Berlin. Die K-Frage in der SPD scheint geklärt. Gabriel soll gegen Merkel antreten. Eine Kandidatur des SPD-Chefs wäre mutig – und richtig.

„Dieser Weg wird kein leichter sein“. Der Ohrwurm von Xavier Naidoo könnte zur Wahlkampf-Hymne der SPD werden, wenn Parteichef Sigmar Gabriel – so sieht es derzeit aus – tatsächlich als Kandidat gegen die Kanzlerin in den Ring steigt.

Gabriels Schritt wäre mutig. Obwohl der SPD-Chef ein starker Vorsitzender ist, steht die Partei in Umfragen wie einbetoniert bei 20 Prozent enttäuschend da. Und obwohl Gabriel auch als Wirtschaftsminister keinen schlechten Job macht, sind seine persönlichen Sympathiewerte noch enttäuschender.

Gabriel geht auf volles Risiko

Aber Gabriel ist politisch gereift und er hat gelernt: Mut und Risikobereitschaft können in der Politik auch Früchte tragen. Nach den Koalitionsverhandlungen hatte er sein Schicksal mit dem Votum der Partei verknüpft – und gewonnen. Und er spürt wohl, dass man der Traditionspartei SPD nicht nur Mumm einreden darf, sondern den Genossen auch vorleben muss.

Gabriel wäre nach den Kandidaten Steinmeier und Steinbrück wieder der erste Parteichef, der selbst in den Wahlkampf zieht. Bei vollem Risiko. Sollte Gabriel scheitern, wäre nicht nur die Wahl, sondern wohl auch der SPD-Vorsitz verloren.

Wieso ließ er sich so lange Zeit für die Entscheidung?

Eines ist dem Kandidaten in spe gelungen. Erstmals hat die Partei den Fahrplan des Chefs zur Macht akzeptiert und sich an Gabriels Spielregeln gehalten. Die SPD-Kanzlerkandidatur wird diesmal keine Sturzgeburt, sondern ein geordnetes Verfahren. Bleibt am Ende noch die Frage: Warum hat sich Gabriel so lange Zeit für die Entscheidung genommen?

Er war tatsächlich lange unentschlossen – das wäre eine Antwort. Die näherliegende lautet vielleicht: Gabriel wollte möglichst lange die politische Stimmung der Deutschen atmen. Wenn er jetzt seine Kandidatur erklären sollte, heißt das: Der Machtmensch Gabriel sieht seine Chance. Nicht weil die SPD plötzlich im Licht steht. Sondern weil die als unbesiegbar geltende Kanzlerin zum ersten Mal angeschlagen ist.