Damaskus. Und wieder haben die Terroristen des sogenannten IS jahrtausendalte Kultur gesprengt: Die UN melden neue Zerstörung aus Palmyra.

Die Extremistengruppe Islamischer Staat (IS) hat in der syrischen Wüstenstadt Palmyra erneut weltberühmte antike Baudenkmäler zerstört. Das von den Römern erbaute Tetrapylon – ein über der wichtigsten Straßenkreuzung errichteter viereckiger Prunkbau – sei zerstört worden, teilte der syrische Antiken-Chef Maamun Abdelkarim am Freitag mit. Auch die Fassade des einstigen römischen Theaters liegt demnach in Trümmern.

Die Unesco nannte die „Zerstörung ist ein neues Kriegsverbrechen und ein immenser Verlust für das syrische Volk und die Menschheit.“ Laut einer Mitteilung der Kulturorganisation der Vereinten Nationen bestätigen Satellitenbilder des UN-Programms Unosat die Zerstörung des Tetrapylons und von Teilen der Bühnenfassade des römischen Amphitheaters. Der Blogger Eliot Higgins, der die Rechercheseite Bellingcat gegründet hat, twitterte Luftbilder.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auch Massenhinrichtungen im Theater

Die Unesco berichtete, nur Stunden zuvor Berichte über Massenhinrichtungen in dem Theater erhalten zu haben, sagte Bokowa. Dies zeige, dass die „kulturellen Säuberungen“ der Extremisten sowohl Menschenleben als auch historische Monumente vernichten wollten, „um dem syrischen Volk seine Vergangenheit und seine Zukunft zu nehmen“.

Nun zerstört: das Tetrapylon.
Nun zerstört: das Tetrapylon. © REUTERS | © Omar Sanadiki / Reuters

Das Tetrapylon, ein typisches Monument der römischen Architektur, sei ein Symbol für den Geist der Begegnung und die Offenheit Palmyras - „und dies ist auch einer der Gründe, warum es zerstört wurde“, sagte Bokowa. Die historische Oasenstadt gehört seit 1980 zum Unesco-Weltkulturerbe.

Zum Teil sind die neu zerstörten Monumente „nur“ Nachbauten. Von den 16 Säulen des massiv beschädigten Tetrapylons ist nur eine ein Original aus römischer Zeit, erklärte Andreas Schmidt-Colinet, Professor für Archäologie an der Universität Wien. Die anderen Säulen seien Anfang der 1960er Jahre rekonstruiert worden.

Palmyra seit Dezember wieder in IS-Gewalt

Das ebenfalls zerstörte Tor der Bühnenwand des Amphitheaters wurde demnach bis Anfang der 1990er Jahre restauriert. Dafür seien Originalteile und modernes Material verwendet worden, sagte Schmidt-Colinet. Bei dem Giebel des Tores habe es sich um ein Original gehandelt.

Der IS sieht die vor-islamische Kultur der Region als götzendienerisch an. Die islamistischen Kämpfer hatten die Wüstenstadt erstmals im Mai 2015 eingenommen. Schon damals hatten sie den berühmten Baaltempel mit Sprengsätzen schwer beschädigt. Im März 2016 wurde der IS aus Palmyra von der syrischen Armee mit Hilfe der russischen Luftwaffe vertrieben. Vergangenen Dezember gelang den Kämpfern die Rückeroberung. (dpa/rtr)