Berlin. Jüdische Vereinigungen klagen an: Auf Youtube können Neonazis ungehindert ihre braunen Lieder verbreiten. Die Justiz soll eingreifen.

Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat die Video-Plattform Youtube für ihren laxen Umgang mit neonazistischen Hetzliedern kritisiert. „Man muss es so deutlich sagen: Youtube ist eine Spielwiese der Neonazis. Letztere wissen, sie können sich dort weitgehend unbehelligt austoben“, schrieb Weltkongress-Justitiar Menachem Z. Rosensaft in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Jüdische Allgemeine“, der an diesem Freitag erscheint.

Trotz wiederholter Aufforderungen würden entsprechende Titel nicht oder nur selten gelöscht. Google als Mutterkonzern von Youtube halte auf dem Portal wissentlich illegale Nazi-Hetze vor. Als Beispiel nennt Rosensaft die Neonazi-Band „Kommando Freisler“ mit dem Hetzlied „In Belsen, in Belsen, da hängen sie an den Hälsen“. Obwohl die Verbreitung solcher indizierter Musiktitel verboten sei, unternehme Google auf Youtube nur wenig.

„Google muss von sich aus durchgreifen“

„Youtube behauptet, angezeigte Videos würden umgehend entfernt. Das ist aber nachweislich falsch“, so der Justitiar des jüdischen Dachverbandes. „Widerlichste“ Titel wie „Giftgas“ und „Judenschwein“ seien weiterhin in zahlreichen Versionen vorhanden. Die Laxheit des Video-Portals gegenüber solch obszöner Hetze bezeichnete Rosensaft als erschütternd. Als Sohn von Auschwitz- und Bergen-Belsen-Überlebenden verursache ihm das Übelkeit. Es werde Zeit, dass Google endlich von sich aus durchgreift. „Wenn nicht, müssen deutsche Justiz und Politik sich des Falles annehmen“, forderte Rosensaft. (epd)