Ankara. Ministerpräsident Davutoglu hat im Machtkampf mit Staatspräsident Erdogan wohl den Kürzeren gezogen und wird nicht wieder kandidieren.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu steht nach Angaben aus Kreisen seiner Partei vor der Ablösung. In den kommenden Wochen solle ein außergewöhnlicher Parteitag seinen Rücktritt als Vorsitzenden beschließen, sagten fünf Mitglieder der regierenden AKP am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Der Parteichef führt gleichzeitig die Regierung. Der Entscheidung sei ein mehr als eineinhalbstündiges Gespräch zwischen Davutoglu und Präsident Recep Tayyip Erdogan vorangegangen. „Ich glaube nicht, dass Davutoglu wieder kandidieren wird“, sagte einer der Insider. Der Parteitag könnte ab dem 21. Mai stattfinden und solle vor dem 6. Juni abgeschlossen sein, dem Anfang des islamischen Fastenmonats. Als mögliche Nachfolger würden Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus und Justizminister Bekir Bozgag gehandelt.

Davutoglu hatte den Regierungsvorsitz 2014 von Erdogan übernommen, als dieser Präsident wurde. Zwischen den beiden Männern ist es immer wieder zu Spannungen gekommen. Eine Ablösung Davutoglus fände zu einem Zeitpunkt statt, an dem die Türkei vor mehreren innen- und außenpolitischen Herausforderungen steht, darunter Kämpfe gegen radikale Kurden und der Bürgerkrieg im Nachbarland Syrien. Unklar bleibt zunächst, wie sich das auf das EU-Türkei-Abkommen zu Flüchtlingen auswirken würde, das insbesondere Davutoglu vorangetrieben hatte. (rtr)