Washington/Berlin. Der erste Tag nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Trump. Bei weltweiten Protesten geben die Menschen ihren Sorgen Ausdruck.

Einen Tag nach seiner Vereidigung sind weltweit Millionen Menschen gegen US-Präsident Donald Trump auf die Straße gegangen. Nach Schätzungen von Medien versammelten sich allein in Washington am Samstag mindestens 500.000 Menschen zu einem „Marsch der Frauen“. Der Verkehr im Herzen der US-Hauptstadt war fast den ganzen Tag über lahmgelegt.

Der sonst so twitterfreudige Trump äußerte sich zumindest zunächst nicht zu den Demonstrationen. Stattdessen feuerte er erneut Breitseiten gegen die „unehrlichen“ Medien und warf ihnen unter anderem vor, absichtlich falsche Angaben über die Besuchermenge bei seiner Vereidigung am Freitag verbreitet zu haben.

Trumps Sprecher kritisiert Berichterstattung über Vereidigung

Er bezog sich dabei unter anderem auf Tweets, in denen ein Bild vom Publikumsandrang bei seiner Amtseinführung neben eine Aufnahme von den Zuschauern bei der Vereidigung seines Vorgängers Barack Obama gestellt worden war. Das Foto von der Trump-Vereidigung zeigte eine leere Fläche, die auf dem vergleichenden Bild voll bevölkert war.

Trump war offenbar so erzürnt, dass er seinen Sprecher Sean Spicer in den Presseraum des Weißen Hauses schickte, um die Medien anzugreifen. Das Foto von Trumps Vereidigung sei absichtlich so ausgeschnitten, dass es die Wahrheit verzerre, sagte Spicer und sprach von einem „schändlichen“ Vorgang. „Wir werden die Medien ebenfalls zur Rechenschaft ziehen. Das amerikanische Volk hat Besseres verdient“, sagte er.

