Hamburg. Dschaber al-Bakr war offenbar kein klassischer Einzeltäter. Einem Bericht zufolge wurde er von einem Untergrund-Netzwerk unterstützt.

Der Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr hat offenbar finanzielle Unterstützung von einem Untergrund-Netzwerk erhalten, berichtet das Magazin „Stern“. Womöglich habe es sogar einen zweiten Mann gegeben, heißt es in dem Artikel.

Wie der „Stern“ berichtet, hat al-Bakr Anfang September 2250 Euro von Chalil A. erhalten, der wegen des Verdachts der Mittäterschaft derzeit in Haft sitzt. Auftraggeber für die Zahlung an al-Bakr war demnach ein Syrer, der sich „Abu Nur“ nennt und in Flüchtlingsunterkünften im Raum Düsseldorf Boten für ein Geldtransfer-Netzwerk anwirbt.

Hinweise auf weiteren Verdächtigen

Als Vertrauensmann des Netzwerks in Sachsen hat Chalil A. demnach Geld eingesammelt. Im Fall al-Bakr zahlte er zum ersten Mal eine größere Summe aus und stellte ihm auch seine Wohnung zur Verfügung, heißt es in dem Artikel. Ob Chalil A. von den Anschlagsplänen wusste, ist unklar.

Die Aussagen von Chalil A. geben dem Bericht zufolge Hinweise auf einen weiteren Verdächtigen: Kurz vor Chalil A.s Festnahme habe der Düsseldorfer „Abu Nur“ ihn demnach angewiesen, eine weitere Summe von 2700 Euro an einen ihm noch unbekannten Syrer in Chemnitz zu übergeben. Chalil A. sagte weiter aus, al-Bakr habe ihn nach einer Wohnung gefragt, in der er einen bald eintreffenden Freund unterbringen wolle. Der Verfassungsschutz geht nach eigenen Angaben davon aus, dass al-Bakr im Kontakt mit dem sogenannten Islamischen Staat stand.

Parlamentarische Aufarbeitung des Falls al-Bakr beginnt

Der Terrorverdächtige al-Bakr hatte sich vor einer Woche zwei Tage nach seiner Festnahme in seiner Gefängniszelle der JVA Leipzig erhängt. Bereits vor seiner Festnahme hatte es Pannen gegeben: Nach einem missglückten Zugriff in Chemnitz war al-Bakr trotz Großfahndung zunächst bis nach Leipzig geflohen. Dort war er von Landsleuten überwältigt und der Polizei übergeben worden.

Seither stehen die sächsischen Behörden stark in der Kritik. Ihnen werden schwere Versäumnisse, Justizversagen und mangelnde Erfahrung vorgeworfen. Die parlamentarische Aufarbeitung des Falls hat nun begonnen. Bereits am Dienstag trafen sich der Innen- und der Rechtsausschuss des sächsischen Landtags zu einer Sondersitzung. Am Mittwoch befasste sich auch der Innenausschuss des Bundestages mit dem Thema. (jkali/dpa)