Berlin. Die Union rechnet mit einem härteren Wahlkampf gegen SPD-Kanzlerkandidat Schulz. Der will die Besteuerung sehr großer Vermögen erhöhen.

Nach seiner Nominierung zum SPD-Kanzlerkandidaten zieht Martin Schulz einen Schlussstrich unter seine europapolitische Karriere: Der 61-Jährige will sein Mandat für das Europäische Parlament in dieser Woche niederlegen – nach über 22 Jahren als EU-Abgeordneter. Schulz sagte am Montag, es sei ein Vorteil, dass er im Bundestagswahlkampf weder ein Mandat im EU-Parlament noch im Bundestag habe.

Dabei sei er „viel freier“ und könne mit den Bürgern im direkten Dialog für sich und die SPD werben. Ohnehin bewege es die Wähler nicht so sehr, welche Debatten im Parlament geführt würden, erklärte der Kanzlerkandidat. Viel wichtiger seien die Vorschläge, die Parteien für die Verbesserung des Lebensalltags nach der Bundestagswahl machten.

Höhere Steuern auf große Vermögen

Zum Abschluss einer SPD-Vorstandsklausur erklärte Schulz, er setze sich für eine höhere Besteuerung sehr großer Vermögen ein. Ob dies die Wiedereinführung der Vermögenssteuer bedeutet, wie es die SPD-Linke fordert, oder etwa eine Anhebung der Erbschaftsteuer, ließ der designierte SPD-Chef aber offen.

Während die SPD ihren Kanzlerkandidaten am Sonntag euphorisch gefeiert hatte, stieß Schulz am Montag bei den anderen Parteien auf Kritik – auch bei den potenziellen Bündnispartnern Grünen und Linken. Die Grünen-Chefs Cem Özdemir und Simone Peter warfen Schulz mit Blick auf seine Antrittsrede vor, er habe einen blinden Fleck bei ökologischen Themen. Linke-Chefin Katja Kipping monierte, Schulz fordere zwar mehr Gerechtigkeit, bleibe bei den Kernfragen wie der Steuergerechtigkeit völlig unkonkret.

Seehofer demonstriert Gelassenheit

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verwies auf den großen Abstand der SPD zur Union in den Wahlumfragen, die im Gegensatz zum Machtanspruch von Schulz stünden: „Es ist nicht der Mega-Martin, sondern einfach nur die Gut-20-Prozent-SPD.“ Auch CSU-Chef Horst Seehofer demonstrierte in München Gelassenheit, sagte aber auch, dass der Wahlkampf für die Union mit Schulz schwieriger werden könnte: „Es ist für uns durch die Neuigkeit und durch das, was dadurch ausgelöst wird, ein Stück anspruchsvoller“, erklärte Seehofer nach einer CSU-Vorstandssitzung.