Berlin. Das Innenministerium will religiöse Kinderehen verbieten. Bei einem Verstoß dagegen könnte ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro drohen.

Von Imamen in Deutschland geschlossene Kinderehen sollen einem Medienbericht zufolge verboten und muslimische Geistliche in solchen Fällen mit Bußgeldern belegt werden. Diesen Vorschlag machte nach Informationen der „Welt“ das Bundesinnenministerium in der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zu Kinderehen. In Moscheen dürften Imame dann keine Heiratsrituale mehr mit minderjährigen Mädchen vollziehen. Im Gespräch ist dem Bericht zufolge ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro.

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zu Kinderehen war Anfang September ins Leben gerufen worden. Die Runde soll die Praxis der Anerkennung von im Ausland geschlossenen Ehen Minderjähriger erörtern und diskutieren, inwiefern die Vorschriften zur Ehemündigkeit im deutschen Recht geändert werden sollen. Mit dabei sind Vertreter aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein – und für den Bund Vertreter des Kanzleramts und der Ressorts Justiz, Innen und Familie.

Breiter Konsens zur Reform

Die Arbeitsgruppe, die das Ressort von Justizminister Heiko Maas (SPD) einberufen hatte, will spätestens bis zum Jahresende eine gesetzliche Änderung des Eherechts vorlegen. Informationen der „Welt“ zufolge gibt es im Bundestag dazu bereits einen breiten Konsens zwischen der Unions- und der SPD-Fraktion.

In Deutschland dürfen Ehen derzeit grundsätzlich erst mit der Volljährigkeit geschlossen werden – in Ausnahmefällen aber schon mit 16 Jahren. Union und SPD haben sich dafür ausgesprochen, diese Ausnahmen abzuschaffen.

Umgang mit Auslandsehen

Wie viele verheiratete Kinder und Jugendliche gegenwärtig in Deutschland leben, kann nur geschätzt werden. Im Ausländerzentralregister waren im Sommer dieses Jahres knapp 1.475 verheiratete Jugendliche verzeichnet, davon 481 unter 16 Jahren. 1.152 minderjährige Ehepartner waren Mädchen. Im Ausland von Minderjährigen geschlossene Ehen werden unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland anerkannt. (dpa/epd)