Weltweite Proteste gegen Donald Trump

Am ersten Amtstag des neuen US-Präsidenten Donald Trump sind Millionen Menschen weltweit auf die Straße gegangen.
Am ersten Amtstag des neuen US-Präsidenten Donald Trump sind Millionen Menschen weltweit auf die Straße gegangen. © REUTERS | STEPHANIE KEITH
Der größte Protestmarsch war der „Marsch der Frauen“ in Washington. Dort trat auch Alicia Keys auf.
Der größte Protestmarsch war der „Marsch der Frauen“ in Washington. Dort trat auch Alicia Keys auf. © Getty Images | Theo Wargo
Genau wie Schauspielerin Scarlett Johansson, ...
Genau wie Schauspielerin Scarlett Johansson, ... © Getty Images | Theo Wargo
US-Regisseur Michael Moore ...
US-Regisseur Michael Moore ... © dpa | Jose Luis Magana
und Sängerin Madonna.
und Sängerin Madonna. © dpa | Jose Luis Magana
In Park City, Utah, fand ebenfalls eine Demonstration gegen Trump statt. Dort erschien auch Schauspielerin Charlize Theron. Sie hatte Tränen in den Augen.
In Park City, Utah, fand ebenfalls eine Demonstration gegen Trump statt. Dort erschien auch Schauspielerin Charlize Theron. Sie hatte Tränen in den Augen. © Getty Images | Gustavo Caballero
Auch in Los Angeles fand die Anti-Trump-Kundgebung „Marsch der Frauen“ statt.
Auch in Los Angeles fand die Anti-Trump-Kundgebung „Marsch der Frauen“ statt. © dpa | Keith Birmingham
Dort sprach Barbra Streisand zu den Demonstranten.
Dort sprach Barbra Streisand zu den Demonstranten. © Getty Images | Emma McIntyre
Nicht nur Frauen nahmen am „Marsch der Frauen“ in Washington teil. Unter den Demonstranten waren viele Männer und auch Kinder.
Nicht nur Frauen nahmen am „Marsch der Frauen“ in Washington teil. Unter den Demonstranten waren viele Männer und auch Kinder. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Mehr als 500.000 Menschen beteiligten sich an dem Protestmarsch in Washington.
Mehr als 500.000 Menschen beteiligten sich an dem Protestmarsch in Washington. © REUTERS | BRIAN SNYDER
Die Demonstranten versammelten sich schon am frühen Morgen.
Die Demonstranten versammelten sich schon am frühen Morgen. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Viele von ihnen trugen sogenannte „Pussy Hats“.
Viele von ihnen trugen sogenannte „Pussy Hats“. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Hunderttausende der pinkfarbenen Wollmützen waren im Vorfeld gestrickt worden. Sie sollen ein Zeichen gegen Trumps vulgären und herabwürdigenden Äußerungen über Frauen sein.
Hunderttausende der pinkfarbenen Wollmützen waren im Vorfeld gestrickt worden. Sie sollen ein Zeichen gegen Trumps vulgären und herabwürdigenden Äußerungen über Frauen sein. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Ein Selfie als Andenken an den Massenprotest.
Ein Selfie als Andenken an den Massenprotest. © REUTERS | ADREES LATIF
Auf Tausenden von Plakaten haben die Aktivisten ihre Forderungen geschrieben.
Auf Tausenden von Plakaten haben die Aktivisten ihre Forderungen geschrieben. © dpa | John Minchillo
„Hey Trump! Auch Frauen sind Bürger“, steht auf einem Plakat, das die Demonstranten in Washington in die Höhe hielten.
„Hey Trump! Auch Frauen sind Bürger“, steht auf einem Plakat, das die Demonstranten in Washington in die Höhe hielten. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Die Proteste richten sich gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz.
Die Proteste richten sich gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Von ihrem neuen Präsidenten halten die Demonstranten nichts.
Von ihrem neuen Präsidenten halten die Demonstranten nichts. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
„Die Zukunft ist weiblich“, ist diese Demonstrantin überzeugt.
„Die Zukunft ist weiblich“, ist diese Demonstrantin überzeugt. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Die bekannte Frauenrechtlerin Gloria Allred bei einer Kundgebung.
Die bekannte Frauenrechtlerin Gloria Allred bei einer Kundgebung. © Getty Images | Mike Coppola
Prominente Unterstützung: Schauspielerin Scarlett Johansson schloss sich dem Protestmarsch in Washington an.
Prominente Unterstützung: Schauspielerin Scarlett Johansson schloss sich dem Protestmarsch in Washington an. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Schauspieler Jake Gyllenhaal zeigte sich solidarisch und begleitete seine Schwester Maggie zum „Marsch der Frauen“.
Schauspieler Jake Gyllenhaal zeigte sich solidarisch und begleitete seine Schwester Maggie zum „Marsch der Frauen“. © REUTERS | SHANNON STAPLETON
Auch Schauspielerin Charlize Theron beteiligte sich an den Protesten, allerdings nicht in Washington, sondern an einem „Schwesternmarsch“ in Park City im US-Bundesstaat Utah.
Auch Schauspielerin Charlize Theron beteiligte sich an den Protesten, allerdings nicht in Washington, sondern an einem „Schwesternmarsch“ in Park City im US-Bundesstaat Utah. © Getty Images | Michael Loccisano
Doch nicht nur in den USA gingen die Menschen gegen Trump auf die Straße. Solidarische Unterstützung erhielten die US-Bürger etwa aus Großbritannien.
Doch nicht nur in den USA gingen die Menschen gegen Trump auf die Straße. Solidarische Unterstützung erhielten die US-Bürger etwa aus Großbritannien. © REUTERS | KEVIN COOMBS
Zu einer Kundgebung in London versammelten sich am Samstag Tausende Menschen.
Zu einer Kundgebung in London versammelten sich am Samstag Tausende Menschen. © REUTERS | NEIL HALL
Ihre Botschaft hatten sich diese Frauen, die am Londoner Trafalgar Square an den Protesten teilnahmen, auf den Bauch geschrieben.
Ihre Botschaft hatten sich diese Frauen, die am Londoner Trafalgar Square an den Protesten teilnahmen, auf den Bauch geschrieben. © REUTERS | NEIL HALL
Auch in Amsterdam in den Niederlanden fand ein „Marsch der Frauen“ statt.
Auch in Amsterdam in den Niederlanden fand ein „Marsch der Frauen“ statt. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
„Mehr Liebe, weniger Hass“, forderte diese Demonstrantin mit ihrem Plakat.
„Mehr Liebe, weniger Hass“, forderte diese Demonstrantin mit ihrem Plakat. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Der Amsterdamer Protestmarsch führte durch die Stadt bis zum US-Konsulat.
Der Amsterdamer Protestmarsch führte durch die Stadt bis zum US-Konsulat. © Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
In Berlin sammelten sich die Demonstranten vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor.
In Berlin sammelten sich die Demonstranten vor der US-Botschaft am Brandenburger Tor. © dpa | Gregor Fischer
Hunderte Menschen nahmen an der Protestaktion teil.
Hunderte Menschen nahmen an der Protestaktion teil. © Getty Images | Steffi Loos
„Make racists afraid again“, steht in Anlehnung an Trumps Slogan „Make America great again“ auf einem Plakat in Berlin.
„Make racists afraid again“, steht in Anlehnung an Trumps Slogan „Make America great again“ auf einem Plakat in Berlin. © Getty Images | Steffi Loos
Auch in Buenos Aires in Brasilien fanden „Schwesternmärsche“ statt ...
Auch in Buenos Aires in Brasilien fanden „Schwesternmärsche“ statt ... © dpa | Agustin Marcarian
... genau wie in Kenia.
... genau wie in Kenia. © REUTERS | THOMAS MUKOYA
Im Karura-Wald im Herzen der kenianischen Hauptstadt Nairobi protestierten die Demonstranten gegen den neuen US-Präsidenten Trump.
Im Karura-Wald im Herzen der kenianischen Hauptstadt Nairobi protestierten die Demonstranten gegen den neuen US-Präsidenten Trump. © REUTERS | THOMAS MUKOYA
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Demonstrationen auch im Ausland

