Athen. Geflüchtete türkische Militärs kommen nach Putschversuch in Griechenland frei. Das Urteil dürfte zu neuen Spannungen mit Ankara führen.

Acht türkische Soldaten, die nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 in Griechenland Asyl suchten, werden nicht an die Türkei ausgeliefert. Das entschied am Donnerstag der oberste griechische Gerichtshof, der Areopag, in letzter Instanz. Das Urteil könnte zu erneuten politischen Spannungen zwischen Athen und Ankara führen.

Der Fall wird auch in anderen Ländern mit Aufmerksamkeit beobachtet: Hunderte türkische Diplomaten und Militärs haben sich nach dem 15. Juli abgesetzt. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Oktober haben allein in Deutschland 35 türkische Diplomaten und Familienangehörige Asyl beantragt. Die Türkei verlangt ihre Auslieferung.

Soldaten kommen frei

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfte mit dem brisanten Thema konfrontiert werden: Sie reist am 2. Februar zu Gesprächen nach Ankara. Die acht Soldaten – zwei Majore, vier Hauptmänner und zwei Unteroffiziere – waren Mitte Juli 2016 während des Putschversuchs in einem Hubschrauber aus der Türkei nach Nordgriechenland geflohen und hatten Asyl beantragt. Die Türkei beschuldigt sie als Putschisten.

Die acht Soldaten, die bisher in einer Polizeistation im Athener Stadtteil Acharnes in Gewahrsam saßen, kommen nun frei. Vor Gericht hatten sie ausgesagt, sie hätten nichts mit den Putschplänen zu tun. Sie seien Piloten von Rettungshubschraubern.

Keine Reaktion aus Ankara

In der Putschnacht hätten sie eigentlich dienstfrei gehabt, seien dann aber alarmiert worden, um Verletzte in Krankenhäuser zu fliegen. Als auf ihrem Stützpunkt Kämpfe zwischen Soldaten und der Polizei ausbrachen, hätten sie die Flucht ergriffen. Bei einer Überstellung in die Türkei drohten ihnen Folter und Haft. Das Gericht schloss sich dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Nicht-Auslieferung an.

Aus Ankara gab es zunächst keine Reaktion. Das Urteil dürfte aber die ohnehin historisch belasteten Beziehungen der beiden Nachbarn verschlechtern. Auch auf andere Länder könnten Spannungen mit der Türkei zukommen. Nach dem Putschversuch haben viele türkische Diplomaten und Militärs im Ausland Schutz gesucht.