Altdorf. Das Sprachrohr der deutschen Muslime am Reformationstag in einer evangelischen Kirche: Aiman Mazyek widmete sich deutscher Leitkultur.

Für den Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, gibt es „so etwas wie eine deutsche Leitkultur“. Das sagte Mayzek laut Manuskript in seinem ersten Auftritt in einer Kirche. Mazyek sprach bei einer Veranstaltung der evangelischen Kirche zum Reformationstag, um die es zuvor große Diskussionen gegeben hatte. Vor der Kirche im fränkischen Altdorf versammelten sich am Reformationstag bis zu 20 Demonstranten aus dem Pegida-Umfeld und rund 400 Gegendemonstranten.

Mazyek sagte dem Text zufolge zum Thema deutsche Leitkultur: „Ich denke dabei an die Werte des Grundgesetzes, an unser Land der Dichter und Denker.“ Er denke auch an die jüdischen Dichter Heinrich Heine und Kurt Tucholsky und den muslimischen Friedenspreisträger Navid Kermani, an „Made in Germany“ und das deutsche Wirtschaftswunder. „Dies alles gehört für mich zur Leitkultur. Und von mir aus auch Halal-Würstchen und Oktoberfest.“

Wirbel um Bürgermeister-Äußerung

In der Kirche sprach der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, draußen demonstrierten bis zu 20 Gegner aus dem Pegida-Umfeld und bis zu 400 Menschen, die ein Zeichen gegen Islamfeindlichkeit setzen wollten.
In der Kirche sprach der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, draußen demonstrierten bis zu 20 Gegner aus dem Pegida-Umfeld und bis zu 400 Menschen, die ein Zeichen gegen Islamfeindlichkeit setzen wollten. © dpa | Daniel Karmann

Mayzeks Auftritt beim „Geistlichen Abend“ in einer evangelischen Kirche am Reformationstag hatte für viel Wirbel gesorgt: Der dritte Bürgermeister Johann Pöllot (CSU) hatte die Veranstaltung als „Islamschweinerei am Reformationstag“ bezeichnet, sich später jedoch für diese Aussage entschuldigt. Rechtspopulisten hatten seine Wortwahl aufgegriffen und eine Versammlung unter dem Titel „Keine Islamschweinerei in Altdorf“ angemeldet, zu der nach Polizeiangaben bis zu 20 Teilnehmer kamen.

Zur Gegendemonstration des Altdorfer Bündnisses für Toleranz und Respekt zur Unterstützung Mazyeks kamen rund 400 Teilnehmer, ein Posaunenchor spielte während der Pegida-Kundgebung.

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Das evangelische Dekanat, das die Einladung an Mazyek ausgesprochen hatte, hatte zuvor mehrere islamfeindliche Hetzbriefe bekommen. Der erste Bürgermeister Erich Odörfer (CSU) sagte bei der Demonstration, die Formulierungen seines Stellvertreters seien „falsch und nicht angebracht“ gewesen. „Altdorf ist bunt und soll es auch bleiben“, sagte Odörfer unter Jubel der Demonstranten.

Mazyek fordert Auseinandersetzung mit Rechtsextremen

Mazyek erklärte, er nehme Pöllots Entschuldigung an. „Was bleibt ist, dass diese Hasssprache weiter salonfähig gemacht wurde. Sie hat viel Gift rein gebracht“, sagte Mazyek. Er erwarte von den Parteien, sich von einer solchen Sprache klar zu distanzieren. „Wir müssen aufpassen, dass das Niveau nicht weiter verroht.“ Er hatte vor der Veranstaltung einen „Friedensgruß“ an die Altdorfer getwittert.

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In der Stadt forderte der Zentralratsvorsitzende die politischen Parteien zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremen auf. Strukturelle und alltägliche Diskriminierung gegenüber Muslimen sei bereits jetzt Realität. „Wir sind Deutsche, deutsche Muslime und dies nicht nur auf Bewährung“, unterstrich der Zentralratsvorsitzende. Die Schnittmenge zwischen Islam und der deutschen Wertegemeinschaft sei viel größer als im ersten Augenblick ersichtlich. Um dies zu erkennen, müssten beiden Seiten bereit sein, auf Vorurteile und Stereotype zu verzichten. (epd/dpa)