Düsseldorf. Seit neun Monaten sitzt der bundesweit bekannte Islamist Sven Lau in Untersuchungshaft. Jetzt hat der Terrorprozess gegen ihn begonnen.

Der bundesweit bekannte Islamist Sven Lau muss sich seit diesem Dienstag in Düsseldorf vor Gericht verantworten. Die Bundesanwaltschaft hat den 35-Jährigen wegen Unterstützung einer islamistischen Terrormiliz angeklagt.

Nach der Verlesung der Anklageschrift am Dienstag soll der Prozess am 13. September fortgesetzt werden. Der ursprünglich für Mittwoch geplante nächste Prozesstag wurde abgesagt, weil Lau keine Angaben zu seiner Person machen und auch im weiteren Verlauf des Prozesses nicht aussagen will.

Gesichter der deutschen Islamisten-Szene

SVEN LAU: Der Ex-Feuerwehrmann aus Mönchengladbach ist eher ein Mann der leisen, emotionalen Töne. In der Szene ist er dafür zeitweise als „Weichei“ verspottet worden. Wohl zu Unrecht: Der Verfassungsschutz attestiert dem Salafistenprediger fortgeschrittene Radikalisierung.
SVEN LAU: Der Ex-Feuerwehrmann aus Mönchengladbach ist eher ein Mann der leisen, emotionalen Töne. In der Szene ist er dafür zeitweise als „Weichei“ verspottet worden. Wohl zu Unrecht: Der Verfassungsschutz attestiert dem Salafistenprediger fortgeschrittene Radikalisierung. © dpa | Marius Becker
Im Juli 2017 ist er als Terrorhelfer zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach den 36-Jährigen wegen Unterstützung der islamistischen Terrormiliz Jamwa schuldig.
Im Juli 2017 ist er als Terrorhelfer zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sprach den 36-Jährigen wegen Unterstützung der islamistischen Terrormiliz Jamwa schuldig. © dpa | Federico Gambarini
PIERRE VOGEL: Der Prediger und Ex-Profiboxer aus dem Rheinland ist ein Weggefährte Sven Laus. In jüngster Zeit distanzierte er sich ausdrücklich von der Terrormiliz „Islamischen Staat“ (IS) und soll dafür sogar Morddrohungen erhalten haben. Kuriosum am Rande: Sein Vater ist Hells-Angels-Rocker.
PIERRE VOGEL: Der Prediger und Ex-Profiboxer aus dem Rheinland ist ein Weggefährte Sven Laus. In jüngster Zeit distanzierte er sich ausdrücklich von der Terrormiliz „Islamischen Staat“ (IS) und soll dafür sogar Morddrohungen erhalten haben. Kuriosum am Rande: Sein Vater ist Hells-Angels-Rocker. © Getty Images | Christian Augustin
IBRAHIM ABOU-NAGIE: Der Salafist wurde 2012 bundesweit als Initiator der umstrittenen Koranverteilungsaktion „Lies!“ bekannt. Er soll mehrfach Juden und Christen beschimpft haben. Das Amtsgericht Köln verurteilte ihn wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe. Nagie hatte zu Unrecht 54.000 Euro Sozialleistungen kassiert. „Lies!“ ist inzwischen verboten, er klagt dagegen.
IBRAHIM ABOU-NAGIE: Der Salafist wurde 2012 bundesweit als Initiator der umstrittenen Koranverteilungsaktion „Lies!“ bekannt. Er soll mehrfach Juden und Christen beschimpft haben. Das Amtsgericht Köln verurteilte ihn wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe. Nagie hatte zu Unrecht 54.000 Euro Sozialleistungen kassiert. „Lies!“ ist inzwischen verboten, er klagt dagegen. © REUTERS | Wolfgang Rattay
DENIS CUSPERT (alias DESO DOGG): Der 40-jährige ehemalige Rapper aus Berlin hat sich vor einigen Jahren in den Nahen Osten abgesetzt. Er wird als IS-Terrorist gesucht und steht auf der Terrorliste der Vereinten Nationen. Cuspert werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. Schon mehrfach wurde sein Tod kolportiert.
DENIS CUSPERT (alias DESO DOGG): Der 40-jährige ehemalige Rapper aus Berlin hat sich vor einigen Jahren in den Nahen Osten abgesetzt. Er wird als IS-Terrorist gesucht und steht auf der Terrorliste der Vereinten Nationen. Cuspert werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen. Schon mehrfach wurde sein Tod kolportiert. © dpa | Di Matti
