Berlin. Mit Martin Schulz schnellt die Zustimmung für die SPD in der Bevölkerung in die Höhe. Die Partei nähert sich deutlich der CDU.

Nach der Ernennung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten erreicht die SPD in einer Umfrage den höchsten Zustimmungswert in der gesamten Legislaturperiode. Wäre am Sonntag Bundestagswahl kämen die Sozialdemokraten laut dem am Donnerstag veröffentlichten ARD-Deutschlandtrend auf 28 Prozent der Stimmen, was einem Plus um acht Punkte im Vergleich zum Vormonat entspricht. Die Union verliert drei Punkte auf 34 Prozent.

Linke und Grüne büßen je einen Punkt ein und kommen beide auf acht Prozent. Die FDP würde mit sechs Prozent (plus ein Punkt) die Rückkehr in den Bundestag schaffen. Die AfD würde mit zwölf Prozent als drittstärkste Kraft erstmals ins Parlament einziehen, verliert zum Vormonat aber drei Prozentpunkte.

Für die Sonntagsfrage im Auftrag der ARD-Tagesthemen befragte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap von Montag bis Mittwoch bundesweit 1506 Wahlberechtigte.

Bei Kanzler-Direktwahl läge Schulz deutlich vor Merkel

Würde der Bundeskanzler direkt gewählt, läge Schulz der Umfrage zufolge deutlich vor Amtsinhaberin Angela Merkel. So würden sich einer weiteren Befragung zufolge 50 Prozent für Schulz entscheiden – ein Plus um neun Prozentpunkte im Vergleich zu Ende Januar.

Martin Schulz will Kanzler werden

Martin Schulz ist der Kanzlerkandidat der SPD für den Bundestagswahlkampf. Er steht für das Projekt Europa. Wofür steht der SPD-Chef noch? Dieses Foto zeigt den ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt.
Martin Schulz ist der Kanzlerkandidat der SPD für den Bundestagswahlkampf. Er steht für das Projekt Europa. Wofür steht der SPD-Chef noch? Dieses Foto zeigt den ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten an einem seiner größten Tage – mit der Medaille des Friedensnobelpreises, die 2012 die Europäische Union als Institution erhielt. © REUTERS | REUTERS / NTB SCANPIX
Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen.
Europa ist für den Mann aus Aachen, der nahe der Grenze zu den Niederlanden aufwuchs, ein Herzensanliegen. © dpa | Stephanie Lecocq
Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU.
Zusammen mit dem EU-Kommissionpräsidenten Jean-Claude Juncker (re.) bildete Martin Schulz jahrelang das Führungsduo der EU. © dpa | Axel Heimken
SPD-Mitglied Schulz ist nach Berlin gewechselt – und hat in seiner Partei große Hoffnung geweckt.
SPD-Mitglied Schulz ist nach Berlin gewechselt – und hat in seiner Partei große Hoffnung geweckt. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Nachdem Sigmar Gabriel seinen Rücktritt erklärt hat, ging Schulz ins Rennen für die Bundestagswahl 2017.
Nachdem Sigmar Gabriel seinen Rücktritt erklärt hat, ging Schulz ins Rennen für die Bundestagswahl 2017. © REUTERS | REUTERS / THOMAS PETER
In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft.
In der Flüchtlingspolitik engagierte sich Schulz besonders. Das Foto zeigt ihn im November 2015 in Athen beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft. © imago | ZUMA Press
2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“.
2016 erhielt Martin Schulz bei der Publishers Night in Berlin die „Goldene Victoria“. © imago | Agentur Baganz
Im September 2015 empfing Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg.
Im September 2015 empfing Schulz als EU-Parlamentspräsident den Dalai Lama in Straßburg. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt vom damaligen Hausherrn Martin Schulz.
Papst Franziskus kam im November 2014 für eine Rede vor dem EU-Parlament nach Straßburg – natürlich begrüßt vom damaligen Hausherrn Martin Schulz. © REUTERS | REUTERS / POOL
2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments.
2013 überreichte Martin Schulz der Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai den Sacharow-Preis des EU-Parlaments. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017.
Die Nummer eins will Martin Schulz demnächst in NRW sein – jedenfalls auf der Landesliste für die Bundestagswahl 2017. © dpa | Michael Kappeler
Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London.
Der Brexit der Briten war ein harter Schlag für Schulz. Das Foto zeigt ihn im September 2016 bei einem Treffen mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May in London. © REUTERS | REUTERS / STEFAN WERMUTH
Die drei von der SPD: Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz.
Die drei von der SPD: Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Martin Schulz. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Das „Projekt Europa“ begleitet Schulz nun von Berlin aus.
Das „Projekt Europa“ begleitet Schulz nun von Berlin aus. © REUTERS | REUTERS / VINCENT KESSLER
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34 Prozent würden CDU-Chefin Merkel wählen, sieben Prozentpunkte weniger als bei der vorherigen Umfrage. Sieben Prozent der Befragten geben an, dass für sie keiner der beiden Politiker als Regierungschef infrage komme.

Große Koalition verliert an Zustimmung

Die Benennung von Schulz stärkt in der Bevölkerung offenbar den Wunsch nach einem Wechsel in der Bundespolitik: 50 Prozent wünschen sich den ARD-Angaben zufolge, dass die nächste Bundesregierung SPD-geführt ist. 39 Prozent sind der Auffassung, dass die nächste Bundesregierung von CDU/CSU geführt sein soll.

Die Fortführung des schwarz-roten Bündnisses aus CDU/CSU und SPD fänden 43 Prozent der Befragten gut oder sehr gut für Deutschland. Dies sind fünf Prozentpunkte weniger als im November. Eine Regierung aus Union und Grünen wird unverändert von 36 Prozent der Befragten bevorzugt. Eine Koalition aus SPD, Grünen und Linke fänden 33 Prozent der Befragten gut oder sehr gut für Deutschland, ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP 31 Prozent. Dass Union, Grüne und FDP die Regierung stellen, fänden 28 Prozent gut oder sehr gut. (rtr)