Berlin. Der Preisverfall bei Milch lässt die Landwirte stöhnen. Diesen Montag tagt deshalb der Milchgipfel. Hilfe für die Bauern ist in Sicht.
Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) fordert für seinen Milchgipfel an diesem Montag Mithilfe von allen Beteiligten – Molkereien, Handel und Landwirten. „Ich werde sehr offen und deutlich sein, weil ich es nicht akzeptieren kann, dass jeder mit dem Finger auf den anderen zeigt“, sagte er im ARD-„Morgenmagazin“.
Die Bauern seien allerdings diejenigen, die derzeit allein die Marktrisiken tragen müssten, sie seien in einer „katastrophalen Situation“. Molkereien, Handel und Verbraucher müssten zu Zugeständnissen bereit sein. „Ich suche nicht nach Schuldigen, ich suche nach Lösungen“, sagte Schmidt. Er stellte einen dreistelligen Millionenbetrag aus Bundesmitteln für Investitionen in Aussicht, um die Situation zu verbessern.
Die Erzeugerpreise sind abgestürzt
Die Erzeugerpreise für die Bauern sind zuletzt teils unter 20 Cent je Liter Milch gefallen. Zum Decken der Kosten gelten mindestens 35 Cent als nötig. Ursache des schon seit Monaten andauernden Preisverfalls sind zu große Milchmengen auf den Märkten. Profitieren können die Verbraucher: Beim Discounter kostet der Liter Milch aktuell etwa 46 Cent.
Protest gegen Milchpreisverfall
Zum „Milchgipfel“ sind die Landes-Agrarminister nicht eingeladen - mit ihnen wolle er nächste Woche sprechen, sagte Schmidt. „Auch die Länder müssen ja ihre Verantwortung mit wahrnehmen, und ich höre ja durchaus Signale, dass man das will.“
Schwankungen der Milchpreise sind allerdings nicht neu. Schon 2009 sackten die Erzeugerpreise teils unter 22 Cent, schwangen sich 2013 aber zeitweise wieder auf mehr als 40 Cent empor. Seitdem geht es erneut abwärts.
Die Ursachen liegen auch in China und Russland
Gerade dämpft die schwächere Nachfrage in China und erdölexportierenden Ländern die Geschäfte. Weil Russland wegen der Konfrontation in der Ukraine-Krise Importe abblockt, bleibt mehr Milch in der EU und verwässert zusätzlich die Preise. In den USA und Neuseeland legte die Erzeugung zu – genau wie in einigen EU-Ländern nach dem Aus der limitierenden Milchquote 2015. Dazu kommt der Reflex, dass Bauern mehr produzieren, um die gewohnten Einnahmen zu erhalten. Das verschärft wieder den Preisdruck für alle.
Die Wurzel des Problems ist zu viel Milch auf dem Markt – da sind sich alle Beteiligten einig. Doch wie bringt man das Angebot herunter? Der Bauernverband sieht die Molkereien in der Pflicht, die etwa besser zu den Bauern rückkoppeln müssten, welche Mengen zu vernünftigen Preisen absetzbar sind. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) schlägt vor, dass Molkereien einen „Bonus für Mengenvernunft“ zahlen, wenn Milcherzeuger ihre Menge drosseln.
Für eine Preiswende reichten schon zwei, drei Prozent weniger, erläutert AbL-Vize Ottmar Ilchmann. Das bekämen die Betriebe gut hin, indem sie zum Beispiel weniger Kraftfutter geben oder Kälber mit frischer Kuhmilch füttern. (dpa)