Berlin. Er war der vierte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Jetzt ist Walter Scheel im Alter von 97 Jahren gestorben.

Der frühere Bundespräsident Walter Scheel ist tot. Der gebürtige Solinger starb am Mittwoch im Alter von 97 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. Das teilte ein FDP-Sprecher unter Berufung auf das Bundespräsidialamt am Mittwoch mit. Zunächst hatte die „Süddeutsche Zeitung“ vom Tod des Ex-Außenministers und FDP-Mitglieds berichtet.

Bundespräsident Joachim Gauck ordnete einen Staatsakt zum Gedenken an, wie das Bundespräsidialamt am Mittwoch mitteilte. Über Einzelheiten, also auch über Ort und Termin, werde das Innenministerium informieren, hieß es weiter. Zuletzt hatte es solche herausgehobenen Würdigungen im Vorjahr für den früheren Kanzler Helmut Schmidt (SPD) und für Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker sowie im April dieses Jahres für den langjährigen Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher gegeben.

Politisch gehört Scheel zu denen, die den Grundstein für die Deutsche Einheit legten. Mit Willy Brandt (SPD) richtete der FDP-Politiker die deutsche Ostpolitik neu aus und initiierte in Zeiten des Kalten Krieges eine richtungsweisende Entspannungspolitik.

Scheel besuchte als erster Bundespräsident die Sowjetunion

Seine fünfjährige Amtszeit wurde überschattet vom Höhepunkt der Terrorwelle der Roten Armee Fraktion (RAF). Außenpolitisch setzte Scheel die Entspannungspolitik fort. 1975 besuchte er als erster Bundespräsident die Sowjetunion.

