Berlin. Sie zeigen oft viel Organisationstalent und Improvisationsgabe. Könnten ehrenamtliche Flüchtlingshelfer nicht in Verwaltungen anfangen?

Lässt sich das soziale Potenzial der vielen Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe langfristig in der öffentlichen Verwaltung nutzen? Die Linke schlägt in Berlin vor, Interessierten unter ihnen einen vereinfachten Einstieg in den Staatsdienst zu ermöglichen. „Wir brauchen dringend Verbesserungen im öffentlichen Dienst, mehr qualifiziertes Personal steht aber auch nicht Schlange“, sagte der Linke-Spitzenkandidat für die Berliner Abgeordnetenhauswahl, Klaus Lederer. „Da wäre doch zu prüfen, ob nicht ein Teil derer, die sich seit Monaten in der Flüchtlingshilfe engagieren, die jetzt noch teilweise in den Flüchtlingsheimen angestellt sind, dort aber nur befristete Verträge haben, für einen Quereinstieg im öffentlichen Dienst gewonnen werden kann“, so Lederer.

Eine Anfang August vorgestellte, nicht repräsentative Studie der Bertelsmann Stiftung war unter anderem zu dem Schluss gekommen, dass die Helfer oft Aufgaben übernehmen, die normalerweise der Staat leisten müsste. So kümmerten sie sich um Lebensmittel, Kleidung und Wohnraum. Die vielen oft spontan unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise entstandenen ehrenamtlichen Hilfsinitiativen in Deutschland organisierten sich immer besser. Die Freiwilligen seien zudem immer stärker mir Verbänden und Verwaltung verbunden. Lederers Forderungen: „Es wäre doch gut, wenn wir diesen Menschen eine Perspektive im Öffentlichen Dienst bieten könnten – in der Integrationsarbeit, in der Familienbetreuung, aber auch in anderen Verwaltungsbereichen.“

Fortbildungen und Beratung für Ehrenamtliche

Die Helfer fungieren der Studie zufolge als eine wichtige Brücke zwischen den Flüchtlingen und den Behörden und übernähmen Lotsen-Funktionen. So sorgten sie dafür, dass geflüchtete Menschen Angebote zur Integration überhaupt erst wahrnehmen könnten. Außerdem stärkten sie den Zusammenhalt der Gesellschaft und setzten wichtige Signale gegen Fremdenfeindlichkeit.

Die Studie unterstrich auch die Notwendigkeit, die ehrenamtlichen Helfer in Fortbildungen und Beratungen zu schulen. Zudem müsse ihnen die Möglichkeit gegeben werden, um über ihre Erfahrungen zu reden. Die Freiwilligen brauchten auch Entlastung durch hauptamtliche Ansprechpartner in Städten und Gemeinden, um sich auf die Integration konzentrieren zu können, sagte Bettina Windau, Bertelsmann-Fachfrau für zivilgesellschaftliches Engagement.

Freiwillige stark mit Verwaltung verbunden

Und wie sollen die Menschen praktisch den Weg zum Verwaltungsjob finden? Vielleicht brauche es da ein bisschen Kreativität, um diesen Menschen einen Einstieg zu ermöglichen und ihnen auch eine Perspektive mit Festanstellung zu geben“, so Linken-Spitzenkandidat Lederer. Zu überlegen wäre zum Beispiel, ob man an der Verwaltungsakademie, an der Hochschule für Verwaltung und Recht (HWR) Qualifizierungen anbieten könnte, die erleichterte Zugänge in den Öffentlichen Dienst schaffen. (law/dpa/epd)