Seehofer und Aigner kritisieren Merkels „Wir schaffen das“
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Gmund. Nach den Bluttaten in Bayern greifen CSU-Spitzen Kanzlerin Angela Merkel für die Wiederholung ihres Satzes zur Flüchtlingskrise an.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sich scharf von der Haltung der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Bewältigung der Flüchtlingskrise distanziert. Zu Merkels Satz „Wir schaffen das“ sagte Seehofer am Samstag nach einer Kabinettsklausur der bayerischen Landesregierung am Tegernsee: „Ich kann mir diesen Satz auch beim besten Willen nicht zu eigen machen. Dafür ist die Problemlage zu groß.“ Und: „Ich würde damit all meiner Verantwortung, die ich auch in einem Eid abgelegt habe, nicht gerecht.“
Die Lösungsansätze seien einfach zu unbefriedigend. Er habe Kraft seines Amtes viele Informationen. „Und deshalb müssen wir hier in Deutschland noch ein ganzes Stück besser werden in allen Facetten.“ Er sage so etwas nicht leichtfertig und wolle auch keinen Streit. CDU und CSU seien „gut unterwegs“. Merkel und er wollten fair miteinander umgehen. „Aber ich will der Öffentlichkeit auch nicht die Unwahrheit sagen.“
Auch die frühere Bundesministerin Ilse Aigner (CSU) kritisierte die Kanzlerin. Die CSU-Politikerin warf Merkel vor, die Angstgefühle der Deutschen zu verkennen. „Der Terror hat Deutschland erreicht. Das verändert die Stimmung im Land dramatisch: Die Menschen haben Angst“, sagte die bayerische Wirtschaftsministerin der „Welt am Sonntag“. Es reiche nicht, dass Merkel dann weiter sage: „Wir schaffen das.“ Eine „Weiter-so-Rhetorik“ erhöhe das Sicherheitsgefühl nicht. „Die Kanzlerin hätte deshalb deutlich machen müssen, dass diese Vorfälle etwas verändern, dass der Staat auf die Anschläge in Deutschland reagiert.“ Der Satz müsse nun lauten: „Wir handeln.“
Das ist Bundeskanzlerin Angela Merkel
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2000 Polizisten mehr für Bayern
Nach den drei Bluttaten in Bayern in der vergangenen Woche pochte Seehofer auf Beschränkungen des Flüchtlingszuzugs. „Die Begrenzung der Zuwanderung ist eine Voraussetzung für die Sicherheit im Lande“, sagte der Ministerpräsident. Die Begrenzung sei aber auch Voraussetzung für die Integration derer, die ein berechtigtes Schutzbedürfnis haben. In den vergangenen Monaten sind die Zahlen der neu angekommenen Flüchtlinge allerdings bereits drastisch gesunken.
Seehofer nannte das während der Klausur beschlossene Sicherheitskonzept für Bayern das „umfassendste und tiefste“, das bisher in der Bundesrepublik vorgelegt worden sei. Danach sollen etwa die Polizei in Bayern um 2000 Kräfte von 2017 bis 2020 aufgestockt und mit modernster Ausrüstung ausgestattet werden.
Ohne in diesem Zusammenhang die Bundeskanzlerin direkt zu erwähnen, sagte Seehofer, er werde „sehr genau darauf achten“, dass auch in Berlin und Brüssel die Sicherheitspolitik vorangetrieben werde. Die Europäische Union habe die Terroranschläge in den vergangenen Tagen und Wochen „bemerkenswert leise“ begleitet. (dpa)
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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