Nizza/Berlin. Bericht ändern, Videos löschen: Eine Polizistin aus Nizza sagt, das Innenministerium habe sie nach dem Anschlag unter Druck gesetzt.

Es sind schwere Vorwürfe, die die französische Polizistin Sandra Bertin erhebt: Das Innenministerium in Paris soll sie unter Druck gesetzt und dazu gedrängt haben, nach dem Anschlag von Nizza am 14. Juli Überwachungsvideos zu löschen und einen Polizeibericht zu ändern. Das sagte die Polizistin der Zeitung „Journal du dimanche“.

Das Innenministerium reagierte inzwischen. Minister Bernard Cazeneuve sprach von schwerwiegenden Anschuldigungen und kündigte eine Verleumdungsklage gegen Bertin an. Er kritisierte am Sonntagabend eine „Kampagne der Niederträchtigkeiten“ und versicherte: „Kein Mitglied meines Kabinetts war mit Frau Bertin in Kontakt.“ Premierminister Manuel Valls kritisierte am Montag im Sender BFMTV eine „rein politische Polemik“.

Beamter soll sie zur Änderung des Berichts aufgefordert haben

Bertin, Leiterin der Videoüberwachung bei der städtischen Polizei in Nizza, hatte der Zeitung gesagt, am Tag nach dem Anschlag sei ein Vertreter des Innenministeriums zu ihr gekommen und habe sie telefonisch mit einem Mitarbeiter des Ministers in Paris verbunden. Der Beamte habe sie am Telefon dazu aufgefordert, einen Bericht über die Polizeiposten und Absperrungen am Abend des Anschlags zu ändern.

In dem Bericht sollte sie betonen, „dass an zwei Stellen auch die nationale Polizei zu sehen gewesen sei“. Auf ihre Antwort hin, sie schreibe nur das, was sie auch gesehen habe, auf den Videos seien die Polizisten nicht zu sehen, habe der Beamte gesagt, sie solle den Bericht in nicht schreibgeschützter Fassung vorlegen. Das impliziert, dass der Beamte im Nachhinein noch Änderungen am Text vornehmen wollte.

Debatte über Sicherheitsvorkehrungen in Nizza

Einige Tage später, sagte Bertin, habe die Antiterror-Abteilung des Innenministeriums sie aufgefordert, die Aufnahmen der sechs Kameras zu löschen, die sie in dem Bericht genannt hatte. Es seien die Kameras gewesen, die den Anschlag gefilmt hätten. Die Bilder sollten nicht an die Öffentlichkeit gelangen, so die Begründung.

Schon seit Tagen wird in Frankreich darüber diskutiert, ob die Sicherheitsvorkehrungen in Nizza am Abend des Anschlags ausreichend waren. Die Kritik der Polizei in Nizza: Die Landesregierung habe nicht genügend Einsatzkräfte geschickt. Laut Medienberichten soll die nationale Polizei an der Promenade des Anglais – der Ort des Anschlags – nicht anwesend gewesen sein. Innenminister Cazeneuve behauptet das Gegenteil.

Ein Mann war am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen auf der Strandpromenade von Nizza in die feiernde Menge gefahren. 84 Menschen wurden getötet, die Polizei erschoss den 31-Jährigen. (sdo/dpa)

