Göttingen . In Göttingen wurden zwei gewaltbereite Islamisten festgenommen. Eine Expertin erklärt, wie radikal die Salafisten-Szene der Stadt ist.

Die Polizei hat am Donnerstag bei einer Großrazzia in Göttingen zwei Männer aus der salafistischen Szene festgenommen. In der Unistadt in Südniedersachsen gibt es nach Angaben der Salafismus-Forscherin Nina Käsehage seit mehreren Jahren gewaltbereite Dschihadisten.

Frau Käsehage, gibt es in Göttingen eine nennenswerte Salafisten-Szene?

Nina Käsehage: Es gibt seit mehreren Jahren in Göttingen nicht nur eine salafistische, sondern auch eine dschihadistische Szene. Deren Mitglieder betrachten Gewalt als Mittel der Auseinandersetzung und zur Erreichung ihrer Ziele.

Wie groß ist die Szene?

Die Religionswissenschaftlerin Nina Käsehage (38) arbeitet an der Uni Göttingen und forscht über den Salafismus in Deutschland. Für ihre Studien führte sie Interviews mit Salafisten in ganz Europa.
Die Religionswissenschaftlerin Nina Käsehage (38) arbeitet an der Uni Göttingen und forscht über den Salafismus in Deutschland. Für ihre Studien führte sie Interviews mit Salafisten in ganz Europa. © imago/Metodi Popow | imago stock&people

Käsehage: Konkrete Zahlen zu nennen ist schwer. Dazu gibt es innerhalb der Szene auch zu viel Fluktuation. Unter den Angehörigen sind etliche Konvertiten, die in den vergangenen Jahren zum Islam übergetreten sind. Vielfach handelt es sich bei den Mitgliedern der örtlichen dschihadistischen Szene um Deutsche mit Migrationshintergrund.

Was kennzeichnet die dschihadistiche Szene in Göttingen?

Käsehage: Ihre Interpretation des Islam ist so, dass sie ihre religiöse Sichtweise auch mit Gewalt weiter verbreiten wollen. Die dschihadistische Szene stellt sich auch gegen demokratische Werte, die sie nicht anerkennt. Die Angehörigen der Szene werben aktiv um weitere Mitglieder. (dpa)