebürtigen Siegerländerin 2010 eine Niere gespendet, seitdem feiern sie den Tag der Transplantation wie einen Geburtstag. Beide haben eine mittlerweile erwachsene Tochter, Merit.

    Gibt es noch Überraschungen?

    Bei der Wahl selbst vermutlich nicht. Doch Bundesversammlungen sind immer für Unvorhergesehenes gut – Pannen eingeschlossen: „Leute, ihr könnt in Ruhe Fußball gucken. Wahlgang hat geklappt.“ Damit verkündete die damalige CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner bei der Bundesversammlung 2009 vor dem offiziellen Ende der Auszählung die Wahl Horst Köhlers zum Bundespräsidenten.

    Er hatte sich gegen die Herausforderin Gesine Schwan durchgesetzt. Als Mitglied der Zählkommission war Klöckner direkt an der Auszählung der Stimmen beteiligt. Sie verletzte damit massiv das Protokoll, denn Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte das Ergebnis noch gar nicht offiziell verkündet.

    Wahl zum Bundespräsidenten - Der Bundestag wird umgebaut

    Am 12. Februar tritt die 16. Bundesversammlung in Berlin zusammen.
    Am 12. Februar tritt die 16. Bundesversammlung in Berlin zusammen. © Getty Images | Sean Gallup
    Für die Bundespräsidentenwahl putzt sich der Bundestag heraus.
    Für die Bundespräsidentenwahl putzt sich der Bundestag heraus. © Getty Images | Sean Gallup
    Die aktuelle Bundesversammlung hat 1260 Mitglieder. Außer den Mitgliedern des Bundestags sind von den Landtagen weitere 630 Vertreter bestimmt worden. Für diese müssen Plätze hergerichtet werden.
    Die aktuelle Bundesversammlung hat 1260 Mitglieder. Außer den Mitgliedern des Bundestags sind von den Landtagen weitere 630 Vertreter bestimmt worden. Für diese müssen Plätze hergerichtet werden. © Getty Images | Sean Gallup
    Neue Technik muss verlegt werden.
    Neue Technik muss verlegt werden. © Getty Images | Sean Gallup
    Im Plenarsaal muss alles gut verkabelt sein.
    Im Plenarsaal muss alles gut verkabelt sein. © Getty Images | Sean Gallup
    SPD, CDU und CSU haben sich auf den bisherigen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als gemeinsamen Kandidaten für das höchste Amt im Staate  geeinigt.
    SPD, CDU und CSU haben sich auf den bisherigen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als gemeinsamen Kandidaten für das höchste Amt im Staate geeinigt. © Getty Images | Sean Gallup
    Auch die derzeit nicht im Bundestag vertretene FDP unterstützt Steinmeier.
    Auch die derzeit nicht im Bundestag vertretene FDP unterstützt Steinmeier. © Getty Images | Sean Gallup
    Die Bundesversammlung wird von dem derzeitigen Präsidenten des Bundestages, Norbert Lammert (CDU) , geleitet.
    Die Bundesversammlung wird von dem derzeitigen Präsidenten des Bundestages, Norbert Lammert (CDU) , geleitet. © Getty Images | Sean Gallup
    Die Linke, AfD und Freie Wähler haben eigene Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten nominiert.
    Die Linke, AfD und Freie Wähler haben eigene Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten nominiert. © Getty Images | Sean Gallup
    Deren Wahl am Sonntag gilt aber als unwahrscheinlich. Der bisherige Bundespräsident Joachim Gauck ist  mit 76 Jahren das älteste Staatsoberhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik.
    Deren Wahl am Sonntag gilt aber als unwahrscheinlich. Der bisherige Bundespräsident Joachim Gauck ist mit 76 Jahren das älteste Staatsoberhaupt in der Geschichte der Bundesrepublik. © Getty Images | Sean Gallup
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    Die vom Mobiltelefon abgesetzte Kurznachricht ging als „Twitter-Affäre“ in die Geschichte des Bundestages ein. Doch damit nicht genug: Bereits nach dem ersten Wahlgang wurden Blumen ins Plenum gebracht, das Streichorchester erschien. Damit war allen Anwesenden vor der offiziellen Bekanntgabe klar, dass Köhler bereits im ersten Wahlgang gewählt worden war.

    Dieses Mal dürften viele aber auch aus einem anderen Grund besonders hinhören, wenn Lammert um Punkt 12 Uhr die Bundesversammlung eröffnet – immerhin ist es einer der letzten großen Auftritte des langjährigen Parlamentspräsidenten, und immerhin war er selbst mal der Wunschkandidat seiner Partei für das höchste Amt im Staat.