Die Welt trauert um die Opfer von Nizza

Am Tag nach dem verheerenden Anschlag auf die Feier des französischen Nationalfeiertags in Nizza zeigten Menschen in der ganzen Welt ihre Solidarität mit den Opfern. Dieses Mädchen etwa hielt ein Schild mit der Aufschrift „Frieden für Nizza“. Mit einer großen Schülergruppe trauerte sie am Freitagmorgen im indischen Ahmedabad.
Am Tag nach dem verheerenden Anschlag auf die Feier des französischen Nationalfeiertags in Nizza zeigten Menschen in der ganzen Welt ihre Solidarität mit den Opfern. Dieses Mädchen etwa hielt ein Schild mit der Aufschrift „Frieden für Nizza“. Mit einer großen Schülergruppe trauerte sie am Freitagmorgen im indischen Ahmedabad. © REUTERS | AMIT DAVE
Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis (rechts) trug sich vor der französischen Botschaft in Bukarest in ein Kondolenzbuch ein.
Rumäniens Staatspräsident Klaus Iohannis (rechts) trug sich vor der französischen Botschaft in Bukarest in ein Kondolenzbuch ein. © dpa | Bogdan Cristel
Währenddessen herrschte in Nizza immer noch Fassungslosigkeit. Diese Frau konnte in der Nähe des Anschlagsorts die Tränen nicht zurückhalten.
Währenddessen herrschte in Nizza immer noch Fassungslosigkeit. Diese Frau konnte in der Nähe des Anschlagsorts die Tränen nicht zurückhalten. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Überall in Nizza legten Menschen Blumen und Botschaften nieder. Auf einem Zettel am Hals dieses Kuscheltieres war zu lesen: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern.“
Überall in Nizza legten Menschen Blumen und Botschaften nieder. Auf einem Zettel am Hals dieses Kuscheltieres war zu lesen: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern.“ © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Spaniens König Felipe und Königin Letizia besuchten die französische Botschaft in Madrid und drückten dort ihre Trauer aus.
Spaniens König Felipe und Königin Letizia besuchten die französische Botschaft in Madrid und drückten dort ihre Trauer aus. © REUTERS | POOL
„Vive la France“ – Es lebe Frankreich. Auch in Rom zeigten Menschen überall in der Stadt ihre Solidarität mit Botschaften und Blumen.
„Vive la France“ – Es lebe Frankreich. Auch in Rom zeigten Menschen überall in der Stadt ihre Solidarität mit Botschaften und Blumen. © REUTERS | MAX ROSSI
In Mexiko City wurde in der auf das Attentat folgenden Nacht unter anderem das Friedensengel-Monument in den Nationalfarben Frankreichs angestrahlt.
In Mexiko City wurde in der auf das Attentat folgenden Nacht unter anderem das Friedensengel-Monument in den Nationalfarben Frankreichs angestrahlt. © REUTERS | HENRY ROMERO
Beim 22. Przystanek Woodstock Festival im polnischen Kostrzyn kamen die Menschen vor der Bühne zusammen und hielten Papierblätter in die Höhe, die zusammen die französischen Flagge ergaben.
Beim 22. Przystanek Woodstock Festival im polnischen Kostrzyn kamen die Menschen vor der Bühne zusammen und hielten Papierblätter in die Höhe, die zusammen die französischen Flagge ergaben. © dpa | Lech Muszynski
Der Staatspräsident der Ukraine, Petro Poroschenko, legte Blumen vor der französischen Botschaft in Kiew nieder.
Der Staatspräsident der Ukraine, Petro Poroschenko, legte Blumen vor der französischen Botschaft in Kiew nieder. © REUTERS | GLEB GARANICH
„Je suis Nice“ – Ich bin Nizza. Diesen an den Trauerspruch der Anschläge von Paris angelehnten Satz ließen die Verantwortlichen am Gebäude des EU-Parlaments in Brüssel erscheinen.
„Je suis Nice“ – Ich bin Nizza. Diesen an den Trauerspruch der Anschläge von Paris angelehnten Satz ließen die Verantwortlichen am Gebäude des EU-Parlaments in Brüssel erscheinen. © REUTERS | FRANCOIS LENOIR
In Nizza fanden sich am frühen Nachmittag Hunderte Menschen nahe des Anschlagsorts an der Promenade des Anglais ein, um gemeinsam zu trauern.
In Nizza fanden sich am frühen Nachmittag Hunderte Menschen nahe des Anschlagsorts an der Promenade des Anglais ein, um gemeinsam zu trauern. © REUTERS | PASCAL ROSSIGNOL
Laura Boldini, die Chefin des italienischen Abgeordnetenhauses, nahm die französische Botschafterin in Rom, Catherine Colonna, in den Arm.
Laura Boldini, die Chefin des italienischen Abgeordnetenhauses, nahm die französische Botschafterin in Rom, Catherine Colonna, in den Arm. © REUTERS | MAX ROSSI
Auch in Polen wurde vor der französischen Botschaft in der Landeshauptstadt kondoliert: Der polnische Verteidigungsminister Antoni Macierewicz legte Blumen vor dem Botschaftsgebäude in Warschau nieder.
Auch in Polen wurde vor der französischen Botschaft in der Landeshauptstadt kondoliert: Der polnische Verteidigungsminister Antoni Macierewicz legte Blumen vor dem Botschaftsgebäude in Warschau nieder. © dpa | Tomasz Gzell
Vor der französischen Botschaft in Wien drückten die Menschen mit Blumen ihre Solidarität aus.
Vor der französischen Botschaft in Wien drückten die Menschen mit Blumen ihre Solidarität aus. © REUTERS | HEINZ-PETER BADER
Russlands Präsident Wladimir Putin wandte sich in einer Ansprache an den französischen Präsidenten Francois Hollande: „Russland weiß, was Terror ist und welche Gefahr er für uns alle darstellt. Unser Volk ist mit ähnlichen Tragödien nicht nur einmal konfrontiert gewesen. Wir können den Terrorismus nur mit vereinten Kräften besiegen.“
Russlands Präsident Wladimir Putin wandte sich in einer Ansprache an den französischen Präsidenten Francois Hollande: „Russland weiß, was Terror ist und welche Gefahr er für uns alle darstellt. Unser Volk ist mit ähnlichen Tragödien nicht nur einmal konfrontiert gewesen. Wir können den Terrorismus nur mit vereinten Kräften besiegen.“ © dpa | Alexey Nikolsky / Sputnik / Krem
In Bangkok wurde der Opfer mit Kerzen und Stille gedacht.
In Bangkok wurde der Opfer mit Kerzen und Stille gedacht. © Getty Images | Dario Pignatelli
Mitten in Sydney fanden sich Trauernde ein und entzündeten Dutzende Kerzen.
Mitten in Sydney fanden sich Trauernde ein und entzündeten Dutzende Kerzen. © REUTERS | DAVID GRAY
Auch zwei Tage nach dem Anschlag kamen Menschen an der Unglücksstelle zusammen, ...
Auch zwei Tage nach dem Anschlag kamen Menschen an der Unglücksstelle zusammen, ... © Getty Images | Carl Court
... um zu trauern ...
... um zu trauern ... © Getty Images | Carl Court
und Blumen niederzulegen.
und Blumen niederzulegen. © Getty Images | Carl Court
Der Strand und die Promenade waren einen Tag nach dem Anschlag noch menschenleer. Nur vereinzelt saßen Menschen fassungslos und trauernd am Meer.
Der Strand und die Promenade waren einen Tag nach dem Anschlag noch menschenleer. Nur vereinzelt saßen Menschen fassungslos und trauernd am Meer. © Getty Images | David Ramos
Die französischen Flaggen hingen an der Promenade in Nizza auf Halbmast.
Die französischen Flaggen hingen an der Promenade in Nizza auf Halbmast. © Getty Images | David Ramos
Auch bei der Tour de France zeigten sich Rad-Fans solidarisch mit den Opfern von Nizza.
Auch bei der Tour de France zeigten sich Rad-Fans solidarisch mit den Opfern von Nizza. © dpa | Kim Ludbrook
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