Budapest. Viktor Orban orientiert sich an der harten Asylpolitik Australiens: Er schlägt Auffanglager außerhalb der EU vor. Kritik folgte prompt.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban plädiert dafür, mehr als eine Million Flüchtlinge aus Europa abzuschieben und in große Flüchtlingslager außerhalb der EU zu stecken. „Alle, die illegal gekommen sind, sollte man einsammeln und wegbringen. Aber nicht in andere (EU-)Länder, sondern in Gebiete außerhalb der EU“, sagte der rechtskonservative Politiker am Donnerstag dem ungarischen Nachrichtenportal „Origo“.

Außerhalb der EU sollte man „von bewaffneten EU-Kräften gesicherte, mit EU-Geld finanzierte große Flüchtlingslager“ errichten, meinte Orban. Die Betroffenen sollten dort Asylanträge stellen können und erst dann weitergelassen werden, wenn sie ein EU-Land aufnehme. „Bis dahin müssen sie sich aber in den großen, außerhalb der EU gelegenen Lagern aufhalten. Es kann eine Insel sein oder irgendein Abschnitt der nordafrikanischen Küste.“

Ungarisches Referendum über EU-Quoten

Orban praktiziert in Ungarn eine Politik der Abschottung gegenüber Flüchtlingen. Seit einem Jahr stehen an den Grenzen zu Serbien und Kroatien stacheldrahtbewehrte Zäune. Am 2. Oktober findet auf Initiative der Regierung ein Referendum statt, bei dem die Bürger EU-Quoten zur Verteilung von Asylbewerbern über die Mitgliedsländer ablehnen sollen.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hatte jüngst einen Ausschluss Ungarns aus dem Staatenbund wegen der Flüchtlingspolitik Orbans gefordert. Sein ungarischer Kollege Peter Szijjarto wies die Kritik zurück und bezeichnete Asselborn als arrogant.

Orbans Vorschlag erinnert an die kompromisslose Flüchtlingspolitik Australiens. Das Land unterhält auf Nauru und in Papua-Neuguinea Lager für Asylsuchende, die auf dem Weg nach Australien auf dem Meer abgefangen wurden. Mehreren Medienberichten zufolge soll es in dem Lager auf Nauru zahlreiche Fälle von Missbrauch der dort internierten Flüchtlinge gegeben haben. (dpa/rtr/les)