Hat Putin den nächsten US-Präsidenten Trump in der Hand?
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Lesezeit: 6 Minuten
Von Dirk Hautkapp
Washington. Russland soll brisantes Material über Donald Trump besitzen. Am Mittwoch erklärte der designierte US-Präsident, das sei unmöglich.
Bei seiner ersten Pressekonferenz seit sechs Monaten wollte Donald Trump Amerika eigentlich einstimmen auf seinen Amtsantritt in neun Tagen. Auf neue Arbeitsplätze, eine neue Krankenversicherung. Eben auf alles, womit der Milliardär die Vereinigten Staaten wieder „groß“ zu machen gedenkt.
Berichte von US-Geheimdiensten, wonach Russland brisantes Erpressungspotenzial gegen den künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten gesammelt haben soll, haben die Tagesordnung komplett auf den Kopf gestellt. Ist Trump eine Marionette Wladimir Putins? Wurde der New Yorker Milliardär bei Sex-Spielen in Moskau gefilmt?, fragen Kommentatoren.
Der Kreml streitet vehement alles ab. Trump schlug massiv zurück, nannte Medien, die darüber berichteten, „schamlos und erbärmlich“ und sprach von einer „Hexenjagd“, die an Nazi-Deutschland erinnere. „Das sind alles Falsch-Nachrichten, es ist alles erfundenes Zeug, es ist nie passiert.“
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Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen nicht klar
Was ist denn passiert? Die Spitzen der drei wichtigsten US-Geheimdienste – FBI, CIA und NSA sowie der nationale Geheimdienstdirektor – haben den 70-Jährigen vor wenigen Tagen nach übereinstimmenden Medien-Berichten grob über die explosiven Vorwürfe ins Bild gesetzt. Sie hielten die Ursprungs-Quelle – ein ehemaliger Experte des britischen Geheimdienstes MI 6 – für belastbar. Ebenso wurden Amtsinhaber Barack Obama und Spitzenvertreter im Kongress informiert.
Dabei betonten die obersten Sicherheitsgaranten mehrfach, dass über den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen, die seit Dienstagabend in vielen US-Medien das beherrschende Thema sind, kein abschließendes Urteil abgegeben werden könne. Bereits im Oktober hatte das Politik-Magazin „Mother Jones“ ohne Details über den Fall berichtet. Danach versandete die Angelegenheit.
Trump weigerte sich die Unterrichtung der Staatsschützer zu bestätigen. „Das war vertraulich“. Er schloss nicht aus, dass die Geheimdienste den „schäbigen Müll“ selbst lanciert haben könnten.
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Trump schon lange von russischen Stellen bespitzelt?
Konkret geht es in dem allein von dem Internet-Portal „Buzzfeed“ veröffentlichten 35-Seiten-Dokument aus der Feder des Ex-Geheimdienstlers, der zunächst von Trump-feindlichen Republikanern und später auch von Demokraten beauftragt worden war, darum: Trump soll seit Jahren von russischen Stellen bespitzelt und umworben worden sein. Etwa mit attraktiven Bauvorhaben, auf die der Milliardär aber nicht einging.
Ziel sei es gewesen, den Unternehmer zu beeinflussen. Zwischen Trump-Vertrauten und russischen Regierungsbeamten habe es während des Wahlkampfes regelmäßigen Informationsaustausch gegeben; auch über russische Hackerangriffe auf die demokratische Konkurrentin Hillary Clinton.
Die von den US-Geheimdiensten bestätigte Aktion via Cyber-Angriff sei mit Wissen und Unterstützung Trumps geschehen. Trump, in dieser Frage bisher ein entschiedener Schutzpatron Russlands, räumte zum ersten Mal ein, dass Moskau hinter den Computer-Hacks steckt. „Sie hätten es nicht tun sollen, sie werden es nicht wieder tun.“
Sex-Vorwürfe zu Trumps Russland-Trip 2013
Dass der russische Geheimdienst durch geheim aufgenommene Videos schlüpfriges Material über ihn gesammelt haben könnte, schließt Trump vollkommen aus. „Es waren kranke Leute, die das verfasst haben. Es hätte nie auf Papier gelangen dürfen.“ Konkret wird in dem Dokument ein Fall im Moskauer Nobel-Hotel Ritz Carlton 2013 aufgeführt, bei dem Prostituierte beteiligt gewesen sein sollen.
Ziel des Kreml, so der in Geheimdienstkreisen bekannte Autor sei es gewesen, nach altem KGB-Muster „Kompromat“ zu erstellen – kompromittierende Informationen, die später als Druckmittel eingesetzt werden können. Trump streitet allein die Möglichkeit ab. „Ich habe nichts mit Russland zu tun. Keine Geschäfte, keine Kredite, kein Garnichts.“
Die ehrabschneidende Hotel-Episode zog Trump, sichtlich wütend, fast ins Lächerliche. Im Ausland sage er seinen Leute immer, seid in Hotelzimmern vorsichtig, „sonst seht ihr euch später landesweit im Fernsehen wieder“, so klein seien heutzutage Überwachungskameras. Ohne auf die anzüglichen Details einzugehen, fügte Trump hinzu: Die Story könne schon deshalb nicht stimmen, weil er bekannterweise etwas gegen Krankheitserreger habe.
Donald Trump – sein Leben in Bildern
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Fall wird Glaubwürdigkeit beigemessen
Während US-Kommentatoren betonen, dass die Anschuldigungen „nicht belegt“ oder durch unabhängige Befunde der US-Geheimdienste erhärtet sind, wird dem Fall Glaubwürdigkeit beigemessen. Auch dadurch, dass im Sender CNN die durch den Watergate-Skandal bekannt gewordene Journalisten-Legende Carl Bernstein an der Berichterstattung beteiligt war.
Der Nachrichtensender CNN wurde am Mittwoch von Trump als „Fake News“-Produzent abgekanzelt. Fragen des Reporters Jim Acosta ließ Trump nicht zu.
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Laut Bernstein ergibt sich aus dem Umstand, dass die Geheimdienst-Spitzen es für notwendig erachten, Trump über das rufschädigende Material zu informieren, die Verpflichtung, der Sache auf den Grund zu gehen.
Mögliche Interessenkonflikte gerieten zur Nebensache
Zumal auch mindestens ein Parteifreund Trumps indirekt beteiligt waren. Am 9. Dezember 2016 wandte sich der über alle Parteigrenzen hinweg anerkannte republikanische Senator John McCain persönlich an FBI-Chef James Comey und bat um Aufklärung. McCain hatte zuvor auf eigene Faust einen Unterhändler ins Ausland geschickt, um mit dem früheren MI-6-Experten zu reden.
Das ist die Trump-Familie
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Trump brach die vom Vortrag einer von ihm angeheuerten Rechtsanwältin unterbrochenen Pressekonferenz, bei der es wie gewohnt turbulent zuging, nach einer Stunde abrupt ab. Durch den Geheimdienst-Skandal geriet zur Nebensache, dass Trump zur Vermeidung von Interessenkonflikten die Verantwortung für sein Firmen-Imperium an seine Söhne Eric und Donald Jr. abtreten will, wie die Juristin Sheri Dillon erklärte.
Experten für Regierungsethik hatten dagegen gefordert, dass Trump seine Vermögenswerte komplett verkauft und das Geld von unabhängigen Managern verwalten lässt. Trump besitzt in rund 20 Ländern weltweit Anteile an etwa 500 Unternehmen.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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