Jerusalem. Israels Premier Netanjahu soll versucht haben, die Berichterstattung einer Zeitung zu beeinflussen. Es ist nicht der einzige Vorwurf.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ist seit rund einer Woche mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. Nun veröffentlichte der israelische Fernsehsender Channel 2 den Mitschnitt eines Gesprächs, in dem Netanjahu dem Besitzer einer der auflagenstärksten Zeitungen des Landes einen Handel als Gegenleistung für eine wohlwollendere Berichterstattung vorschlägt.

Sollte „Yedioth Ahronoth" besser über ihn berichten, werde er sich dafür einsetzen, dass die von US-Milliardär Sheldon Adelson herausgegebene Zeitung „Israel Hayom" ihre Auflage drossele, sagte der Regierungschef in dem Gespräch mit „Yedioth-Ahronoth"-Eigner Noni Moses. Das Konkurrenzblatt ist Marktführer, Adelson zudem ein enger Vertrauter des Premiers. Weder vom Regierungschef noch von Moses waren Stellungnahmen dazu zu erhalten.

Netanjahu wirft Medien vor, ihn zu gängeln

Wann die Unterredung stattfand, wurde nicht gesagt. Laut der Zeitung „Haaretz" wurde das Gespräch vor einigen Monaten geführt. Es sei sehr erstaunlich, dass Netanjahu überhaupt mit Moses gesprochen habe, hieß es in israelischen Medien. Schließlich hat der Ministerpräsident Moses und dessen Zeitung öffentlich vorgeworfen, ihn durch eine gezielt verdrehte Berichterstattung stürzen zu wollen.

Das Verhältnis Netanjahus zur Presse des Landes ist angespannt. So warf er ihr noch vor Veröffentlichung des Berichts vor, ihn zu jagen. Die Medien übten unablässig Druck auf die Ermittlungsbehörden aus, ließen ständig Ballons aufsteigen, aus denen dann später nur heiße Luft entweiche, sagte er vor Ministern seiner Likud-Partei.

Immer wieder Korruptionsvorwürfe gegen Netanjahu

Netanjahu war Anfang vergangener Woche wegen des Vorwurfs der Vorteilsnahme im Amt von der Polizei vernommen worden. Nach Ansicht von Generalstaatsanwalt Awischai Mandelbit gebe es genügend Hinweise, um strafrechtliche Ermittlungen zu beginnen, berichtete die Zeitung „Haaretz". Dem Regierungschef werde vorgeworfen, von Unternehmern aus dem In- und Ausland Geschenke im Gesamtwert von Hunderttausenden Schekel (ein Euro entspricht rund vier Schekel) angenommen zu haben.

Netanjahu bestreitet dies. Er und seine Frau Sara haben in den vergangenen Jahren wiederholt Skandale ausgestanden. Darunter waren unter anderem Ermittlungen wegen Missbrauchs öffentlicher Gelder. Beide hatten stets betont, sich keines Fehlverhaltens schuldig gemacht zu haben. (rtr)