Paris. Ex-Regierungschef Fillon zieht für die französischen Konservativen in die Präsidentschaftswahl. Er gewann die Stichwahl am Sonntag.

Im Duell um die Präsidentschaftskandidatur der französischen Konservativen hat Ex-Premierminister François Fillon (62) am Sonntag gesiegt. Nachdem seine klare Führung in Teilergebnissen deutliche geworden war, räumte sein Stichwahl-Gegner Alain Juppé am Abend seine Niederlage ein.

Fillon kam nach Auszählung von etwa einem Drittel der gut 10.000 Wahlbüros auf auf 68,7 Prozent der Stimmen. Das berichteten die Organisatoren am Sonntagabend. Juppé kam demnach auf 31,3 Prozent der Stimmen. Vollständigere Ergebnisse sollten im Laufe des Abends mitgeteilt werden.

An der Stichwahl nahmen nach Angaben der Organisatoren mehr Menschen teil als an der ersten Runde vor einer Woche. Damals hatten knapp 4,3 Millionen Anhänger der bürgerlichen Rechten ihre Stimmen abgegeben. Für die Konservativen ist die Vorwahl eine Premiere.

Fillon gilt als Vertreter eines Sparkurses

Fillon gilt als Wirtschaftsliberaler und Vertreter eines Sparkurses. Er will eine halbe Million Jobs im öffentlichen Dienst kürzen und seine Landsleute länger arbeiten lassen. Frankreich sei im Zustand einer Fast-Pleite, warnte er.

Der frühere Regierungschef des damaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy (2007 bis 2012) galt im Rennen der Rechten lange als Außenseiter. Er setzte sich dann bereits in der ersten Runde der Vorwahl mit gut 44 Prozent der Stimmen deutlich durch. Fillon gilt als russlandfreundlich und tritt dafür ein, die europäischen Sanktionen gegen Moskau zu beenden.

Präsidentenwahl im April und Mai

Die Präsidentenwahl ist im April und Mai kommenden Jahres geplant. Die Vorwahl der bürgerlichen Rechten gilt als eine äußerst wichtige Weichenstellung. „Der Gewinner der Vorwahl wird von morgen an der Favorit der nächsten Präsidentenwahl sein“, schrieb die Wochenzeitung „Journal de Dimanche“ am Sonntag.

Der Vorwahl-Gewinner hat gute Chancen, im kommenden Mai in die entscheidende Stichwahl zu kommen. Potenzielle Gegnerin ist die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Der Chefin der Rechts-Außen-Partei werden in der ersten Runde der Präsidentenwahl bis zu 30 Prozent der Stimmen zugetraut.

Nach Einschätzung des deutschen Europaabgeordneten Sven Giegold von den Grünen wäre der Sieg Fillons eine Wahlkampfhilfe für Le Pen. „Das Kürzungsprogramm von Fillon ist für Le Pen die ideale Zielscheibe. Öffentliche Ausgaben um 100 Milliarden (Euro) zu kürzen und eine halbe Million Jobs im öffentlichen Dienst zu streichen, sind bei hoher Arbeitslosigkeit die besten Mittel, um den Rechtspopulismus zu stärken“, schrieb Giegold.

Aufstieg von Fillon bedeutete Aus für Sarkozy

Die erstmalige Vorwahl bei der bürgerlichen Rechten war von Überraschungen geprägt. Viele hatten mit einer Stichwahl zwischen dem Rechten-Veteran Juppé und Ex-Staatschef Sarkozy gerechnet.

Doch der Aufstieg von Fillon bedeutete das Aus für Sarkozy in der ersten Runde. Dieser hatte lange als Parteichef der konservativen Republikaner an seinem politischem Comeback gearbeitet.

Es wird damit gerechnet, dass Amtsinhaber François Hollande 2017 wieder antreten wird - der mit schlechten Umfragewerten kämpfende Staatschef hat sich bisher aber noch nicht erklärt. Auch Premier Manuel Valls gilt als potenzieller Kandidat der Sozialisten. (dpa)