Oldenburg. Die Grünen fordern eine „Sexualassistenz“ für schwerkranke Menschen. SPD-Mann Karl Lauterbach hält dies aber für den falschen Weg.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Forderung der Grünen nach Sex auf Rezept für pflegebedürftige und schwer kranke Menschen deutlich zurückgewiesen. „Ich warne davor, dass wir diesen Bereich kommerzialisieren“, sagte er der Oldenburger Nordwest-Zeitung. „Prostitution auf Rezept ist der falsche Weg.“ Es gebe keinen Grund, Dienste von Prostituierten für Menschen mit Behinderungen oder Pflegebedürftige von den Kassen erstatten zu lassen. Dabei gehe es nicht um medizinische Zwecke.

Lauterbach reagierte damit auf einen Vorschlag der pflegepolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Elisabeth Scharfenberg. Sie hatte am Wochenende gefordert, Pflegebedürftigen und schwer Kranken eine „Sexualassistenz“ durch Prostituierte zu bezahlen. Die Kommunen könnten entsprechende Angebote organisieren.

„Intimsphäre muss möglich sein“

In den Niederlanden besteht bereits die Möglichkeit für Pflegebedürftige, sich Dienste von zertifizierten Prostituierten finanzieren zu lassen.

Der SPD-Politiker Lauterbach betonte, es sei wichtig anzuerkennen, dass behinderte und pflegebedürftige Menschen, die in Heimen lebten, ein Recht auf Sexualität hätten: „Dafür brauchen wir insgesamt mehr Verständnis.“ Er sieht aber vor allem die Pflegeeinrichtungen in der Pflicht: „Sie müssen dafür sorgen, dass Intimsphäre möglich ist.“

Eine Sexualassistenz etwa durch Prostituierte müsse dabei nicht ausgeschlossen werden. Entscheidend sei, dass Sexualität in Heimen immer freiwillig sei und kein Druck aufgebaut werde, und dass es keine Kommerzialisierung gebe. Auch die Stiftung Patientenschutz hatte Kritik an dem Vorschlag der Grünen-Politikerin geübt. (epd)