Brüssel. Der Unkrautvernichter Glyphosat bleibt vorerst auf dem Markt. Das entschied die EU-Kommission, weil die Staaten sich nicht einigten.

Die EU-Kommission verlängert die Europa-Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat um bis zu 18 Monate. Das teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Der zuständige EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, hatte den Schritt zuvor bereits angekündigt.

Die EU-Kommission hatte eigentlich darauf gedrungen, dass die EU-Staaten über die weitere Zulassung des weit verbreiteten Unkrautvernichters entscheiden. Doch unter nationalen Vertretern war über Monate hinweg nicht die nötige Mehrheit für eine Verlängerung der aktuellen Genehmigung oder eine Neuzulassung zustande gekommen. Hätte es bis spätestens Donnerstag keine Entscheidung gegeben, wäre die EU-Genehmigung für den weit verbreiteten Unkrautvernichter zum Monatsende ausgelaufen.

Industrie spricht von unbefriedigender Zwischenlösung

Am vergangenen Freitag war eine letzte Abstimmung, bei der Deutschland sich enthalten hatte, gescheitert. Die große Koalition in Berlin liegt in der Frage über Kreuz. Während Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Unionsparteien für die weitere Zulassung plädierten, lehnten die SPD-Minister dies unter Verweis auf mögliche Gesundheitsgefahren ab. Die Substanz steht im Verdacht, Krebs zu erregen.

Der Industrieverband Agrar (IVA), der Pestizid- und Düngemittelhersteller vertritt, nannte die Verlängerung der aktuellen Zulassung bis spätestens Ende 2017 eine unbefriedigende Zwischenlösung. Stattdessen sei eine Genehmigung für 15 Jahre erforderlich.

Grüne: „Allerletzte Galgenfrist“

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) beklagte seinerseits, die EU-Kommission und die Vertreter der meisten EU-Staaten hätten sich „offenkundig von den Interessen der Agrarindustrie leiten lassen“. Bis zum Beweis der Unbedenklichkeit für Gesundheit und Umwelt habe Glyphosat verboten werden sollen, forderte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner sprach von einer „allerletzten Galgenfrist“ für Glyphosat. Allerdings werde sich während dieser Zeit nichts an der Nutzung des Stoffes ändern, beklagte er. „Immer deutlicher wird, dass das Ackergift angezählt ist und dass wir eine Agrarwende weg von der chemiebasierten industriellen Landwirtschaft hin zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung brauchen“, so Ebner. (dpa)