Walter Scheel – Sein Leben in Bildern

Altbundespräsident Walter Scheel im Juli 2014 in Bad Krozingen, wo er im Rathaus bis 2014 ein Büro unterhielt. Seit 2012 lebte Scheel wegen einer Demenzerkrankung in einem Pflegeheim. Am 24. August 2016 verstarb er in Bad Krozingen nach langer schwerer Krankheit.
Altbundespräsident Walter Scheel im Juli 2014 in Bad Krozingen, wo er im Rathaus bis 2014 ein Büro unterhielt. Seit 2012 lebte Scheel wegen einer Demenzerkrankung in einem Pflegeheim. Am 24. August 2016 verstarb er in Bad Krozingen nach langer schwerer Krankheit. © dpa | Patrick Seeger
Am 4. März 1969 tagen die im Bundestag vertretenen Parteien anlässlich der anstehenden Wahl zum Bundespräsidenten: Die FDP ist vertreten mit Fraktionsgeschäftsführer Hans-Dietrich Genscher, den Parteivorsitzenden Walter Scheel und Hans Fridrichs und dem Bundestagsfraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick (stehend).
Am 4. März 1969 tagen die im Bundestag vertretenen Parteien anlässlich der anstehenden Wahl zum Bundespräsidenten: Die FDP ist vertreten mit Fraktionsgeschäftsführer Hans-Dietrich Genscher, den Parteivorsitzenden Walter Scheel und Hans Fridrichs und dem Bundestagsfraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick (stehend). © dpa | Volkmar Hoffmann
Walter Scheel, die Ärztin Mildred Wirtz und ihre Tochter Cornelia sitzen am 18. Juli 1969 im Standesamt München und warten auf ihre Trauung. Walter Scheels erste Ehe hatte 24 Jahre gehalten, bis seine erste Frau Charlotte 1966 verstarb.
Walter Scheel, die Ärztin Mildred Wirtz und ihre Tochter Cornelia sitzen am 18. Juli 1969 im Standesamt München und warten auf ihre Trauung. Walter Scheels erste Ehe hatte 24 Jahre gehalten, bis seine erste Frau Charlotte 1966 verstarb. © dpa | Gerhard Rauchwetter
FDP-Chef Walter Scheel im Oktober 1969 mit dem damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zu Beginn der Koalitionsgespräche. Die Bundestagswahl 1969 hatte das Ende der Großen Koalition besiegelt, die seit 1966 von Kurt Georg Kiesinger (CDU) als Kanzler geführt wurde. Die Union hatte zwar nur leichte Verluste hinzunehmen, SPD und FDP erreichten aber zusammen einen Vorsprung von zwölf Mandaten. Willy Brandt wurde Bundeskanzler, Walter Scheel Außenminister.
FDP-Chef Walter Scheel im Oktober 1969 mit dem damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt zu Beginn der Koalitionsgespräche. Die Bundestagswahl 1969 hatte das Ende der Großen Koalition besiegelt, die seit 1966 von Kurt Georg Kiesinger (CDU) als Kanzler geführt wurde. Die Union hatte zwar nur leichte Verluste hinzunehmen, SPD und FDP erreichten aber zusammen einen Vorsprung von zwölf Mandaten. Willy Brandt wurde Bundeskanzler, Walter Scheel Außenminister. © dpa | Peter Popp
Außenminister Walter Scheel, Bundeskanzler Willy Brandt, der polnische Ministerpräsident Jozef Cyrankiewicz und der polnische Außenminister Stefan Jedrychowski unterzeichnen am 7. Dezember 1970 im Radziwill-Palais in Warschau den deutsch-polnischen Vertrag. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Entspannungspolitik mit den Ost-Ländern.
Außenminister Walter Scheel, Bundeskanzler Willy Brandt, der polnische Ministerpräsident Jozef Cyrankiewicz und der polnische Außenminister Stefan Jedrychowski unterzeichnen am 7. Dezember 1970 im Radziwill-Palais in Warschau den deutsch-polnischen Vertrag. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Entspannungspolitik mit den Ost-Ländern. © dpa | Fritz Fischer
Walter Scheel (re.) im Mai 1972 im Gespräch mit Abgeordneten der CDU/CSU im Plenum des Deutschen Bundestages in Bonn.
Walter Scheel (re.) im Mai 1972 im Gespräch mit Abgeordneten der CDU/CSU im Plenum des Deutschen Bundestages in Bonn. © dpa | dpa
Bundeskanzler trifft Bundespräsident: Helmut Schmidt mit Walter Scheel.
Bundeskanzler trifft Bundespräsident: Helmut Schmidt mit Walter Scheel. © imago/Sven Simon | imago stock&people
Februar 1976: Walter Scheel empfängt den sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew.
Februar 1976: Walter Scheel empfängt den sowjetischen Staatschef Leonid Breschnew. © imago | .
Walter Scheel 1976 beim Tanz mit Ehefrau Mildred anlässlich des Bundespresseballs in Bonn.
