Nürnberg. Laut einem Bericht kommen 2016 500.000 syrische Flüchtlinge zu ihren Familien nach Deutschland. Frühere Prognosen lagen deutlich höher.

Deutschland muss sich wegen des Familiennachzugs in den kommenden Jahren auf Hunderttausende weitere Flüchtlinge aus Syrien einstellen. Der Nachzug wird jedoch geringer ausfallen als erwartet, wie aus einer Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge vom Jahresende 2015 hervorgeht. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Es würden politische Lösungen im Umgang mit Flüchtlingen benötigt, sagte der Leiter des Bundesamtes, Frank-Jürgen Weise.

Nach Zahlen des Bundesamtes seien 2015 etwa 428.000 Syrer nach Deutschland gekommen. Seit Anfang des Jahres seien 72.000 syrische Flüchtlinge eingereist. Entsprechend sei mit etwa 500.000 weiteren Flüchtlingen in diesem Jahr zu rechnen. Für jeden anerkannten syrischen Flüchtling sei mit einem Angehörigen – Ehegatte, Kind oder mit Eltern – zu rechnen. Die neuen Regelungen, die mit dem Asylpaket II in Kraft getreten sind – subsidiärer Schutz und Aussetzung des Familiennachzugs für zwei Jahre – schlügen sich erst geringfügig in der Zukunft nieder, schreibt die Zeitung.

Prognose widerspricht deutlich bisherigen Vorhersagen

Die Prognose des Bundesamtes widerspricht damit Vorhersagen, die eine Verdreifachung oder Vervierfachung der Flüchtlingszahlen durch den Familiennachzug vorausgesagt hatten. Dennoch kämen auf die Sozialkassen zusätzliche Belastungen zu, die aber durch die zeitliche Verzögerung nur schrittweise eintreten würden.

Weise sagte, die Zahl der ankommenden Flüchtlinge sei derzeit durch politische Vereinbarungen „unter Kontrolle zu halten“. Politik und Gesellschaft müssten sich aber überlegen, wie man mit Menschen umginge, die sich aus Armut auf den Weg nach Europa machten. Er selbst wolle sich nicht in die Politik einmischen, er arbeite seinen Auftrag ab, „damit die Politik wieder handeln kann“.

Weise will Berg von Asylanträgen abarbeiten

Weise, der das Bundesamt seit September 2015 führt, will bis Ende diesen Jahres den Berg von mehr als 450.000 nicht bearbeiteten Asylanträgen abgetragen haben: „Wir sind das den Leuten schuldig, sie nicht acht Monate nach der Flucht warten zu lassen.“ Zugleich betonte Weise, dass der Rückstand der nicht erledigten Fälle nicht in das Wahljahr 2017 getragen werden solle.

Einen Rückgang der Entscheidungszahlen in den vergangenen zwei Monaten begründete Weise mit der Einarbeitung der neu eingestellten Beschäftigten durch erfahrene Mitarbeiter. Aktuell seien 7100 Mitarbeiter beschäftigt, 7300 sollen es werden. (epd)