Kabul. Die afghanischen Flüchtlinge sind nach einer Sammelabschiebung in ihrem Heimatland angekommen. Zuvor gab es Proteste am Flughafen.

Eine Gruppe von aus Deutschland abgeschobenen afghanischen Flüchtlingen ist am Dienstagmorgen mit dem Flugzeug in Kabul eingetroffen. Insgesamt 26 junge Männer gehörten zu der sogenannten Sammelabschiebung, weniger als ursprünglich von den afghanischen Behörden erwartet, wie ein Behördenvertreter erklärte.

Noch vor dem Abflug der Maschine hatte es am Montag in Frankfurt Proteste gegeben. Knapp 100 Menschen demonstrierten am Abend auf dem Flughafen gegen die erste größere Abschiebungsaktion in diesem Jahr. Abschiebungen in ein Kriegs- und Krisengebiet seien inhuman und unverantwortlich, erklärten Pro Asyl und der Paritätische Wohlfahrtsverband.

Pro Asyl spricht von „russischem Roulette“

Die Abschiebungen sind umstritten, weil es in weiten Teilen Afghanistans Kämpfe zwischen Regierungstruppen und radikalislamischen Taliban gibt und es immer wieder zu Anschlägen kommt. Von den rund 250.000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11.900 ausreisepflichtig, davon sind etwa 10.300 geduldet.

Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt sprach bei der Demonstration am Frankfurter Flughafen von einem „russischen Roulette auf dem Rücken der Flüchtlinge“. Angesichts der dramatisch verschlechterten Situation in Afghanistan müssten Ablehnungen aus den Jahren 2015 und 2016 noch einmal überprüft werden, forderte er.

Neues Rücknahmeabkommen mit Afghanistan

Ein Sprecher von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wollte sich in Berlin dazu nicht äußern. De Maizière hatte nach der ersten Sammelabschiebung von 34 Afghanen Mitte Dezember erklärt, dass er solche Aktionen auch künftig gemeinsam mit den Ländern regelmäßiger plane. Im Herbst hatte Deutschland mit Afghanistan ein neues Rücknahmeabkommen getroffen. (dpa)