Die Einladung zum Staatsbesuch hatte Premierministerin Theresa May auf ihrer Antrittsvisite in Washington am letzten Freitag ausgesprochen. Die Aussicht, dass Elizabeth II. den US-Präsidenten aufwerten könnte, hatte Graham Guest, einen Rechtsanwalt aus dem nordenglischen Leeds, derart geärgert, dass er den Text der Petition aufsetzte, die dann mehr als acht Unterzeichner pro Sekunde fand: „Donald Trumps gut dokumentierte Frauenfeindlichkeit und Vulgarität disqualifizieren ihn, von Ihrer Majestät der Queen oder dem Prinzen von Wales empfangen zu werden. Daher sollte Donald Trump während seiner Präsidentschaft nicht zu einem offiziellen Staatsbesuch in das Vereinte Königreich eingeladen werden.“
Auch Opposition gegen Trump-Visite
Das traf einen Nerv bei den Briten. Und nicht zuletzt der von Trump verhängte Einreisestopp für Muslime mobilisierte Hunderttausende. Sie wollten es sich nicht nehmen lassen, ihren Protest gegen einen US-Präsidenten anzumelden, dem die höchsten protokollarischen Ehren zukommen sollten, die das Königreich vergeben kann: Empfang bei der Queen, Tee mit dem Thronfolger, Festbankett im Buckingham Palast. Zwar hat die Queen schon vielen unappetitlichen Zeitgenossen wie Nikolae Ceausescu, Baschar al-Assad oder Robert Mugabe die Hände schütteln müssen, aber einen Donald Trump will man ihr dann doch nicht zumuten.
Die Chefs aller wesentlichen Oppositionsparteien sprachen sich ebenfalls gegen einen Staatsbesuch des US-Präsidenten aus. Solange der Einreisestopp bestehen bleibe, meinte Labours Jeremy Corbyn, wäre es „total falsch, wenn er kommt, weil er mit dem beschämenden Bann von Muslimen und Attacken gegen Frauen und Flüchtlinge unsere Werte missbraucht.“
Londons Bürgermeister kritisiert Diskriminierung
Tim Farron von den Liberaldemokraten sagte, dass Mays Einladung „die Queen in die unmögliche Situation bringt, jemanden willkommen zu heißen, der britische Staatsbürger allein aufgrund ihres Glaubens diskriminiert“. Der Bürgermeister von London, Zadiq Khan, selbst ein Muslim, nannte das Einreiseverbot „grausam und schändlich“. Solange es bestehe, „sollten wir nicht den roten Teppich für Präsident Trump ausrollen.“
Auch einige konservative Politiker äußerten Bedenken über den voraussichtlich für Juni geplanten Staatsbesuch. Von Seiten der Regierung wurde allerdings gemauert: „Die Einladung ist ausgesprochen und angenommen worden“, sagte ein Sprecher. Die BBC zitierte eine anonyme Quelle aus der Downing Street. „Amerika ist ein höchst wichtiger Verbündeter“, wurde das Festhalten an der Einladung begründet: „Wir müssen langfristig denken“.
Großbritannien als Spielball der USA?
Ein Leitartikel des „Guardian“ nahm am Montag eine andere Position ein: „Großbritannien darf nicht der Lakai des möglicherweise schlimmsten Führers sein, den die USA jemals gesehen hat.“ Tatsächlich könnte der Schulterschluss, den Premierministerin Theresa May bei ihrem Besuch in Washington demonstrierte, dazu geeignet sein, Großbritannien als den Pudel Amerikas hinzustellen und weltweit anti-britische Ressentiments zu befördern.
Donald Trump – sein Leben in Bildern
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Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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