BERNHARD FALK: Der 49-Jährige (l.) – hier mit Sven Lau bei einer Salafisten-Kundgebung in Wuppertal 2015 – hat als Linksterrorist der Antiimperialistischen Zellen fast 13 Jahre hinter Gittern gesessen. Bereits vor Haftantritt konvertierte er zum Islam. Falk bewundert die Taliban und distanziert sich vom „Islamischen Staat“. Er betreut bundesweit islamistische Gefangene – aber nur die, die schweigen und nicht mit den staatlichen Ermittlern kooperieren.
BERNHARD FALK: Der 49-Jährige (l.) – hier mit Sven Lau bei einer Salafisten-Kundgebung in Wuppertal 2015 – hat als Linksterrorist der Antiimperialistischen Zellen fast 13 Jahre hinter Gittern gesessen. Bereits vor Haftantritt konvertierte er zum Islam. Falk bewundert die Taliban und distanziert sich vom „Islamischen Staat“. Er betreut bundesweit islamistische Gefangene – aber nur die, die schweigen und nicht mit den staatlichen Ermittlern kooperieren. © imago | Future Image
METIN KAPLAN (alias KALIF VON KÖLN): Dem Anführer einer fundamentalistischen Bewegung war 1992 in Deutschland Asyl gewährt worden. Als er 1996 zur Ermordung eines Gegenkalifen aufrief und der Mann in Berlin erschossen wurde, begannen Ermittlungen gegen ihn. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilte Kaplan im Jahr 2000 zu vier Jahren Haft. 2004 wurde er in die Türkei abgeschoben, wo er wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und im Gefängnis sitzt. Mithilfe anderer plante er offenbar, die Türkei in einen islamistischen Gottesstaat zu verwandeln.
METIN KAPLAN (alias KALIF VON KÖLN): Dem Anführer einer fundamentalistischen Bewegung war 1992 in Deutschland Asyl gewährt worden. Als er 1996 zur Ermordung eines Gegenkalifen aufrief und der Mann in Berlin erschossen wurde, begannen Ermittlungen gegen ihn. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilte Kaplan im Jahr 2000 zu vier Jahren Haft. 2004 wurde er in die Türkei abgeschoben, wo er wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und im Gefängnis sitzt. Mithilfe anderer plante er offenbar, die Türkei in einen islamistischen Gottesstaat zu verwandeln. © REUTERS | Reuters Photographer
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Die Bundesanwaltschaft nannte Lau „eine bestimmende und richtungsweisende Persönlichkeit der Salafisten“ in Deutschland. Er habe „eine hohe suggestive Wirkung auf junge Muslime“ ausgeübt und sei eine „Anlaufstelle für Kampf- und Einsatzwillige“ gewesen. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat bereits den Hinweis erteilt, dass Lau sogar selbst als Terrorist verurteilt werden könnte. Lau gilt auch als Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal. Seit neun Monaten sitzt er in Untersuchungshaft.

Lau soll Terrormiliz Geld verschafft haben

Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts statt. Das Gericht hat für den Prozess bis 18. Januar 2017 zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Bundesanwaltschaft hält Lau für einen Unterstützer der syrischen Terrormiliz Jamwa („Armee der Auswanderer und Helfer“).

Die Tatvorwürfe reichen ins Jahr 2013 zurück. Laut Anklage hat Lau zwei Salafisten aus Deutschland mit Hilfe eines Schleusers in die Reihen Jamwas gelotst. Einer von ihnen soll ein bereits in Stuttgart zu viereinhalb Jahren Haft verurteilter Islamist sein. Außerdem soll Lau der Terrormiliz Nachtsichtgeräte und Geld verschafft haben. Lau bestreite die Vorwürfe energisch, sagte sein Verteidiger Mutlu Günal. Der Hauptbelastungszeuge sei ein „notorischer Lügner“. (dpa/epd)