Tampa. Donald Trump attackiert erneut die Medien. Dem US-Präsidenten zufolge haben Journalisten zu wenig über Terrorakte in Europa berichtet.
Donald Trump hat einmal mehr zu einer Medienkritik ausgeholt
Laut dem US-Präsidenten hätten Medien nicht ausreichend über Terroranschläge in Europa berichtet
Um seine Kritik zu untermauern, veröffentlichte das Weiße Haus eine Liste mit 78 Anschlägen
US-Präsident Donald Trump hat den Medien vorgeworfen, islamistische Anschläge in Europa zu ignorieren. „Überall in Europa passiert es“, sagte Trump mit Blick auf Attentate von Islamisten. „Es ist bis zu einem Punkt gekommen, an dem nicht einmal mehr darüber berichtet wird“, fügte er am Montag vor rund 300 Soldaten auf einer Luftwaffenbasis in Florida hinzu. „Und in vielen Fällen will die sehr, sehr verlogene Presse nicht darüber berichten. Sie haben ihre Gründe dafür und ihr versteht das“, sagte Trump zu den Soldaten.
Konkrete Beispiele dazu, welche Medien er beschuldigt oder um welche Anschläge es sich gehandelt haben soll, nannte Trump nicht. Er erwähnte in seiner Rede Anschläge in Paris und Nizza, über die ausführlich berichtet wurde. Trump wollte mit der Aussage seine Position im Rechtsstreit um sein Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich islamischen Ländern stärken.
Das Weiße Haus veröffentlicht Liste mit 78 Anschlägen
Später veröffentlichte das US-Präsidialamt eine Liste mit 78 Anschlägen weltweit zwischen September 2014 und Dezember 2016. Ein Mitarbeiter des Präsidialamts warf den Medien vor, nicht mehr so intensiv über islamistische Gewalt zu berichten wie früher. „Es kann nicht erlaubt werden, dass das eine neue Normalität wird“, sagte er.
Die „Washington Post“ veröffentlichte das Papier, auf dem weltweit beachtete Anschläge in Orlando, Brüssel und Istanbul stehen, sowie auch der Messerangriff der 16-jährigen Safia S. auf einen Polizisten in Hannover und die Attentate von Würzburg und Ansbach im vergangenen Jahr.
Anschläge von Rechten tauchen auf Liste nicht auf
Auf der Liste fehlen allerdings große Anschläge ohne westliche Opfer, wie etwa ein Selbstmordattentat mit einem Laster in Bagdad, bei dem im vergangenen November mehr als 70 Menschen ums Leben kamen. Auch Gewalt durch Rechtsradikale, etwa der Amoklauf eines Weißen mit neun Toten in einer von Afroamerikanern besuchten Kirche im US-Staat South Carolina im Juni 2015, kommt darin nicht vor.
Medienwissenschaftler wiesen Trumps Anschuldigungen zurück. „Anzudeuten, Journalisten hätten ihre Gründe, nicht über IS-Angriffe zu berichten, ist haarsträubend“, sagte Al Tompkins vom Poynter Institute, einer Journalistenschule aus Florida.
Das ist die Trump-Familie
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(rtr/dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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