Brüssel. Günther Oettinger hat mit seiner Rede nicht nur Chinesen, Frauen und Homosexuelle beleidigt. Auch in Belgien sorgte er für Entrüstung.

Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat mit seinen abfälligen Äußerungen bei einer Rede in Hamburg auch Politiker in Belgien verärgert. Anlass sind Bemerkungen über die belgische Region Wallonie, deren Verhandlungen mit der Föderalregierung die Unterzeichnung des europäisch-kanadischen Handelspakts Ceta verzögert hatten.

Oettinger sagte nach Angaben eines Anwesenden, die Region werde von „Kommunisten“ geführt, die ganz Europa blockierten, was nicht akzeptabel sei. Frank Compernolle, der die Wallonie und Brüssel in Wirtschaftsfragen in Hamburg vertritt, bestätigte die Aussagen, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga am Sonntag meldete.

„Völlige Verachtung für unsere Region“

Compernolle war Zuhörer bei der Veranstaltung des Unternehmerverbands in Hamburg, bei der Oettinger sprach. Compernolle sagte der Zeitung „Le Soir“, er sei vorzeitig gegangen. Das Ganze habe „nach einer Stammtischrede geklungen, nicht nach der Ansprache eines EU-Kommissars“.

Frederic Masquelin, der Sprecher des wallonische Regierungschefs Paul Magnette, sagte Belga: „Wenn alles, was berichtet wird, sich als wahr herausstellt, handelt es sich um skandalöse Äußerungen, die von völliger Verachtung zeugen für unsere Region, ihre gewählten Vertreter, ihre Bürger und die Zivilgesellschaft, die sich mobilisiert hat.“ Er hoffe, dass die EU-Kommission das nicht durchgehen lasse.

SPD und Grüne stellen Oettinger Eignung in Frage

Oettinger, bisher zuständig für Digitalwirtschaft, soll nach dem Abgang einer Kollegin nun den Posten des Haushaltskommissars übernehmen. In seiner Rede bezeichnete er Chinesen als „Schlitzaugen“, sprach von einer vermeintlichen „Pflicht-Homoehe“ und ließ durchblicken, dass er glaubt, Frauen könnten ohne Quotenregelung keine Spitzenpositionen erreichen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Lesben- und Schwulenverband forderte eine Entschuldigung. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sowie der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck stellten seine Eignung als EU-Kommissar in Frage.

Oettinger verteidigte seine Rede

Der CDU-Politiker Oettinger verteidigte sich daraufhin gegen den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit. Dass er in seiner umstrittenen Rede das Wort „Schlitzauge“ verwendet habe, sei nicht anstößig gemeint gewesen. „Das war eine etwas saloppe Äußerung, die in keinster Weise respektlos gegenüber China gemeint war“, sagte er der Zeitung „Die Welt“. (dpa)