„Donald Trump verschiebt mit seinen Tweets das Machtgefüge“
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Lesezeit: 5 Minuten
Von Steffi Dobmeier
Berlin. Commander in Tweets: Der US-Präsident regiert via Twitter. Politikwissenschaftler Thorsten Faas über die Grenzen dieses Politikstils.
Donald Trump braucht nicht viel, um eine politische Krise auszulösen. Ihm reichen 140 Zeichen auf Twitter. Platz genug, um gegen Minderheiten und seine Gegner zu hetzen, auf Mexiko und China zu schimpfen oder Unternehmen zu drohen. Er ist dabei direkt und plakativ, ohne Gespür für diplomatische Fallstricke und wichtige inhaltliche Nuancen.
Was bedeutet dieser Kommunikationsstil für Trumps Politik? Und wie werden seine Tweets die politischen Prozesse in den USA und der Welt beeinflussen? Der Mainzer Politikwissenschaftler und Wahlforscher Thorsten Faas erklärt, wie Trump die Politik verändern wird.
Donald Trump bringt mit einem Tweet die politische Weltordnung ins Wanken, lässt Börsenkurse abstürzen. Worauf müssen wir uns einstellen?
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Thorsten Faas: Zunächst einmal muss man natürlich festhalten, dass jedwede Äußerung von machtvollen Politikern – und natürlich gerade des US-Präsidenten – das Potenzial besitzt, heftige Reaktionen auszulösen. Das ist also als solches gar nichts Neues. Allerdings hat man zuweilen den Eindruck, dass die Äußerungen Trumps via Twitter nicht immer Teil einer wohl definierten Strategie sind, sondern eher impulsiven Charakter haben. Das wäre dann schon neu.
Komplexe und heikle Themen, reduziert auf 140 Zeichen – kann das überhaupt gut gehen?
Faas: Trump hat es in den vergangenen beiden Jahren, in denen er im Wahlkampf war, perfektioniert, mit diesen 140 Zeichen Zeichen zu setzen – inhaltlich, aber vor allem auch stilistisch. Interessanterweise ist seit seiner Amtsübernahme auch erkennbar, dass er via Twitter auf längere Statements verweist, die sich dann auf Facebook finden. Selbst für Trump scheint also das Amt die 140 Zeichen mitunter zu sprengen.
Es sind nicht nur die Tweets an sich, sondern auch Trumps Sprache, mit der er für Entsetzen und Verwunderung sorgt.
Faas: Die Sprache scheint völlig unangemessen für die internationalen Beziehungen. Trotzdem muss man sagen: Trump hat die Logik des Kanals Twitter verstanden, vermutlich besser als jeder andere. Viele Politiker nutzen die sozialen Netzwerke eher als verlängerte Arme ihrer klassischen Kommunikation und verpuffen damit häufig. Ganz anders Trump.
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Sind die Folgen dieser Art von Politik absehbar?
Faas: Man muss offenkundig lernen, damit umzugehen. Ein amerikanischer Kollege sagte mir neulich, man dürfe eben die Äußerungen von Trump nicht „wörtlich“ nehmen, sondern müsse sie eher „figuratively“, also im übertragenen Sinne deuten. Ich bin allerdings nicht sicher, ob er das nach den jüngsten Anordnungen Trumps immer noch so sehen würde.
Aber ganz unabhängig davon: Es scheint mir gewagt anzunehmen, dass internationale Partner der Vereinigten Staaten bereit sind, Trumps Tweets so zu deuten. Internationale Politik ist ja auch symbolische Politik, da wird man Provokationen nicht einfach im Raum stehen lassen.
Donald Trump – sein Leben in Bildern
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Trump twittert, und die Welt reagiert. Ist das das neue Agenda-Setting, also das Setzen konkreter Themenschwerpunkte?
Faas: Es ist jedenfalls eine Form des Agenda-Setting, weil es Trump tatsächlich gelingt, sich unabhängiger von Medien zu machen. Durch seinen Twitter-Kanal kann er viele, viele Menschen in den USA – aber auch weltweit – direkt erreichen. Medien können darauf nur reagieren, verlieren aber an Einfluss, was die Auswahl von Themen betrifft.
Was bedeutet diese Art der Kommunikation für künftige politische Prozesse?
Faas: Es sind die ersten Wochen von Trumps Präsidentschaft und wir erleben bereits heftige Gegenreaktionen. Millionen Menschen waren schon auf der Straße, um gegen den US-Präsidenten zu protestieren, der #MuslimBan hat weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Eine Lehre aus Trumps Politik- und Kommunikationsstil könnte also sein, dass ein solches Modell einfach nicht nachhaltig ist.
Wertet Trump durch seinen Politikstil die Kommunikation über soziale Netzwerke auf?
Wie viel von Trumps Kommunikationsstil ist wohl der digitalen Entwicklung und Veränderungen durch die Kommunikation im Netz generell geschuldet – und wie viel liegt an Trump selbst?
Faas: Trump hat die Menschen nicht verändert. Überhaupt haben sich die Menschen kaum innerhalb von ein paar Jahren verändert. Das (Informations-)Umfeld, in dem wir uns bewegen, das ist anders geworden. Gerade in den USA können sie sich heute ihr Informationsumfeld nach eigenem Gusto zusammenstellen – im Fernsehen, aber auch in sozialen Netzwerken. Sie lesen und sehen dann das, was Sie wollen...
... und filtern all das heraus, was nicht zur eigenen Meinung passt.
Faas: Genau diese Filterblase ist das größte Problem. Menschen wollen sich nicht ständig streiten, daher neigen wir dazu, uns homogene Umfelder zu schaffen. Das war früher am Stammtisch auch so – da hat man sich mehr gegenseitig bestärkt als gestritten. Diese Logik lässt sich heute sehr leicht auf höhere Ebene – „die Medien“ – übertragen. Das führt dazu, dass wir nur noch das lesen, sehen, hören, was uns in unserer eigenen Meinung bestärkt.
Demokratie heißt aber auch Diskurs, Streit, Austausch. Doch wenn es zunehmend weniger Orte gibt, wo dieser stattfinden kann, dann ist das ein großes Problem.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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