Athen. Die Kritik aus dem Ausland an Finanzminister Wolfgang Schäuble wächst wieder. Es gibt sachliche Argumente, aber auch herbe Polemik.

Neben dem Titel „Schäuble über alles“ hat die Athener Zeitung „Dimokratia“ am Donnerstag Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble mit Henkerkapuze und mittelalterlichem Doppelbeil karikiert. „Der Henker Europas ist verrückt geworden“, schreibt das ultrakonservative Blatt. Die Darstellung stieß auf Unverständnis in allen Morgensendungen des griechischen Fernsehens.

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Schäuble habe einen Plan entworfen, mit dem die EU-Kommission praktisch abgeschafft werden solle, schreibt „Dimokratia“. Alle Haushalte der anderen Staaten im Euroland sollten dem Plan zufolge nur mit Zustimmung Berlins umgesetzt werden dürfen. „Er (Schäuble) fordert einen „Gauleiter“ in jedem Finanzministerium“, schreibt das Blatt mit einer Auflage von knapp 10.000 Exemplaren.

Hintergrund ist die offenbar wieder verschlechterte wirtschaftliche Lage in Griechenland. Die Konjunktur im überschuldeten Euro-Land springt nicht an. Nach sechsjähriger Rezession hatte Griechenland 2014 zwar erstmals wieder ein leichtes Wachstum von 0,7 Prozent erzielt. In den ersten drei Monaten 2016 wurde jedoch ein Minus von 1,4 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode verzeichnet.

„Podemos“-Chef: Schäuble ist ein Radikaler

Schon früher hatten Karikaturen und Fotomontagen in „Dimokratia“ für Wirbel gesorgt. So wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel während der Eurokrise schon mal in NS-Uniform gezeigt, dazu die Überschrift: „Memorandum macht frei“.

Scharfe Kritik kam auch aus Spanien. Juan Carlos Monedero, Mitbegründer der neuen Linkspartei „Podemos“ sagte in einem „Zeit“-Interview: „Für mich ist Wolfgang Schäuble ein Radikaler, als er wie ein Pate zu Yanis Varoufakis und Alexis Tsipras sagte: Hier in Brüssel ändern die griechischen Wahlen nichts. Das ist antidemokratisch. Extremistisch sind hier doch die Taliban der Märkte, die Troika, die EZB, Schäuble, alle, die dafür sorgen, dass Europa leidet und sich zurückentwickelt.“ (W.B./dpa)