Walter Scheel 1976 beim Tanz mit Ehefrau Mildred anlässlich des Bundespresseballs in Bonn. © imago | .
Königlicher Besuch im Mai 1978: Queen Elizabeth II. wird bei einem Staatsbesuch in Deutschland von Bundespräsident Walter Scheel empfangen.
Königlicher Besuch im Mai 1978: Queen Elizabeth II. wird bei einem Staatsbesuch in Deutschland von Bundespräsident Walter Scheel empfangen. © imago stock&people | imago stock&people
Walter Scheel (2.v.li.) mit Ehefrau Dr. Mildred Scheel empfängt im Juli 1978 den US-Präsidenten Jimmy Carter (li.) mit Ehefrau Rosalynn (3.v.li.) und Tochter Amy.
Walter Scheel (2.v.li.) mit Ehefrau Dr. Mildred Scheel empfängt im Juli 1978 den US-Präsidenten Jimmy Carter (li.) mit Ehefrau Rosalynn (3.v.li.) und Tochter Amy. © imago | .
Walter Scheel im Juni 1984 mit seinen beiden Nachfolgern im Amt des Bundespräsidenten: Carl Carstens und Richard von Weizsäcker (v.l.).
Walter Scheel im Juni 1984 mit seinen beiden Nachfolgern im Amt des Bundespräsidenten: Carl Carstens und Richard von Weizsäcker (v.l.). © imago stock&people | imago stock&people
Altbundespräsident und Model: Walter Scheel sitzt im Oktober 1996 dem Münchner Maler Günter Rittner in dessen Atelier für ein Ölbild Modell.
Altbundespräsident und Model: Walter Scheel sitzt im Oktober 1996 dem Münchner Maler Günter Rittner in dessen Atelier für ein Ölbild Modell. © dpa | Peter Kneffel
Walter Scheel im Januar 2006 bei der Generalprobe zur ARD-Volksmusik-Gala „Krone der Volksmusik“ in der Chemnitzer Stadthalle mit Gastgeber Gunther Emmerlich. Scheel hatte einst selbst gesungen und für sein Lied „Hoch auf dem Gelben Wagen“ sogar eine goldene Schallplatte erhalten.
Walter Scheel im Januar 2006 bei der Generalprobe zur ARD-Volksmusik-Gala „Krone der Volksmusik“ in der Chemnitzer Stadthalle mit Gastgeber Gunther Emmerlich. Scheel hatte einst selbst gesungen und für sein Lied „Hoch auf dem Gelben Wagen“ sogar eine goldene Schallplatte erhalten. © dpa | Wolfgang Thieme
FDP-Chefs unter sich: Der damalige Parteivorsitzende Guido Westerwelle mit Walter Scheel im Oktober 2006.
FDP-Chefs unter sich: Der damalige Parteivorsitzende Guido Westerwelle mit Walter Scheel im Oktober 2006. © dpa | Rolf Vennenbernd
1977 hatte Walter Scheel den Karlspreis erhalten, auf dem Bild ist er zu Gast bei der  Verleihung des Preises im Mai 2008 in Aachen.
1977 hatte Walter Scheel den Karlspreis erhalten, auf dem Bild ist er zu Gast bei der Verleihung des Preises im Mai 2008 in Aachen. © imago stock&people | imago stock&people
Walter Scheel im Juli 2012 mit seiner dritten Ehefrau  Barbara, die 1988 heiratete, nachdem seine zweite Ehefrau Mildred Scheel  an Krebs 1985 gestorben war.
Walter Scheel im Juli 2012 mit seiner dritten Ehefrau Barbara, die 1988 heiratete, nachdem seine zweite Ehefrau Mildred Scheel an Krebs 1985 gestorben war. © dpa | Patrick Seeger
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Die Weichen hatte er Jahre zuvor gestellt. An der Seite von Willy Brandt setzte Scheel als Außenminister die umstrittenen Ostverträge durch und vollzog eine Neuausrichtung der Ostpolitik. Annäherung war sein Ziel. „Willy Brandt konnte nur deshalb das Land verändern, weil er mit Walter Scheel einen kongenialen Partner hatte“, sagte der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Scheel gab dem Amt rhetorischen Glanz

In Erinnerung blieb Scheels ausgeprägtes Redetalent. Der Liberale mit dem markanten, von Silberlöckchen umrahmten Kopf gab dem Amt des Bundespräsidenten rhetorischen Glanz und betonte gleichzeitig die Nähe zum Volk. Im Ausland wurde er auch „Mister Bundesrepublik“ genannt. Auf eine zweite Amtszeit als Bundespräsident verzichtete er, weil sich CDU und CSU im Frühjahr 1979 auf Karl Carstens als Kandidaten einigten und ihn damit zu Scheels Nachfolger machten.

Schmücken konnte er sich mit einer großen Goldenen und einer Platin-Schallplatte. Denn Scheel machte nicht nur Politik, er tat sich auch als Sänger hervor. Das von ihm 1973 gemeinsam mit dem Düsseldorfer Männerchor aufgenommene Volkslied „Hoch auf dem gelben Wagen“ stürmte die Hitparaden. Es wurde Scheels Markenzeichen.

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(ba/dpa)