München. Ein Gutachter gibt tiefe Einblicke in die Psyche von Beate Zschäpe. Seine Einschätzung könnte ein Meilenstein im NSU-Prozess markieren.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe neigt aus Sicht eines psychiatrischen Gutachters dazu, Dinge zu verharmlosen und Verantwortung abzuschieben. Das sagte Experte Henning Saß am Dienstag im Münchner NSU-Prozess. Saß war erst nach wochenlangem Streit mit Zschäpes Verteidigung aufgerufen worden.

Bei Zschäpe gebe es „Hinweise für egozentrische, wenig empathische und externalisierende Züge“, sagte Saß vor dem Oberlandesgericht München. Ausgeprägt seien auch ihre Fähigkeiten für ein Leben im Untergrund. Zschäpe hatte mit ihren beiden mutmaßlichen Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt fast 14 Jahre versteckt gelebt.

Zschäpe, die „liebe, gute Nachbarin“

Saß sagte, Zschäpe habe „erfolgreich Grundsätze eingehalten der Heimlichkeit, des Verbergens, des Täuschens“. Sie habe sich als „liebe, gute Nachbarin“ präsentiert, „die von ihrer Gesinnung nichts preisgegeben hat“.

Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft an zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen vor. Fast alle Taten sollen rassistisch motiviert gewesen sein.

Ende der Beweisaufnahme?

Das Gutachten gilt als Zeichen für ein bevorstehendes Ende der Beweisaufnahme in dem seit bald vier Jahren dauernden Prozess. Zu den vom Gericht bestellten Beurteilungen hinsichtlich Zschäpes Gefährlichkeit und Schuldfähigkeit äußerte sich Saß zunächst nicht. (dpa)