Berlin. Griechenland ist weiter in der Krise, Italiens Kurs ist ungewiss. Das befördert neue Debatten um die Eurozone und mögliche Austritte.

Der Vize-Präsident des EU-Parlaments Alexander Graf Lambsdorff hat angesichts der Krise der Eurozone einen Austritt Griechenlands gefordert. „Griechenland kann nicht Teil der Eurozone bleiben“, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion. Der Chef des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest hält auch einen Austritt Italiens aus der Euro-Zone für möglich.

FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des EU-Parlaments, fordert einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone.
FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff, Vize-Präsident des EU-Parlaments, fordert einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone. © imago/Gerhard Leber | imago stock&people

„Der ESM, EZB und Bankenunion tragen heute zur Stabilität der Eurozone bei. Deswegen wäre sie auch nicht in Gefahr, wenn Griechenland ausscheiden würde“, sagte Europa-Politiker Graf Lambsdorff . Das ist anders als beim Ausbruch der Krise 2010“.

Fuest: Auf Dauer Geld nach Italien pumpen?

Aus Sicht von Ifo-Chef Fuest hat die „Gefahr zugenommen, dass Italien immer tiefer in wirtschaftliche Stagnation, Bankenkrise und Verschuldung abrutscht.“ Fuest sagte unserer Redaktion: „Damit könnte sich für die Eurozone bald die Frage stellen, ob die anderen Staaten Italien mit hohen Transfers im Euroraum halten oder einen Austritt des Landes hinnehmen wollen.“

Zum Risiko einer neuen Finanzkrise sagte Fuest, da die EZB mit ihren Staatsanleihenkäufen die Märkte beruhige, „sehe ich nicht die Gefahr einer kurzfristigen Kapitalmarktpanik“. Zu einer Finanzkrise käme es, wenn Italien aus dem Euro austreten würde. „Das kann trotzdem besser sein als eine dauerhafte Stagnation in Italien oder eine dauerhafte Abhängigkeit Italiens von Transfers, die Steuerzahler aus anderen Mitgliedstaaten der Währungsunion bezahlen müssten“, betonte der Ökonom.

DIW-Chef: Krise flammt nicht zwangsläufig auf

Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher sagte unserer Redaktion dagegen, Europa sei noch immer in der Krise, aber auch auf dem Weg der Besserung. „Die Wirtschaft erholt sich, wenn auch schleppend. Wir brauchen Geduld, bis die Reformen wirken, und Regierungen, die den Reformkurs entschieden fortsetzen.“

Mit Blick auf Italien sagte Fratzscher, er befürchte, „dass der Reformkurs der italienischen Regierung ins Stocken gerät und damit wertvolle Zeit verloren geht“. Italien sei derzeit in einer zu brenzligen Lage, um sich diese verlorene Zeit leisten zu können. Das Ergebnis des Referendums in Italien bedeute aber nicht zwangsweise ein erneutes Aufflammen der Krise.

Trittin plädiert für mehr Geld für Krisenländer

Grünen- Außenpolitiker Jürgen Trittin fordert mehr Geld für Krisenstaaten wie Italien. „Wir brauchen ein umfassendes Investitionspaket für Europa“, sagte Trittin unserer Redaktion. „Dafür müssen wir die von Merkel und Schäuble über Europa verhängte Investitionsblockade endlich beenden.“ Ein niedriger Zinssatz reiche nicht, damit es aufwärts gehe. Italien müsse zudem die maroden Banken entschulden.

Lambsdorff hält der Bundesregierung dagegen „klaren Wortbruch“ vor, weil sie entgegen der Ankündigungen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble immer weiter für Athen zahle, obwohl der Internationale Währungsfonds (IWF) nicht an Bord sei. Der Bundestag hatte 2015 einem dritten Milliarden-Rettungsprogramm für Griechenland unter der Bedingung zugestimmt, dass der IWF sich an der Hilfe beteiligt. Die Zusage steht immer noch aus. (FMG)