Neben der Massenkundgebung gegen Trump in Washington gab es „Schwesternmärsche“ in mehreren hundert Städten der USA und im Ausland – von London über Paris bis nach Mexiko-Stadt und Sydney in Australien. Auch in Berlin, Heidelberg, Frankfurt und München kam es zu – wenn auch viel kleineren – Demonstrationen.

In Schätzungen war von 2,5 Millionen Protestlern weltweit die Rede und der größten Demonstration im Zusammenhang mit dem Amtsantritt eines neuen Präsidenten in der Geschichte der USA. Offiziell bestätigt wurden die Zahlen aber zunächst nicht.

Auch viele Männer und Kinder unter den Demonstranten

Sängerin Madonna trat in Washington während der Anti-Trump-Kundgebung auf.
Sängerin Madonna trat in Washington während der Anti-Trump-Kundgebung auf. © dpa | Jose Luis Magana

Die Proteste richteten sich unter anderem gegen Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Rassismus, Homophobie und religiöse Intoleranz – sie reichten also weit über frauenspezifische Fragen hinaus. So marschierten auch zahlreiche Männer und Kinder mit.

Die Demonstrationen waren schon seit längerem geplant gewesen, aber Trumps unversöhnliche, düster-aggressiven Antrittsrede im Stil seines Wahlkampfes mobilisierte anscheinend die Menschen zusätzlich. Vielerorts wurden die Erwartungen der Veranstalter bei weitem übertroffen, so in Washington, wo zunächst mit 200.000 Demonstranten gerechnet worden war. Prominente wie die Schauspielerinnen Emma Watson, Ashley Judd und Scarlett Johansson sowie die Sängerinnen Madonna und Alicia Keys feuerten hier die Menge an.

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Prominente unterstützen Proteste

Zahlreiche Menschen bei der Anti-Trump-Kundgebung „Marsch der Frauen“ ind San Frabcisco.
Zahlreiche Menschen bei der Anti-Trump-Kundgebung „Marsch der Frauen“ ind San Frabcisco. © dpa | Nick Otto

Große Demonstrationen mit schätzungsweise mehr als 100.000 Teilnehmern gab es auch in New York, Chicago, Boston, Denver, Seattle und Los Angeles. In Los Angeles waren unter anderem Jane Fonda, Miley Cyrus und Marcia Gay Harden zu den Protesten gekommen. Bis zum Abend blieben die Demonstrationen zumeist friedlich, es gab lediglich Berichte über kleinere Ausschreitungen.

Trump hatte den Samstag mit einer Andacht in der National Cathedral begonnen. Am Nachmittag dankte er den Mitarbeitern der Geheimdienste bei einem Besuch im CIA-Hauptquartier in Langely (Virginia) Besuch für ihre Arbeit und versicherte: „Ich stehe 1000-prozentig hinter euch.“ Es war ein offensichtlicher Versuch der Versöhnung, nachdem er sich in den vergangenen Wochen wiederholt mit der Geheimdienstgemeinde angelegt hatte.

Noch am Abend seiner Vereidigung hatte der Republikaner damit begonnen, die Politik seines Vorgängers Barack Obama rückgängig zu machen. So unterschrieb er in einer seiner ersten Amtshandlungen eine Anordnung, mit der die Versicherungspflicht für alle und damit die flächendeckende Gesundheitsvorsorge in den USA abgeschafft werden könnte, ohne dass bisher ein Ersatz in Sicht ist. (dpa)