Köln. Keine nennenswerten Übergriffe auf Frauen in der Kölner Silvesternacht: Die Polizei glaubt, dass das ihrem Einsatz zu verdanken ist.

Die Kölner Polizei hat nach eigener Einschätzung „durch konsequentes Einschreiten“ ähnliche Straftaten wie in der vorhergehenden Silvesternacht verhindert. Erneut seien mehrere hundert junge Nordafrikaner nach Köln gereist. Der große Unterschied zum Jahr davor sei gewesen, dass die Polizei diesmal konsequent eingeschritten sei.

Die Beamten hätten rund 650 Nordafrikaner schon bei der Fahrt in die Kölner Innenstadt an Bahnhöfen gestoppt, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies am Sonntag. Bei den überwiegend jungen Männer sei eine „Grundaggressivität“ festgestellt worden, es sei mit Straftaten zu rechnen gewesen. Die Personalien seien überprüft und Platzverweise erteilt worden.

16 Deutsche unter 92 Festgenommenen

 Ein Jahr nach den massenhaften Übergriffen in der Silvesternacht feierte Köln das neue Jahr in einer Sicherheitszone.
Ein Jahr nach den massenhaften Übergriffen in der Silvesternacht feierte Köln das neue Jahr in einer Sicherheitszone. © dpa | Oliver Berg

„Es ging darum, konsequent zu verhindern, dass es noch einmal zu vergleichbaren Handlungen kommt wie im vergangenen Jahr“, sagte Mathies. In der Silvesternacht habe es rund um die Innenstadt 92 Festnahmen gegeben, davon seien 16 Deutsche gewesen. Die übrigen hätten sich über sehr viele Nationalitäten verteilt.

Die Polizei war zunächst mit 1500 Beamten im Einsatz, forderte angesichts des großen Zulaufs aggressiver junger Männer jedoch noch einmal Verstärkung an, so dass sich die Zahl der Polizisten schließlich auf 1700 belief.

Linke werfen Polizei Rassismus vor

Diskussionen gab es um Rassismusvorwürfe an die Adresse der Polizei. Auslöser war vor allem ein Tweet, in dem die Polizei den behördeninternen Begriff „Nafris“ verwendet hatte. So heißt auch eine Analyseprojekt „AP Nordafrikanische Straftäter“.

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Der Twitter-Beitrag diskriminiere Menschen aufgrund ihrer Haar- und Hautfarbe, erklärte die Landessprecherin der Partei, Özlem Alev Demirel. Zudem habe die Kölner Polizei mit der Veröffentlichung der Kurznachricht, mehrere Hundert Nordafrikaner würden überprüft, den Eindruck erweckt, wegen der Herkunft der Menschen sei mit Straftaten zu rechnen.

Böhmermann wunderte sich

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Empört hatte sich auch TV-Moderator Jan Böhmermann. Er twitterte: „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Nafri und Neger?“

Polizeipräsident Mathies sagte am Sonntag bei einer Pressekonferenz, nach seiner Einschätzung hätte der Begriff „Nafri“ besser nicht nach außen verwendet werden sollen. Eine Häufung an Straftaten von Personen aus dem nordafrikanischen Raum lasse sich aber nicht bestreiten, und dafür müsse dann polizeiintern auch ein Begriff gefunden werden. Mathies betonte, dass die allermeisten in Deutschland lebenden Nordafrikaner natürlich keine Straftäter seien.

Matthies und der Bundespolizei-Chef Wolfgang Wurm wiesen den ebenfalls geäußerten Vorwurf des „racial profiling“ zurück. Der Entschluss, die Männer zu überprüfen, sei getroffen worden, weil größere und kleinere Gruppen von „fahndungsrelevanten Personen“ auf dem Weg ins Rheinland gewesen seien.

Im Vorjahr war Polizei Versagen vorgeworfen worden

In der Silvesternacht 2015 hatten sich rund um den Dom etwa 1000 Männer vorwiegend aus Nordafrika versammelt. Frauen wurden von ihnen umringt und massiv sexuell belästigt oder genötigt. Zudem wurden Menschen massenhaft bestohlen und der Gottesdienst im Dom gezielt gestört. Das Ausmaß der Zwischenfälle wurde erst Tage später bekannt. Der Polizei wurde Versagen und eine Vertuschung der Zwischenfälle vorgeworfen. Die Kölner Ereignisse hatte eine neue Debatte über die Flüchtlingspolitik in Deutschland und einen Kontrollverlust des Staates ausgelöst. (law/dpa/rtr)