Straßburg. Das EU-Parlament tat sich schwer, jetzt aber ist ein Nachfolger für Martin Schulz gefunden: Antonio Tajani hat die Stichwahl gewonnen.

In einem Wahlmarathon hat der Konservative Antonio Tajani am Dienstag das Amt des EU-Parlamentspräsidenten errungen. Erst in der Stichwahl fiel die Entscheidung für den Italiener, der zwar in den drei Wahlgängen zuvor klar vorne gelegen hatte, aber die nötige absolute Mehrheit der gültigen Stimmen verfehlt hatte. Letztendlich setzte er sich in der vierten Runde gegen seinen sozialistischen Konkurrenten Gianni Pittella durch. Dabei genügte eine einfache Mehrheit. Tajani erhielt 351 Stimmen, Pittella 282.

Tajani folgt damit auf den deutschen Sozialdemokraten Martin Schulz, der nach fünf Jahren an der Spitze der 751 Abgeordneten in die Bundespolitik wechseln will. Schulz ist als Bundesaußenminister und als möglicher SPD-Kanzlerkandidat im Gespräch.

Tajani gilt als umstritten

Im Europaparlament kam es erstmals seit Jahren zur Kampfkandidatur mit insgesamt sechs Bewerbern, weil eine Vorabsprache zwischen Sozial- und Christdemokraten gescheitert war. Tajanis Europäische Volkspartei schmiedete aber in letzter Minute ein Wahlbündnis mit den Liberalen, die ihren Bewerber Guy Verhofstadt zurückzogen. Damit stiegen Tajanis Chancen deutlich.

Tajani ist wegen seiner Verbindungen zum früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi umstritten. Auch zu seiner Vergangenheit als EU-Kommissar gibt es kritische Fragen wegen einer möglichen Mitverantwortung für den Abgasskandal. (dpa)